Neues Plaza-Abkommen: Lässt sich Europa über den Tisch ziehen?
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Als die Finanzminister und Notenbankchefs der damals fünf wichtigsten Industrienationen sich im September 1985 im New Yorker Plaza Hotel trafen, stand Wichtiges auf der Agenda: Der Dollar hatte in den vergangenen Jahren stark gegenüber Deutscher Mark und Japanischem Yen aufgewertet und belastete zunehmend die Wettbewerbsfähigkeit der US-Industrie. Ein riesiges Handelsbilanzdefizit war entstanden, da niemand mehr die überteuerten US-Waren kaufen wollte.
Die Lösung: Deutschland, Frankreich, Großbritannien, die USA und Japan einigten sich im Plaza-Abkommen darauf, dass der Dollar zu stark sei und Deutsche Mark und Japanischer Yen gegenüber dem Dollar aufwerten müssten, um ein neues Gleichgewicht herzustellen. In den folgenden Jahren gaben die Zentralbanken mehr als 10 Milliarden Dollar aus, um den Dollar künstlich gegenüber den anderen wichtigen Währungen zu schwächen. Das Ziel: Die US-Industrie, die gegenüber der Konkurrenz aus Deutschland und Japan immer stärker ins Hintertreffen geriet, sollte durch den schwächeren Dollar wieder wettbewerbsfähiger werden.
Die Entscheidung hatte verheerende Folge, besonders für Japan. Die in den kommenden Jahren herbeigeführte Aufwertung des Yens gegenüber dem US-Dollar unterstützte das Aufblähen der riesigen japanischen Immobilienblase, deren Kollaps wenige Jahre später die japanische Wirtschaft so stark schädigte, dass das Land noch heute darunter leidet.
Rund 32 Jahre nach dem Plaza-Abkommen könnte sich nun aber die Geschichte wiederholen, nicht nur wegen der Dollar-Aufwertung in den vergangenen Jahren. Denn dem neuen US-Präsidenten Donald Trump ist das chronische Defizit der USA im Handel mit dem Rest der Welt ein Dorn im Auge. Länder wie China, Japan und auch Deutschland verschaffen sich mit Hilfe einer unterbewerteten Währung Vorteile im Handel mit den USA, ist von Trump persönlich und aus seinem Umfeld zu hören.
Ein wichtiger Berater des neuen US-Präsidenten übte in der vergangenen Woche scharfe Kritik an Deutschland. Deutschland profitiere mit dem Euro von einer Währung, die für das Land viel zu schwach sei und habe deshalb im Handel mit anderen Euro-Staaten und dem Rest der Welt ungerechte Vorteile, sagte Peter Navarro, neuer Chef des National Trade Councils, der "Financial Times".
In einem Interview mit dem "Tagesspiegel" stimmte Schäuble der Sichtweise der Trump-Regierung, dass der Euro für die deutsche Wirtschaft eigentlich zu schwach sei, nun zu: "Der Euro-Kurs ist genau betrachtet für die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Wirtschaft zu niedrig. Als EZB-Chef Mario Draghi mit der expansiven Geldpolitik anfing, habe ich ihm gesagt, dass er damit den deutschen Exportüberschuss nach oben treiben wird. Ich habe damals versprochen, diesen Kurs nicht offen zu kritisieren. Aber ich will dann für die Folgen dieser Politik auch nicht kritisiert werden", sagte Schäuble dem "Tagesspiegel".
Schäuble stimmt also der Diagnose zu, dass der Euro für Deutschland zu schwach ist, verweist aber gleichzeitig darauf, dass Deutschland eigentlich gar nichts dafür kann. Denn Deutschland kann keine eigene Geldpolitik mehr gestalten, sondern hat diese Aufgabe an die Europäische Zentralbank (EZB) übertragen. Kein Wunder, dass auch EZB-Präsident Mario Draghi die Kritik aus den USA nicht gelten lassen will und die Kritik am zu schwachen Euro für Deutschland zurückweist.
Bei oberflächlicher Betrachtung ist ein neues Plaza-Abkommen, in dem sich Europa und Länder wie Japan und China dazu verpflichten würden, ihre Währungen gegenüber dem Dollar aufzuwerten, keinesfalls ausgeschlossen. Die Trump-Regierung hätte sogar ein exzellentes Druckmittel in der Hand, um die anderen wichtigen Volkswirtschaften zu bewegen, eine Dollar-Abwertung zu unterstützen. Trump hat ohnehin bereits Strafzölle für wichtige Handelspartner wie Deutschland, China und Mexiko angedroht. Nun könnte die Strafzölle wegfallen, sofern die entsprechenden Länder einer Aufwertung ihrer Währung zustimmen. Sowohl Strafzölle als auch eine Dollar-Abwertung hätten den gleichen Effekt: Sie würden die Wettbewerbsfähigkeit der US-Wirtschaft auf Kosten aller anderen Länder stärken.
Fraglich ist allerdings, ob die Europäische Zentralbank (EZB) einem solchen Ansinnen zustimmen würde. Insbesondere in weniger wettbewerbsfähigen Ländern in Südeuropa dürfte der Widerstand gegen einen stärkeren Euro vehement ausfallen.
Auch wenn es nicht zu einem neuen Plaza-Abkommen kommt, dürfte der Raum für eine weitere Dollar-Aufwertung begrenzt sein. Europa und exportstarke Länder wie Japan oder China können letztlich kein Interesse daran haben, ihre Währungen weiter zu schwächen, wenn dadurch US-Strafzölle wahrscheinlicher werden.
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* Anmerkung zu meinem letzten Beitrag:
Es ist natürlich folgendes gemeint:
Wenn die Südländer Reformen durchführen, wäre der normal bewertete Euro DANN nicht mehr zu stark ...
Die Südländer im Euroraum sollten endlich mal anfangen Reformen durchzuführen. Dann wäre für sie der Euro auch nicht mehr zu schwach.
Insbesondere der deutsche Steuerzahler wird durch den zu schwachen Euro auch wieder zur Kasse gebeten, da unsere Kaufkraft im $-Ausland dadurch geschwächt wird.
Im Grunde ist das eine Teilenteignung meines Vermögens, wenn ich auf dem Weltmarkt nicht die Produkte kaufen kann, die ich eigentlich mit meinem Vermögen kaufen könnte.
Der Euro ist und bleibt einfach Scheiße ...
ausgabenprogramme über die fed ohne ende fahren, zinsen erhöhen und dann wundern warum der dollar stärker wird da ist jede diskusions überflüssig.