Neudefinition des symmetrischen Inflationsziels der EZB kein Weltuntergang
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Im Wesentlichen ist die Kommunikation der EZB lediglich der RealitĂ€t angepasst, denn das Ziel zwei Prozent wird aufgrund steigender Energiepreise und aufgrund von Vorjahresbasiseffekten vermutlich bereits im Juli ĂŒberschritten sein. Aber: Eine Lohn-Preis-Spirale, wie sie in Zeiten anhaltend hoher und steigender Inflationsraten hĂ€ufig vorkommt, sehen wir derzeit nicht.
Im Gegenteil: Nach langer Zeit von Reallohnsenkungen sind momentan zwar wieder leichte Reallohnsteigerungen zu beobachten, diese sind aber weit von Niveaus entfernt, die eine solche Spirale anstoĂen wĂŒrde. Es mag zwar auf absehbare Zeit zu einer etwas höheren Inflation kommen, vor allem in den USA, der deflatorische Druck der Globalisierung lĂ€sst etwas nach. Aber auch wenn angesichts der in der Pandemie deutlich gewordenen negativen Auswirkungen einer zu starken Globalisierung korrigiert werden, ist nicht von einer De-Globalisierung per se auszugehen.
Die Neudefinition des symmetrischen Inflationsziels der EZB von um die zwei Prozent und die Toleranz von kurzfristigem ĂberschieĂen von Monatswerten ĂŒber die Zielmarke ist somit kein Weltuntergang! Auch den durch die höhere Inflation ausgelösten Anstieg der US-Bondrenditen am langen Ende der Zinskurve halten wir fĂŒr verkraftbar, in Europa ist der Zinsanstieg lĂ€ngst nicht so ausgeprĂ€gt. Zwar ist die Zinsstrukturkurve dadurch etwas steiler geworden. Aber ein Spread von 1 bis 1,5 Prozentpunkten zwischen den zwei- und zehnjĂ€hrigen US-Staatsanleihen ist aus unserer Sicht kein Anzeichen einer Ăberhitzung.
Kurzfristig rechnen wir daher auch nicht mit Leitzinserhöhungen durch die Zentralbanken, auch nicht durch die EZB. Die US-Fed hat schon angedeutet ihren etwas gröĂeren Spielraum im Vergleich zur EZB mit 3 Zinserhöhung je 25 bp bis 2023 ausschöpfen zu wollen, die EZB wird zeitversetzt folgen! Eine Kapitulation der Zentralbanken vor der Inflation ist somit nicht zu sehen.

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