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19:00 Uhr, 11.11.2014

Neue ukrainische Regierung muss mit dem IWF zusammenarbeiten

Jede neue ukrainische Regierung muss mit dem Internationalen Währungsfonds (IWF) zusammenarbeiten, um die Verbindlichkeiten des Landes im Ausland stemmen zu können. Dieser Ansicht ist Diliana Deltcheva, Portfolio Manager Emerging Markets Debt bei F&C Investments.

Köln (BoerseGo.de) - Jede neue ukrainische Regierung muss mit dem Internationalen Währungsfonds (IWF) zusammenarbeiten, um die Verbindlichkeiten des Landes im Ausland stemmen zu können. Dieser Ansicht ist Diliana Deltcheva, Portfolio Manager Emerging Markets Debt bei F&C Investments. „Die Ukraine verfügt nicht über ausreichend Devisenreserven, um ihrem Zahlungsverpflichtungen nachzukommen. Das Standby-Abkommen, das die Ukraine Ende April mit dem IWF geschlossen hat, kann helfen, die externe Finanzierungslücke zu schließen“, erklärt die Expertin.

Die Hälfte der ukrainischen Staatsverschuldung ist laut IWF in Fremdwährungen denominiert, und die tatsächlichen Devisenreserven der Ukraine in Höhe von lediglich 16,2 Milliarden US-Dollar deckten nicht einmal die Importe von drei Monaten ab. Daher bleibe die Ukraine von internationalen Finanzhilfen abhängig. In seinem jüngsten Report habe der IWF bereits die Reformanstrengungen der bisherigen ukrainischen Regierung gewürdigt. „Wenn die Parteien von Präsident Poroschenko und Premierminister Jazenjuk wie erwartet eine reformorientierte Regierung bilden, wäre das ein starkes Signal für die weiteren Verhandlungen mit dem IWF. Wir halten es daher für eher unwahrscheinlich, dass die Ansprüche privater Investoren gegenüber der Ukraine in nächster Zeit in Gefahr geraten“, betont Deltcheva.

Die ukrainischen Staatsfinanzen haben sich durch den Konflikt im Osten des Landes dramatisch verschlechtert und die ukrainische Landeswährung Hrywnja um 60 Prozent abgewertet. Der IWF, so Deltcheva, rechne in diesem Jahr mit einem Rückgang des Bruttoinlandsprodukts (BIP) um 7,3 Prozent und einem Anstieg des Staatsdefizits auf 10,1 Prozent des BIP. Der IWF erwarte daher, dass die Staatsverschuldung von 41 Prozent des Bruttoinlandsprodukts Ende 2013 auf 68 Prozent Ende 2014 ansteigen wird, und sich auch ohne eine Verschlechterung der politischen Lage bis Ende 2015 weiter auf 73 Prozent erhöht.

Angesichts des anhaltenden Konflikts in der Ostukraine habe der IWF die Performance-Kriterien für sein Standby-Programm bereits gelockert. Nachdem die Ukraine bereits 4,4 Milliarden US-Dollar aus den ersten beiden Tranchen des Programms erhalten hat, könnte der IWF nach der Bildung einer Regierung und nach dem erfolgreichen Abschluss der zweiten und dritten Prüfung im Rahmen des Programms weitere 2,8 Milliarden US-Dollar zur Verfügung stellen. Neben dem IWF könne auch die Europäische Union finanzielle Unterstützung leisten. „Derzeit wird in politischen Kreisen zudem über eine mögliche Geberkonferenz und einen Marshall-Plan für die Ukraine diskutiert, die dem Land weitere Erleichterungen bringen könnten“, so Deltcheva.

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Über den Experten

Bernd Lammert
Bernd Lammert
Finanzredakteur

Bernd Lammert arbeitet als Redakteur seit 2010 bei der BörseGo AG. Er ist studierter Wirtschafts- und Medienjurist sowie ausgebildeter Journalist. Das Volontariat absolvierte er noch beim Radio, beruflich fand er dann aber schnell den Weg in andere Medien und arbeitete u. a. beim Börsen-TV in Kulmbach und Frankfurt sowie als Printredakteur bei der Financial Times Deutschland in Berlin. In seinen täglichen Online-Berichten bietet er Nachrichten und Informationen rund um die Finanzmärkte. Darüber hinaus analysiert er wirtschaftsrelevante Entscheidungen der obersten deutschen Gerichte für eine Finanzagentur. Grundsätzlich ist Bernd Lammert der Ansicht, dass aktuelle Kenntnisse über die Märkte sowie deren immanente Risiken einem keine Erfolge schlechthin garantieren, aber die Erfolgschancen deutlich erhöhen können.

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