Navigieren im Auge des Sturms
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Die Weltwirtschaft erreicht nun das Zentrum des Sturms, und Investoren erwartet eine sehr schwierige Zeit, bevor sich im zweiten Halbjahr die Lage verbessert, sobald die chinesische Wirtschaft sich erholt. In diesen sorgenvollen Zeiten erhebt sich ein strahlender Stern: der Einbruch der Ölpreise. Dieser hilft kurzfristig nicht viel, weil viele Menschen zu Hause bleiben müssen, zahlt sich jedoch aus, sobald die Wirtschaft wieder an Fahrt gewinnt. Wir gehen davon aus, dass die Weltwirtschaft in eine Wachstumsrezession eintritt, die sich im 2. Quartal bemerkbar macht und bis zum Ende des Jahres anhält. Die Prognose für das 2. Quartal ist schwierig, da wir uns in einer Krise befinden, wie es sie seit dem Zweiten Weltkrieg nicht gegeben hat.
Das Corona-Virus verbreitet sich von China ausgehend auf den Rest der Welt, und die Behörden tun ihr Bestes, um es durch drastische Maßnahmen wie Ausgangssperren einzudämmen. In einigen Ländern wie Italien befindet sich das Gesundheitssystem am Rande des Zusammenbruchs. Da die meisten Geschäfte geschlossen sind, leidet der stationäre Handel genauso wie Fabriken unter einem sehr schweren Schock, während der viel größere Dienstleistungssektor (Hotels ausgenommen) hauptsächlich von zu Hause aus aktiv sein kann. Die Verbraucher bestellen jetzt selbst dann von zu Hause, wenn sie das vorher noch nie gemacht haben.
Aufgrund dieses Schocks rechnen wir damit, dass viele Unternehmen ihre Arbeitskräfte teilweise oder vollständig entlassen werden, was zu einem starken Anstieg der Arbeitslosigkeit in Europa und den USA führen dürfte. Nimmt man den drastisch gesunkenen Ölpreis hinzu, bedeutet das einen starken Deflationsdruck, insbesondere in den USA, wo einige Sektoren wie IT sehr hohe Gewinnmargen aufweisen.
In der Folge haben viele Zentralbanken, von der Fed bis zur EZB, einen großen Spielraum, um ihre sehr lockere Geldpolitik beizubehalten. Das bedeutet, dass die bestehende quantitative Lockerung und Kreditlockerung sich in den kommenden Quartalen wahrscheinlich verstärkt. Insbesondere gehen wir davon aus, dass sich Fed und EZB auf das Gebiet der Kreditvermittlung für kleine und sehr kleine Unternehmen begeben, indem sie das Risiko mit den Banken teilen, wie es die Fed gerade vormacht. Infolgedessen wird sich die Wirtschaft in einer schweren Rezession stabilisieren, und wenn sich die Verbreitung des Virus durch Ausgangssperren und andere Maßnahmen schließlich abschwächt, dürfte sich das Wachstum, angeführt von China, langsam wieder erholen. Nach Wochen des Eingesperrtseins dürfte sich dann als erstes die Kundennachfrage entwickeln, bevor die Erkenntnis einsetzt, dass immer noch harte Zeiten vor uns liegen. Banken in den Industrieländern gehen auf solider Basis in diese Krise, und wir weisen darauf hin, dass skandinavische Banken traditionell als sicher gelten.
Das 2. Quartal wird wohl sehr schwierig, bevor sich noch vor Ende des Jahres eine Verbesserung einstellt. In einem derart schwierigen Umfeld dürften Fixed-Income-Investmentlösungen und insbesondere flexible Lösungen in diesem Bereich eine bedeutende Rolle spielen als Zufluchtsorte, die bessere Risiko-Rendite-Profile aufweisen können. Es ist unwahrscheinlich, dass die Duration weiterhin viel hilft, weshalb die Allokation in Investment-Grade-Anleihen wichtiger werden dürfte. Wir sind aufgrund ihres besonders sicheren Profils schon lange Anhänger von Pfandbriefen, und deren Markt wird weiterhin durch EZB-Käufe unterstützt. Anleger sollten zudem bedenken, dass es in Zeiten hoher Volatilität auf die Fähigkeiten eines Portfoliomanagers ankommt, um durch die Krise zu kommen. Ein typisches Beispiel hierfür sind Schwellenländeranleihefonds, die je nach Portfoliomanager stark unterschiedliche Wertentwicklungen zeigen. Flexible Multi-Prämien-Lösungen sind ein weiteres effektives Instrument zur Stabilisierung eines Portfolios in einem volatilen Markt.
Wir befinden uns im Frühstadium einer historischen Krise. Sobald sich die übergroße Angst legt, sollte sich die Volatilität an den Aktienmärkten abschwächen, so dass die Kurse sich halten und etwas erholen können, während der Markt auf verschiedene Rettungspakete setzt. Dennoch steht uns eine sehr scharfe Rezession mit vielen Gewinnwarnungen und Insolvenzen noch bevor. In einer derart volatilen Umgebung bevorzugen wir börsennotierte Infrastrukturtitel. Sie bieten ein widerstandsfähiges Profil gegenüber sinkenden Kursen und partizipieren an Aufwärtsbewegungen.
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