Kommentar
10:01 Uhr, 06.04.2020

Ölkrise: Das gab es noch nie!

Der Gouverneur von Texas meinte bei einem Ölpreis von knapp 30 Dollar je Fass: der Preis ist hoch. Besser kann man die Krise kaum auf den Punkt bringen.

Erwähnte Instrumente

  • WTI Öl
    ISIN: XC0007924514Kopiert
    Kursstand: 27,78900 $/bbl. (FXCM) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung
  • WTI Öl - WKN: 792451 - ISIN: XC0007924514 - Kurs: 27,78900 $/bbl. (FXCM)

Der Preis von WTI Öl fiel Ende März kurz unter die Marke von 20 Dollar. Zuletzt war der Ölpreis im Jahr 2001 so niedrig. Dennoch war der Preis alles andere als unfair. Stattdessen fragt man sich wie es überhaupt sein konnte, dass der Ölpreis noch zum Jahreswechsel bei mehr als 60 Dollar liegen konnte. Seit 2014 ist die Welt chronisch überversorgt. Langfristig halten sich Ölförderung und Verbrauch die Waage. In einigen Jahren wird mehr verbraucht als gefördert wird. In anderen Jahren ist es genau umgekehrt. Die Differenz wird durch Lagerbestände ausgeglichen. Die Lager sind nach der jahrelangen Überversorgung aber randvoll. Inzwischen werden wieder händeringend Öltanker gesucht, damit das Öl gelagert werden kann. Die Charterkosten verdreifachten sich innerhalb weniger Tage. Auslöser für die Misere war einerseits das Zerwürfnis zwischen Russland und Saudi-Arabien und andererseits ein Einbruch der Nachfrage.


In vielen Ländern steht die Wirtschaft teilweise still. Es wird weniger Auto gefahren, weniger Güter werden transportiert, geflogen wird fast gar nicht mehr. Bereits im ersten Quartal dürfte der Ölverbrauch um 5 Mio. Barrel/Tag niedriger gewesen sein als Ende 2019. Das zweite Quartal wird richtig bitter. Der Verbrauch dürfte im Durchschnitt 15-20 Mio. Barrel tiefer liegen (Grafik 2).

Würden sich Ölproduzenten nun ncht auf Kürzungen einigen, dürften Russland und Saudi-Arabien im April oder Mai ihre maximale Kapazität ausschöpfen. Das Angebot steigt so noch einmal um mehrere Millionen Barrel. Währenddessen sinkt die Nachfrage. Die tägliche Überversorgung läge dann bei 25 Mio. Barrel. Das ist historisch.

Russland und Saudi-Arabien sind sich uneins. Auch am Wochenende hörten die gegenseitigen Vorwürfe nicht auf. Dabei soll heute, Montag, der große Durchbruch kommen und eine neue Förderkürzung beschlossen werden. Russland, vollkommen zu Recht, sagt aber auch, dass es ohne die USA nicht geht.

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Die USA sind inzwischen der weltweit größte Produzent von Erdöl. Es kann ja nicht sein, dass sich die USA an höheren Preisen erfreuen, immer mehr Öl fördern und Marktanteile gewinnen, während Russland und Saudi-Arabien immer weniger verkaufen. Es muss schon an einem Strang gezogen werden.

Das ist gar nicht so einfach. US-Produzenten brauchen dringend höhere Preise. Die Produktionskosten variieren ja nach Gebiet stark, doch 20 oder 30 Dollar sind in jedem Fall zu niedrig (Grafik 3). Da die Förderung in den USA nicht vom Staat bestimmt wird, kann man schlecht Förderkürzungen durchsetzen. Es müsste die rechtliche Grundlage für ein temporäres Kartell geschaffen werden.

Wir werden sehen, ob eine Einigung möglich ist. Bisher waren Kürzungen von 10-15 Mio. Barrel im Spiel. Das wird der Lage nicht ganz gerecht. Selbst wenn eine Einigung gelingt, dürfte der Schmerz auf absehbare Zeit groß bleiben.

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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