Kommentar
10:27 Uhr, 02.04.2019

Nie wieder Zinsen!!

Es sieht danach aus, dass die große Katastrophe (schwere Rezession) ausbleibt. Die Zinsen müssten also gar nicht fallen. Sie tun es trotzdem.

Die Zinswende war einmal. Noch bevor sie in vielen Ländern überhaupt begonnen hat, ist sie schon wieder vorbei. Seit Anfang 2008 geht es mit den Zinsen unter größeren Schwankungen nur noch bergab (Grafik 1). Kurz nach der Finanzkrise gab es einen kleinen Anstieg. Immerhin hob die EZB die Zinsen damals minimal an.


2013 und 2014 führte das US-Taper Tantrum zu einem Zinsanstieg. Der Ausstieg aus QE wurde vorbereitet. Das versetzte den Markt in helle Aufregung. Global legten die Zinsen zu. Das war allerdings nur ein kurzfristiges Phänomen. Obwohl QE beendet wurde und die Fed die Zinsen bereits einmal angehoben hatte, gab es 2016 neue Tiefs.

Vor 2016 erreichten nur die Renditen 10-jähriger, Schweizer Anleihen negatives Territorium. Langfristzinsen andernorts hielten sich über dieser magischen Grenze. 2016 kam es dann anders. In Japan und Deutschland ging es schnurstracks unter 0 %. In einigen Ländern ging es nahe an die Marke von 0 % heran. In Frankreich fiel die Rendite auf 0,1 % und in Dänemark auf 0,06 %. Gerundet sind das 0 %.

Auslöser für die fallenden Zinsen – trotz Zinswende in den USA – war die Wachstumsverlangsamung in China und der Einbruch der Rohstoffpreise. Es wurde plötzlich sehr viel weniger investiert, was auch in den USA Tempo aus dem Wachstum nahm und viele Entwicklungsländer an den Rand des Zusammenbruchs führte.

Als sich herausstellte, dass die Wirtschaft einer Rezession entgehen würde, ging es mit den Zinsen endlich bergauf. Die US-Notenbank machte ernst. Inzwischen sind es 9 Zinsschritte, die sie durchgesetzt hat. Auch in der Eurozone wurde QE abgewickelt und der erste Zinsschritt nach oben sollte ursprünglich in diesem Jahr erfolgen.

Nun ist genau das geschehen, was alle gefürchtet haben. Es kommt zu einem Abschwung, vielleicht sogar zu einer Rezession, doch das Zinsniveau ist nach wie vor sehr niedrig. Obwohl die Notenbanken ihre Geldpolitik nicht maßgeblich gelockert haben, sind die Zinsen im Sturzflug gefallen.

Das hat sich auch mit der Entspannung an der Börse nicht entschärft. Die Zinsen erreichen in der Eurozone fast wieder die bisherigen Allzeittiefs. In Deutschland fehlen nur noch 0,1 %, in Dänemark 0,04 % und in der Schweiz 0,2 %.

In einigen Ländern wurden sogar neue Allzeittiefs erreicht. Zu nennen sind hier Australien und Neuseeland. Die Zinsen stehen 0,06 % bzw. 0,36 % tiefer als beim bisherigen Allzeittief. Global gesehen sind die Zinsen heute also kaum höher als beim bisherigen Paniktief.

Obwohl keine globale Rezession um sich greift, erreichen wir neue Rekorde. Das sagt praktisch alles. In den kommenden 10 Jahren müssen wir nicht auf höhere Zinsen hoffen. Die Zeit ultraniedriger Zinsen wir aller Voraussicht mindestens 20 Jahre andauern. Das ist schon fast eine ganze Generation.

Clemens Schmale

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7 Kommentare

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  • tradesequenz
    tradesequenz

    köstlich, bricht das Vertrauen, dann werden auch die Zinsen bald , sehr bald nach oben schießen, dann nämlich auch hier und in den USA, schon aus Risiko Gründen ganz zwingend, denn keiner wird dem Versprechen der Staaten noch 100% Glauben schenken wollen

    12:52 Uhr, 02.04. 2019
  • G3ckOoo
    G3ckOoo

    Der Kapitalismus zerstört sich am Ende wieder selbst. Die Amerikaner kommen dem zitternden Rest der Welt zuvor und bringen die Chinesen zu Fall und sperren vorsorglich schon einmal die Grenzen Richtung Mexiko. Endspiel des FIAT Geldes naht.

    12:37 Uhr, 02.04. 2019
    1 Antwort anzeigen
  • Floh11
    Floh11

    Keine Angst. Erst kommt der deflationäre Schock. Dann wird die Basisgeldmenge verdoppelt und im Zuge der daraus entstandenen 50% tigen Wechselkursinflation die Zinsen schnell angehoben. Dann beginnt das Spiel von vorne...

    11:21 Uhr, 02.04. 2019
  • netzadler
    netzadler

    von wegen, es gibt keine einfachen Wahrheiten ;-)

    11:14 Uhr, 02.04. 2019
  • Jaroos
    Jaroos

    Der internationale Konkurrenzkampf macht auch bei Zinsen/der Abwertung der Währung keinen Halt.

    11:06 Uhr, 02.04. 2019

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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