Draghi-Bericht - Aufbruch-Vibes oder Stimmungs-Killer?
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Wie erwartet hat sich die EZB nach ihrer Zinssenkung letzte Woche nicht konkret dazu geäußert, wie sie ihre Geldpolitik ab jetzt gestalten wird. Angesichts der im Sommer erschienenen Daten, könnte es bald problematisch werden, sich weiterhin an den im Juli festgestellte Wachstums- und Inflationsrisiken und deren Ausmaß zu orientieren. Unserer Meinung nach ist der „stabile Weg“ nur ein Zeichen für die Schwierigkeit, die unterschiedlichen Ansichten innerhalb des EZB-Rats unter einen Hut zu bringen.
Deshalb überrascht es uns, dass die Märkte noch immer eine Zinssenkung um 11 Basispunkte im Oktober widerspiegeln. Wir bleiben bei unserer Einschätzung und rechnen frühestens im Dezember mit einer weiteren Senkung. Wenn allerdings die Daten noch besorgniserregender werden – und das ist aus unserer Sicht durchaus möglich – müssen die Falken im EZB-Rat vielleicht aufgeben. Dann würde die EZB entschlossener vorgehen. Doch so sehr wir auch den Eindruck haben, dass jetzt eine deutlichere Lockerung der Geldpolitik angeraten wäre, so schwierig ist der Weg dorthin.
Die kurzfristigen Aussichten für den Euroraum sind nicht besonders vielversprechend. Und nach dem Bericht, den Draghi letzte Woche veröffentlicht hat, sieht es langfristig nicht besser aus. Diese Lektüre ist nichts für Feiglinge – und das nicht nur, weil es ein 400-Seiten-Werk und prall gefüllt mit volkswirtschaftlichen Analysen ist. Draghis Warnung vor einem „langsamen Sterben“ der EU ist eindeutig als Weckruf zu verstehen, aber sein Bericht könnte das Gefühl der Hilflosigkeit noch verstärken, weil er die Aufmerksamkeit darauf lenkt, wie entscheidungsschwach Europa ist. Die politischen Empfehlungen selbst sind sinnvoll, aber die Euroraum-Mitglieder wissen schon lange, was getan werden muss. Das größte Problem ist die „Politiklust“ auf nationaler Ebene. Die den „europäischen Mechanismen“ geschuldeten Hürden sind zweitrangig.
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