Fundamentale Nachricht
10:59 Uhr, 11.03.2015

Neue Schwächezeichen aus Chinas Industrie

Die Sorgen einer Abschwächung der Konjunktur in der Volksrepublik China nehmen nach enttäuschenden Konjunkturdaten wieder zu.

Peking (BoerseGo.de) - Die zur Wochenmitte veröffentlichten Konjunkturdaten aus China machen kaum Hoffnung auf ein schnell wieder anziehendes Wirtschaftswachstum. Mit den größtenteils überraschend schwachen Zahlen zu Jahresbeginn steigt die Wahrscheinlichkeit, dass das Wirtschaftswachstum im ersten Quartal verhalten ausfällt.

So ist die Industrieproduktion im Reich der Mitte im Zweimonatszeitraum Januar und Februar lediglich um 6,8 Prozent zum Vorjahreszeitraum gestiegen, wie das Statistikamt in Peking am Mittwoch mitteilte. Erwartet wurde hingegen ein deutlicherer Zuwachs um 7,7 Prozent. Die Einzelhandelsumsätze erhöhten sich zugleich auf Jahressicht um 10,7 Prozent, das war ein Prozentpunkt weniger als erwartet. Die Sachinvestitionen der Unternehmen stiegen um 13,9 Prozent. Die Erwartungen hatten bei 15,0 Prozent gelegen.

Die zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt, ein Wachstumsmotor für die Weltwirtschaft, verliert angesichts der zurückgehenden Binnennachfrage nach und nach an Dampf. „Zweistellige Wachstumsraten bei der Industrieproduktion werden der Vergangenheit angehören“, sagte Volkswirt Chester Liaw vom Analysehaus Forecast Pte der Nachrichtenagentur Reuters. Ebenso sei es sehr unwahrscheinlich, dass die Zuwächse bei den Einzelhandelsumsätzen sich über zehn Prozent halten würden.

Im Vergleich zu den eher mauen europäischen Steigerungsraten muten die Zahlen aus China zwar noch immer Stärke und überdurchschnittliches Wachstum an. Aber das fade Ergebnis ist vor allem deshalb enttäuschend, weil die chinesische Zentralbank zuletzt die Leitzinsen gesenkt und die Regierung erst im November neue Konjunkturanreize verabschiedet hatte. Außerdem fällt es Peking wegen des langsameren Wirtschaftswachstums zunehmend schwerer, die nötigen neuen Arbeitsplätze zu schaffen. Es drohen soziale Spannungen. Mit enttäuschenden Wirtschaftsdaten zum Jahresanfang sei die Beschäftigung in den Städten im Januar und Februar schon unter Druck geraten, sagte Arbeitsminister Yin Weimin am Dienstag auf einer Pressekonferenz anlässlich der noch bis Sonntag laufenden, elftägigen Plenarsitzung des Volkskongresses in Peking. Der Abwärtsdruck auf die Wirtschaft, das langsamere Wachstum und industrielle Umstrukturierungen erschwerten in diesem Jahr die Schaffung von Arbeitsplätzen, sagte der Minister. Er zeigte sich zuversichtlich, das Ziel von mehr als zehn Millionen neuen Arbeitsplätzen in diesem Jahr zu erreichen. 2015 müssten aber rund 15 Millionen Universitätsabsolventen einen Job finden. Im Vorjahr waren 13,2 Millionen neue Stellen geschaffen worden.

Die jüngst veröffentlichten Daten sind allerdings etwas verzerrt, weil das chinesische Neujahrsfest in den Erhebungszeitraum fällt. Auch sind die Feierlichkeiten der Grund, warum die Daten für zwei Monate zusammen erhoben werden.

Die politische Führung Chinas hat vor wenigen Tagen ein Wachstumsziel für 2015 von 7,0 Prozent ausgegeben. Das ist deutlich weniger als in den vergangenen Jahren. Nach Schätzungen chinesischer Behörden generiert ein Prozent Wirtschaftswachstum in China zwischen 800 000 und 1,75 Millionen neue Arbeitsplätze.

Keine Kommentare

Du willst kommentieren?

Die Kommentarfunktion auf stock3 ist Nutzerinnen und Nutzern mit einem unserer Abonnements vorbehalten.

  • für freie Beiträge: beliebiges Abonnement von stock3
  • für stock3 Plus-Beiträge: stock3 Plus-Abonnement
Zum Store Jetzt einloggen

Das könnte Dich auch interessieren

Über den Experten

Bernd Lammert
Bernd Lammert
Finanzredakteur

Bernd Lammert arbeitet als Redakteur seit 2010 bei der BörseGo AG. Er ist studierter Wirtschafts- und Medienjurist sowie ausgebildeter Journalist. Das Volontariat absolvierte er noch beim Radio, beruflich fand er dann aber schnell den Weg in andere Medien und arbeitete u. a. beim Börsen-TV in Kulmbach und Frankfurt sowie als Printredakteur bei der Financial Times Deutschland in Berlin. In seinen täglichen Online-Berichten bietet er Nachrichten und Informationen rund um die Finanzmärkte. Darüber hinaus analysiert er wirtschaftsrelevante Entscheidungen der obersten deutschen Gerichte für eine Finanzagentur. Grundsätzlich ist Bernd Lammert der Ansicht, dass aktuelle Kenntnisse über die Märkte sowie deren immanente Risiken einem keine Erfolge schlechthin garantieren, aber die Erfolgschancen deutlich erhöhen können.

Mehr Experten