Analyse
21:26 Uhr, 03.01.2019

NETFLIX - Zündet die nächste Rallye?

Die Netflix-Aktie befindet sich seit mehreren Monaten in einer intensiven Korrektur. Auf dem Wochenchart wurde jedoch jüngst ein wichtiger Aufwärtstrend bestätigt. Wo liegen die nächsten Kursziele?

Erwähnte Instrumente

  • Netflix Inc.
    ISIN: US64110L1061Kopiert
    Kursstand: 274,007 $ (NASDAQ) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung
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Der US-amerikanische Film- und Serienproduzent und Streaming-Dienstleister Netflix konnte sich der Gesamtmarktkorrektur nicht entziehen - seit Juli musste der Anteilsschein um bis zu 44 Prozent an Wert einbüßen. Für Wachstumsaktien - und hier zähle ich Netflix in großen Anteilen hinzu - sind dynamische Korrekturen nicht unüblich, denn die Wachstumserwartungen sind enorm. Werden diese einmal auch nur knapp verfehlt, reagieren Growth-Titel überdurchschnittlich empfindlich.

Auf der anderen Seite ist Netflix dennoch durch eine gewisse Substanz untermauert, ein Abverkauf von über 40 Prozent erscheint somit etwas fraglich. Der Umsatz soll bis 2019 auf fast 20 Mrd. USD steigen, der Gewinn soll sich verdoppeln.

Im Zuge der intensiven Korrektur und der technischen Situation ist eine Gegenbewegung überfällig. Der langfristige Wochenchart zeigt eine Aufwärtstrendlinie, die aktuell wieder durch eine erneute bullische Wochenkerze bestätigt wurde. Das übergeordnete Bild bleibt somit weiter bullisch - erst Schlusskurse unter 231,83 USD trüben die Situation etwas ein. Zur Oberseite liegen die nächsten Kursziele bei rund 320,00 USD und anschließend 420,97 USD.

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Jahr 2017 2018e* 2019e*
Umsatz in Mrd. USD 11,70 15,80 19,90
Ergebnis je Aktie in USD 1,29 2,65 4,09
Gewinnwachstum 105,43 % 54,34 %
KGV 211 103 67
KUV 10,1 7,5 5,9
PEG 1,0 1,2
*e = erwartet
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3 Kommentare

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  • DMC-12
    DMC-12

    "Die Wachstumsaussichten sind enorm...und der Gewinn soll sich verdoppeln..." Eher das Gegenteil ist der Fall:Marktmacht um jeden Preis

    Die Strategie von Netflix lässt sich recht einfach zusammenfassen: Marktanteile um jeden Preis. Das hat natürlich zu erheblichem Wachstum geführt und der Umsatz stieg binnen zehn Jahren von 1,36 auf 11,69 Mrd. USD. Wachstumsraten dieser Größenordnung sind eher ungewöhnlich, das Problem liegt in diesem Fall aber bei der Profitabilität.

    Auf der einen Seite wird zwar ein kleiner Gewinn ausgewiesen, dieser ist aber Augenwischerei. Man könnte auch von kreativer Buchhaltung sprechen. Netflix stellt folgende Rechnung an: Serien und Filme bringen nicht nur sofort nach Veröffentlichung Geld, sondern über Jahre hinweg. Daher werden auch die Produktionskosten quasi schrittweise eingebucht und voila, man macht plötzlich keinen Verlust mehr.

    Der Verlust wird größer und größer

    Bei einem Blick auf den Kassenstand wird aber schnell klar, was wirklich passiert. Es fließt konstant Geld aus dem Unternehmen ab. Die Produktionskosten liegen schlichtweg über den Einnahmen und leider wird der Fehlbetrag auch nicht kleiner, sondern stetig größer! Im Jahr 2015 hat Netflix 841 Mio. USD weniger eingenommen als ausgegeben, 2016 waren es dann 1,58 Mrd. und im zurückliegenden Jahr 1,96 Mrd. USD. Für das laufende Geschäftsjahr erwartet man gar einen negativen Cashflow von rund 4,0 Mrd. USD.

    Der Fehlbetrag ist im Verhältnis zum Umsatz von knapp 12 Mrd. USD auch keine Kleinigkeit und will finanziert werden. In den letzten Jahren ist das durch die stetige Ausgabe von Aktien gelungen, aber vor allem durch neue Schulden. Alleine die langfristigen Verpflichtungen summieren sich inzwischen auf über 6,5 Mrd. USD und sind von 0,8 Mrd. USD im Jahr 2014 geradezu explodiert. Aus den Veröffentlichungen von Netflix geht hervor, dass die zuletzt ausgegebenen Anleihen, mit einem Volumen von über 3,0 Mrd. USD, einen Kupon von 4,975% haben.

    Kampf gegen Amazon

    In diesem Jahr werden die Schulden aber noch erheblich steigen und das Verhältnis von Assets zu Debt wird immer schlechter. Um genau zu sein übersteigen die Schulden die Assets bereits deutlich. Ein Unternehmen kann aber nicht ewig immer mehr Schulden aufnehmen. Was sind also die Optionen? Weniger Content oder ein höherer Preis? In beiden Fällen wandern wahrscheinlich Kunden ab. Womöglich zum größten Konkurrenten Amazon, der sich dauerhaft überhöhte Ausgaben schlichtweg leisten kann, da andere profitable Unternehmensteile den Streaming-Bereich mitfinanzieren. Amazon kann den Preiskampf also weitaus länger durchhalten als Netflix.

    Disney macht Probleme

    Als ob das nicht alles schon problematisch genug wäre, könnte auch der Gegenwind von anderer Seite deutlich zunehmen. Disney ist einer der größten Content-Partner, plant nach der Übernahme von Fox aber eine eigene Video-Plattform und wird seine Inhalte wohl abziehen oder niemals zur Verfügung stellen. Einige davon gehören zu den beliebtesten auf Netflix, von Avatar über Family Guy, bis hin zum Marvel-Universum, Star Wars, Mickey Maus & Co.

    Das Wachstum wird kaum haltbar sein

    Abozahlen können ebenfalls nicht unendlich steigen und das Wachstum ist bereits rückläufig. Netflix hat in den USA beispielsweise 56,7 Mio. Abonnenten, das Land hat aber nur 126 Mio. Haushalte. Die Marktdurchdringung ist extrem hoch, vor allem weil die Accounts unter Freunden teilbar sind. Wächst Netflix weiter in dieser Geschwindigkeit, gehen dem Unternehmen in wenigen Jahren aber ohnehin die Haushalte aus, zumindest in den USA. Eine Expansion in andere Länder ist dagegen schwerer als man annehmen möchte. Europa dürfte am einfachsten sein. Der größte Markt China ist hingegen aber nicht zugänglich und in Ländern wie Indien oder Korea gehen westliche Blockbuster reihenweise einfach unter. Es müsste also mehr als nur eine Sprachbarriere überwunden werden.

    Erinnerungen an die Jahrtausendwende

    Kommen wir zu der Bewertung. Die P/E ist mit 200 nun wirklich nicht niedrig und dennoch eine Beschönigung. Ein realistischeres Bild liefert ein Blick auf den Cashflow, in Wirklichkeit macht man Milliardenverluste. Nennen Sie mich konservativ, aber wenn man bei einem Umsatz von 12 Mrd. USD rund 16 Mrd. USD ausgibt, hat man schlichtweg ein Problem und vor allem keinen Gewinn gemacht.

    Auch bei jeder anderen Kennzahl kommt man auf erstaunliche Werte. Ohne wirklich profitabel zu sein, ist Netflix mit mehr als dem zehnfachen des Umsatzes bewertet. Das schafft kaum ein anderer Wert und auch dann fast ausschließlich hochmargige Gelddruckmaschinen wie Visa oder Mastercard.

    Auswertungen haben gezeigt, dass keine andere einzelne Kennzahl so sicher Überbewertungen und zukünftig schlechte Performance anzeigt, wie Price/Sales (Siehe James P. O’Shaughnessy, „What Works on Wall Street“).

    Aus fundamentaler Sicht kann daher keine Kaufempfehlung ausgesprochen werden. Die Aktie ist „priced to perfection“, doch wehe dem Tag an dem das Wachstum nachlässt. Wo liegt der realistische Wert eines Unternehmens mit 12 Mrd. Umsatz, einem Verlust von 4 Mrd. und weiteren 15 Mrd. an Verpflichtungen? Sind es wie in diesem Fall tatsächlich 160 Mrd. USD oder könnte man nicht durchaus auch schon bei 50 Mrd. USD streiten, ob die Bewertung zu hoch ist?

    Auf einen charttechnischen Ausblick könnte man eigentlich verzichten. Die Aktie ist ohne jeden Zweifel bullisch und wird wahrscheinlich weiter steigen. Unweigerlich werden jedoch Erinnerungen an die Jahrtausendwende wach.

    09:16 Uhr, 04.01.2019
  • wizardmw
    wizardmw

    Netlix ist für mich das pure Minsky-Unternehmen. Falls die Märkte die historisch abnorm liquiditätsgeflutete Hausse wieder korrigieren - wonach es derzeit aussieht, wird der Boden der Tatsachen noch weit weit unter dem jetzigen Niveau liegen. Vielleicht geht das Unternhemen sogar pleite - lacht mich ruhig aus, aber das glaube ich, weil irgendwann über Nacht den Gläubigern klar wird, dass die ihre Kohle nie wieder sehen.......

    22:33 Uhr, 03.01.2019
  • Dr. Bull
    Dr. Bull

    Gibt es Ihrer Meinung nach aktuell einen Grund, dass Neflix über den GD50 steigen kann, statt dort abzuprallen und auf den GD 200 zu fallen, wo auch das Oktoberhoch war oder sehen Sie da aktuell eher ein gutes CRV?

    22:12 Uhr, 03.01.2019

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Über den Experten

Philipp Berger
Philipp Berger
Redakteur

Philipp Berger verstärkt seit 2014 das Redaktionsteam von GodmodeTrader als technischer Analyst insbesondere im Bereich von US-Aktien und Wissensartikeln.

Philipp Berger ist ausgebildeter Finanzassistent, Wirtschaftswissenschaftler, Unternehmer und Trader und beschäftigt sich seit über sieben Jahren intensiv mit dem Thema Börse. Seine Leidenschaft für die Kapitalmärkte und wirtschaftliche Beziehungen entdeckte er hierbei mitten im Ausbruch der Finanzkrise im Jahr 2008.

Im privaten Handel präferiert Philipp Berger in erster Linie einen Swingtrading-Ansatz sowohl intraday als auch auf Basis einer Haltedauer von mehreren Tagen und Wochen in allen liquideren Assetklassen wie bspw. Aktien, Indizes, Rohstoffen und Währungen. Langfristig setzt er jedoch auch auf Factorinvesting auf der Grundlage klassischer Unternehmensbewertungsverfahren in Verbindung mit der Analyse relativer Marktstärke. Zugute kommen ihm hierbei Erfahrungen, die er etwa in der Transaktionsberatung oder in der quantitativen Division eines internationalen Asset Managers und Hedgefonds gesammelt hat.

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