Kommentar
18:30 Uhr, 23.12.2024

Was den Kryptos jetzt am meisten schaden kann

Die Zeiten sind vorbei, als man noch befürchten musste, dass es die Staaten bzw. Regierungen sind, die den Kryptowährungen das Leben extrem schwer machen würden, bis hin zu Verboten. In den USA droht nun eher das Gegenteil, eine sehr lasche Laissez-faire-Politik.

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Wenn Trump nicht gewonnen hätte, sähe die nächste Administration vermutlich wesentlich "kryptoregulanter" aus. Der scheidende SEC-Chef Gary Gensler war z.B. der Ansicht, dass die meisten Kryptowährungen (Bitcoin nahm er explizit aus) eigentlich als Wertpapiere eingestuft werden sollten - mit der SEC als zulassender und beaufsichtigender Behörde.

Der nächste SEC-Chef Paul Atkins dürfte dem Markt dagegen sehr viel Spielraum geben, und die Regulierung minimal belassen. Trump selbst ist inzwischen ja Krypto-Fan und seine Familie in dem Bereich unternehmerisch aktiv.

Ein zentrales Versprechen von Kryptowährungen in Abgrenzung zum Fiat-Money der Staaten ist ihre Begrenztheit, die nicht beliebige Vermehrbarkeit. Das berühmteste Beispiel sind die maximal möglichen 21 Mio. Bitcoin (lies dazu auch ganz unten weiter). Viele Projekte haben strikte Grenzen, einige haben eine eingebaute, limitierte Inflation.

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Was aber ganz und gar nicht limitiert ist: Die Zahl der verschiedenen Krypto-Projekte. Bei den Meme-Coins, die vornehmlich die Solana-Chain bevölkern, ist ein regelrechtes Ersaufen in neuen Projekten zu erwarten. Inzwischen gibt es simple Generatoren, die mit wenigen Klicks den nächsten absurden Token erzeugen. Ich möchte nur als Beispiel den "Unicorn Fart Dust Coin" erwähnen (übersetzen kann sich das jeder selber), der es auf mehrere 100 Mio. USD MarketCap brachte.

Parallelen zum NFT-Hype, der 2022 zusammenbrach, sind unübersehbar, auch wenn es inhaltlich keine Übereinstimmungen gibt. 2025 dürfte der Markt der Meme-Coins kollabieren.

Zwar versuchen etliche der Projekte, einen angeblichen Anwendungsfall zu konstruieren, der über die reine Existenz hinausgeht. Und man klammert sich vielleicht an die Vision, wie der Urvater der Meme-Coins DOGE irgendwann Schritte aus dem reinen Spaß-Kryptoversum machen zu können.

Aber dass es bei den Meme-Coins im Großen und Ganzen einfach nur um Abzocke geht, um Pump and Dump, sollte man doch erkennen können. Es wird den Initiatoren extrem leicht gemacht, mit relativ wenig Aufwand den Krypto-Dartpfeil zu werfen - vielleicht klappt es ja.

Man kann sich natürlich auf den Standpunkt stellen, dass der Markt frei ist und jeder selbst verantwortlich für sein Handeln. Aber dem Image der Kryptos schaden solche Exzesse. Deswegen ist angemessene Regulierung auf lange Sicht sehr positiv. Die Registrierung eines Projekts bei der SEC mag nervig und aufwendig klingen, würde aber viele unnütze Schrottprojekte von vornherein unterbinden. Vielleicht wird die kommende massive Schwemme an Coins und Token die nächste SEC-Administration dann doch noch die Zügel anziehen lassen.

Zum Schluss noch ein paar Worte zu einem aktuellen "Schocker" in der Community (neben der Angst vor Angriffen von Quanten-Rechnern). : Weiter oben habe ich das Knappheitsversprechen der Kryptos erwähnt. BlackRock hat kürzlich ein Video veröffentlicht, in dem auf die harte 21 Mio.-Grenze im Bitcoin-Code eingegangen wird.

Dabei wird die Möglichkeit angesprochen, dass Nodes/Miner diese Grenze irgendwann aufheben könnten und die 21 Mio. eben nicht unveränderlich in Stein gemeißelt sind.

Das stimmt grundsätzlich, denn prinzipiell kann mittels einer Hard Fork alles geändert werden. Die Diskussion ist schon älter und hat vor allem mit den langfristigen Perspektiven der Miner zu tun. Was den Bitcoin vor allem von allen anderen Coins abhebt, ist seine extreme Sicherheit durch eine immens hohe Hashrate im Netzwerk, sagen wir einfach es gibt verdammt viel Rechenpower, die den Bitcoin de facto unknackbar macht. Der Grund dafür ist, dass Mining sich finanziell lohnt. Es gibt die Gebühren und den Block Reward, aktuell 3,125 BTC pro Block.

Alle vier Jahre halbiert sich der Reward, das berühmte "Halving". Es wird also unrentabler zu minen, außer der Bitcoin-Kurs zieht entsprechend nach. Aber irgendwann (um 2140) gibt es gar keine neuen Coins mehr, weil dann alle 21 Mio. erzeugt wurden. Schon sehr viel früher stellt sich natürlich die Frage, wie das BTC-Netzwerk so sicher bleiben kann wie es ist. Denn die Gebühren werden nicht annähernd in diesem Ausmaß steigen können, wie es zur Kompensation nötig wäre.

Schon vor 5 Jahren hat der Bitcoin-Core-Entwickler Peter Todd deswegen gesagt, dass Bitcoin eine eingebaute Inflation bräuchte, um die hohe Sicherheit des Netzwerkes zu gewährleisten, die Miner also dauerhaft zu entlohnen.

Was er aber später hinterher schob, ist entscheidend: "Was ich nicht erwähnte, aber hätte erwähnen sollen ist: Ich denke, dass das 21 Mio.-Limit so fundamental für den Bitcoin ist, dass es wahrscheinlicher ist, dass der Bitcoin sterben wird, als dass das Limit geändert wird".

Würde das 21 Mio.-Limit wirklich aufgehoben, sich eine Mehrheit dafür finden, dann ist davon auszugehen, dass der Kurs zusammenbrechen würde. Denn dann wäre das zentrale Versprechen dahin und das Vertrauen weg. Deswegen wird das vermutlich auch nicht passieren, denn wer schadet sich schon gerne selbst.

Dabei wäre eine geringe Inflation sogar schon alleine deswegen sinnvoll, weil die Menge an tatsächlich verfügbaren BTC ständig fällt. Schätzungen gehen von mehreren Millionen Coins aus, die dauerhaft verloren sind. Alleine der Gründer "Satoshi Nakamoto" hatte rund eine Million Coins geschürft und ist verschwunden, vielleicht tot. Deswegen werden wir auch nie erfahren, wie er diese Diskussion beurteilen würde.


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  • MikiMaus
    MikiMaus

    Zu benennen ist, Wer das LIMIT aufheben kann! Alles andere geschriebene ist hinfällig!

    19:03 Uhr, 23.12.