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08:55 Uhr, 27.10.2014

Nach EZB-Stresstest: Kehrt nun das Vertrauen in die Kreditwirtschaft zurück?

Die EZB hat insgesamt 130 Institute in Europa getestet - nur 13 Banken fielen letztlich durch. Experten streiten sich nun über Sinn und Unsinn des Mammut-Tests. Die Börsianer zeigen sich zunächst erst einmal beruhigt.

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DAX - Analyse nach EZB-Stresstest

Die Prüfung von 130 Banken innerhalb der Eurozone durch die Europäische Zentralbank hat per Ende 2013 eine Kapitallücke von 25 Milliarden Euro bei 25 Banken aufgedeckt. 12 Institute haben mittlerweile ihre Kapitallücke geschlossen, und die restlichen Institute (u. a. vier aus Italien, zwei aus Griechenland) müssen nun bis zum 10. November der EZB ein Konzept vorstellen, wie sie die verbliebende Kapitallücke von 10 Milliarden Euro schließen wollen. Insgesamt haben die europäischen Institute in den letzten 15 Monaten 200 Mrd. Euro an Kapital aufgebaut. Nun sollten die Banken besser in der Lage sein, wieder Kredite auszugeben, so die Hoffnung der EZB.

Der Internationale Währungsfonds (IWF) hat das Ergebnis des Banken-Stresstests als wichtigen Schritt zur Stärkung der Geldinstitute begrüßt. Die Untersuchung spiegle den substanziellen Fortschritt wider, der auf dem Weg zu einer Bankenunion erreicht worden sei. Die Reaktionen an den Devisenmärkten hielten sich bisher in Grenzen – der Euro legte zum US-Dollar im frühen Handel bis 1,2692 US-Dollar zu (nach 1,2670 USD am Freitagabend).

Am Aktienmarkt herrscht gute Stimmung nach der Veröffentlichung der Ergebnisse zum EZB-Stresstest. Der Dax dürfte deutlich im Plus starten, vorbörslich wird der Index um 0,98 % fester taxiert. Im Tagesverlauf steht an diesem Montag der ifo-Geschäftsklimaindex (10 Uhr) im Blick. Beim wichtigsten deutschen Konjunkturbarometers rechnen Volkswirte mit dem sechsten Rückgang in Folge.

EZB-Bankenstresstest: Ergebnisse und Reaktionen

Die Deutsche Bank hat den EZB-Test mit einer Kapitalquote von 8,78 % (per Ende 2013) bestanden. Die zweitgrößte deutsche Bank, die Commerzbank hat laut EZB eine harte Kapitalquote von 6,94 % erreicht. Bundesfinanzminister Schäuble zeigte sich zufrieden mit Ergebnis des Stresstests für die deutsche Banken. „Die Ergebnisse bestätigen meinen Eindruck, dass die deutschen Banken gut vorgesorgt haben“, so Schäuble.

Ifo-Präsident Sinn kritisierte hingegen, dass die EZB mit ihren Annahmen beim Stresstest implizit ein Inflationsszenarium für den Durchschnitt der Eurozone unterstellt habe, um nicht allzu viele Banken unter die rote Linie fallen zu lassen.

Der Chef des DIW Berlin Fratzscher sieht auch nach dem Stresstest kein Ende der Kreditklemme in Südeuropa. Zu viele Banken seien noch immer zu abhängig von den günstigen Krediten der Europäischen Zentralbank, sagte er in einem Interview.

Bundesbank-Vorstand Dombret hat deutschen Großbanken Fusionen nahegelegt, um die Wettbewerbsfähigkeit zu erhöhen. „Die Institute haben im Stresstest zwar gezeigt, dass sie auch starken Belastungen gewachsen sind“, so Dombret. „Das hilft sicherlich, den Marathon zu überstehen - um ihn zu gewinnen, reicht es aber nicht. Dazu muss man nicht nur belastbar sein, sondern auch schneller laufen können als die Konkurrenz - und zwar über eine sehr lange Strecke."

Deutsche Unternehmen fürchten Einbußen im Export

Wie die "Bild“-Zeitung unter Berufung auf eine Konjunkturumfrage des Deutschen Industrie- und Handelskammertags (DIHK) berichtet, sehen 47 % der international tätigen Unternehmen ein Risiko für den Auslandsabsatz. Dies seien elf Prozentpunkte mehr als im Frühjahr. Immer tiefere Spuren in der deutschen Wirtschaft hinterlassen vor allem die Russland-Sanktionen, weltweite Krisen und die schwächelnde Nachfrage aus den Schwellenländern.

DIW: Das Dogma „Schwarze Null“ im Bundeshaushalt ist kontraproduktiv

DIW-Chef Fratzscher hat den Sparkurs der Bundesregierung infrage gestellt. „Die Schwarze Null ist ein fatales Signal für die deutschen Unternehmen und die europäischen Nachbarn“, kritisierte er in der „Wirtschaftswoche“ und sagte: „Wir produzieren weniger, als eigentlich möglich wäre, und wir haben eine Investitionslücke."“

Erneuter Streik bei Amazon

Die Amazon-Beschäftigten haben am hessischen Standort in Bad Hersfeld und in Leipzig mit der Nachtschicht ihre Arbeit niedergelegt. Mit Beginn der Frühschicht rief die Gewerkschaft Ver.di auch an den Standorten in Graben bei Augsburg, Werne und Rheinberg zu Streiks auf. Die Arbeitsniederlegungen sollen bis zu zwei Tage dauern. Die Gewerkschaft fordert tarifliche Regelungen, wie sie im Einzel- und Versandhandel üblich sind.

Continental erwägt weiteren Zukauf in Asien

Der Autozulieferer Continental erwägt einen weiteren Zukauf in Asien. „Ideal wäre es, wenn mit dem Zukauf auch die Präsenz in einer Region gestärkt werden könnte, in der wir heute unterrepräsentiert sind", sagte Finanzvorstand Schäfer der „Börsen-Zeitung“.

Siemens und Telekom schließen Bündnis

Die Dax-Konzern Siemens und Deutsche Telekom haben ein Bündnis geschlossen, um die Digitalisierung der Industrie in Europa voranzutreiben. Beide vereinbarten nach Informationen des „Handelsblatts“ eine Forschungs-Kooperation, die über drei Jahre läuft und für weitere Partner offen ist.

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Über den Experten

Bernd Lammert
Bernd Lammert
Finanzredakteur

Bernd Lammert arbeitet als Redakteur seit 2010 bei der BörseGo AG. Er ist studierter Wirtschafts- und Medienjurist sowie ausgebildeter Journalist. Das Volontariat absolvierte er noch beim Radio, beruflich fand er dann aber schnell den Weg in andere Medien und arbeitete u. a. beim Börsen-TV in Kulmbach und Frankfurt sowie als Printredakteur bei der Financial Times Deutschland in Berlin. In seinen täglichen Online-Berichten bietet er Nachrichten und Informationen rund um die Finanzmärkte. Darüber hinaus analysiert er wirtschaftsrelevante Entscheidungen der obersten deutschen Gerichte für eine Finanzagentur. Grundsätzlich ist Bernd Lammert der Ansicht, dass aktuelle Kenntnisse über die Märkte sowie deren immanente Risiken einem keine Erfolge schlechthin garantieren, aber die Erfolgschancen deutlich erhöhen können.

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