Kommentar
12:05 Uhr, 06.08.2020

Nicht nur der Euro ist unumkehrbar, auch die EU

Bisher hieß es immer, der Euro sei unumkehrbar. Nun muss man das auch um die EU ergänzen.

Erwähnte Instrumente

  • EUR/USD
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  • EUR/USD - WKN: 965275 - ISIN: EU0009652759 - Kurs: 1,18507 $ (FOREX)

In Brüssel wurde lange verhandelt. Am Ende stand das gefeierte Rettungspaket, bei dem insgesamt 750 Mrd. Euro ausgegeben werden. Jeder Regierung war im Vorfeld klar, dass auf die Pandemie reagiert werden muss. Italien, Spanien und Griechenland brauchen Hilfe, um eine jahrelange Depression zu vermeiden. Da die Schulden in diesen Ländern bereits sehr hoch sind, sind noch mehr Schulden nur ein schlechter Ausweg. Ursprünglich waren Zuschüsse in der Höhe von 500 Mrd. geplant. Am Ende wurde dieser Betrag auf 390 Mrd. reduziert. Der Rest der 750 Mrd. wird als Kredit vergeben. Da das Geld nicht vom Himmel fällt, muss es von irgendwoher kommen. In diesem Fall kommt es von der EU, einer Institution, die bisher schuldenfrei war. Das ändert sich nun schlagartig. Die EU muss 750 Mrd. auf dem Anleihemarkt aufnehmen und wird damit zu einem der größten Schuldner der Welt. Schließt man die ganz großen Schuldner der Welt (USA, China, Japan) mit ein, erreicht die EU trotzdem Rang 12 und das nicht etwa über Jahrzehnte, sondern sofort.


750 Mrd. an Schulden sind viel. Die Kosten für diese Schulden dürften sehr niedrig ausfallen, da ja die Gemeinschaft am Ende haftet. Die EU erhält von ihren Mitgliedsstaaten Geld überwiesen und da jedes Land dazugehört, auch die der besten Bonität wie Deutschland und die Niederlande, dürften die Anleihen als sehr sicher gelten.

Gemeinsame Schulden erschweren es die EU zu verlassen. Je höher die gemeinsamen Schulden sind, desto schwieriger wird es. Nur wenige Länder können es sich leisten, diese Rechnung zu begleichen. Damit wird die EU fast so unumkehrbar wie die Eurozone. Die Eurozone wurde durch die Target2 Salden unumkehrbar.

Kapital floss aus Krisenländern ab. Das entspricht einem negativen Saldo und erscheint als Forderung gegenüber diesen Ländern als positiver Saldo in Ländern wie Deutschland oder Luxembourg (Grafik 2). Bricht die Eurozone auseinander, sind diese Forderungen wohl verloren. Das will niemand.


Die Target2 Salden dürften in den nächsten Wochen ein neues Rekordungleichgewicht erreichen. Verantwortlich dafür sind die Anleihenkäufe der EZB. Als QE kurzfristig pausiert wurde und die EZB ein Tiering für Überschussreserven einführte, reduzierte sich das Ungleichgewicht etwas.

Durch neues QE und das Pandemiekaufprogramm ist absehbar, dass die Ungleichgewichte größer werden. Damit wird der Euro noch unumkehrbarer. Nun gilt das gleiche auch für die EU. Ob das nun gut oder schlecht ist, muss jeder für sich beurteilen. Durch die gemeinsamen Schulden werden jedenfalls Fakten geschaffen. Investoren scheint es zu gefallen. Der Euro ist so stark wie lange nicht.

Clemens Schmale


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9 Kommentare

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  • MicSim
    MicSim

    Man hätte es bei der EG belassen sollen.

    Für jeden Marktwirtschaftler muss es doch ein Graus sein zu hören, daß in Brüssel an die 50.000 Bürokraten "arbeiten" von denen 4000 bis 5000 mehr verdienen als die Kanzlerin, die aber niemand mit Namen kennt. Was soll das? Niemand hat die EU Kommissare (sowjet-russischer Begriff) gewählt. Wem sind diese Rechenschaft schuldig?

    13:26 Uhr, 10.08.2020
  • ZeroG
    ZeroG

    Wir arbeiten , liefern die Produkte ins Ausland, aber wir werden nie das Geld sehen ...

    11:21 Uhr, 07.08.2020
    1 Antwort anzeigen
  • Tüskendör
    Tüskendör

    Ich weiß nicht warum es Menschen gibt, die glauben Deutschland stünde allein besser da. Die EU ist ein Muss. Auch geopolitisch. China fingert sich Hongkong, Russland die Krim, in den USA gilt America first... (man beachte die jüngsten Drohungen gegen Häfen auf Rügen - ein Unding).

    Seid bitte realistisch. Verdammt.

    Auch die Schweiz wäre nicht neutral, wenn sie China oder Russland als Anrainer hätte...

    22:29 Uhr, 06.08.2020
  • amateur
    amateur

    ...die Politiker sagen jedenfalls so, ob es stimmt, wird man erst in vielen Jahren wissen...

    21:27 Uhr, 06.08.2020
  • Market Impact
    Market Impact

    Warum sollte sich die EU auflösen wenn es als Gemeinschaft jedem Land besser geht?

    18:24 Uhr, 06.08.2020
  • Aus meiner Sicht
    Aus meiner Sicht

    Nichts ist "unumkehrbar" und fast nichts ist "alternativlos".

    17:35 Uhr, 06.08.2020
  • MicSim
    MicSim

    Kein Mensch der bei Trost ist kauft sich zu einen Witz an Zins solche Papiere. Also landet alles bei der EZB. Marktwirtschaft kann man das aber dann nicht mehr nennen.

    Zurückgezahlt wird eh nichts. Die Anleihen werden höchstens zum jüngsten Gericht fällig.

    Und "unumkehrbar": hat es nicht Ende der 80er geheißen, daß die Mauer noch 100 Jahre stehen wird? Spätestens wenn so etwas ähnliches regelmäßig in den Gazetten zu EU und EURO zu lesen sein wird, weiß man daß es doch wohl eher 10 oder weniger Jahre sein werden.

    14:07 Uhr, 06.08.2020
    1 Antwort anzeigen

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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