Fundamentale Nachricht
13:21 Uhr, 16.09.2020

Nach dem "Jahrzehnt der US-Aktien" nun das "Jahrzehnt der Schwellenländer"?

Laut aktuellem Kapitalmarktbericht zu den globalen Emerging Markets (em-report) von Raiffeisen Capital Management, sieht Angelika Millendorfer, Leiterin des Teams Emerging Markets Aktien, in China 2020 ein deutlich positives Wachstum – im Gegensatz zum Rest der Welt.

Die Key-Facts:

Globaler Überblick: Aktienkurse im August weltweit weiter im Aufwind. Die Kursanstiege konzentrierten sich v.a. auf Unternehmen aus dem Technologie- und Kommunikationssektor. Sollte es demnächst zu einer Aktienmarktkorrektur kommen, könnte dies mit einem „Favoritenwechsel“ einhergehen, wobei vor allem zyklische, kleinere und „Old Economy“ Firmen neu in den Fokus rücken könnten. In einem solchen Szenario könnten auch die Schwellenländer insgesamt sehr viel stärker zum Zuge kommen und dann auch die massive Outperformance des US-Aktienmarktes enden.

Die bislang eher partielle Dollarschwäche könnte derweil ein Warnsignal sein, dass der weltwirtschaftliche Aufschwung sehr viel zögerlicher vorankommt, als es die Aktienmärkte derzeit einpreisen. Zum Teil spielt dabei vermutlich auch eine Rolle, dass die USA mit einem sehr viel größeren fiskalischen und monetären Spielraum operieren können und die eigene Wirtschaft entsprechend stark stimulieren. Die diesbezüglichen Beschränkungen, denen viele Schwellenländer unterliegen, könnte langfristig aber auch ihr Gutes haben, indem sie die betreffenden Staaten und Unternehmen zum Abbau von Ineffizienzen, zur Stärkung der Bilanzen und zu einer Verbesserung der Produktivität zwingen.


China:
Es stehen weitere fiskalische Stimuli an. China dürfte damit in diesem Jahr wohl ein deutlich positives Wirtschaftswachstum verbuchen, während die Wirtschaftsleistung in der übrigen Welt mehr oder minder stark schrumpfen wird. Die neue Wirtschaftsstrategie der „dualen Zirkulation“ dient auch dazu, sich weniger verwundbar zu machen, v.a. auch durch die USA.

Indien: Ausländische Netto-Kapitalzuflüsse in indische Aktien verzeichneten einen neuen Rekordwert für einen einzelnen Monat (> 6 Mrd. US-Dollar). Die Unternehmensergebnisse für das abgelaufene Quartal waren unterdessen die schlechtesten seit langem, lagen aber zugleich so deutlich wie kaum jemals zuvor über den Analystenschätzungen.

Brasilien: Zunehmend Sorgen bereitet Investoren und Analysten die Budgetdisziplin der Regierung. So willigte Präsident Bolsonaro zu monatlichen Geldtransfers von umgerechnet rund 110 US-Dollar an rund 66 Millionen Brasilianer ein. Die Frage ist, ob und wie solche Staatsausgaben künftig fortgeführt werden (können).

Russland: Im Zuge der Nawalny-Affäre stehende Pipeline Nordstream 2 werden vonseiten der deutschen Bundeskanzlerin Merkel selbst Maßnahmen gegen die kurz vor der Fertigstellung stehende Pipeline Nordstream 2 erwogen. Allerdings ist fraglich, ob es dazu kommt, denn gerade Deutschland würde in hohem Maße von dieser Erdgasleitung profitieren. Es ist auch unklar, welches Motiv Russlands Führung für einen solchen Mordanschlag hätte, denn Nawalny hat innenpolitisch sehr wenig Einfluss. Gleichwohl droht eine weitere Verschlechterung der Beziehungen zwischen Russland und dem Westen.

Türkei: Der massive Einbruch im Tourismus schlägt sich sowohl in der Binnenkonjunktur negativ nieder als auch in den Deviseneinnahmen, und die Notwendigkeit ständiger ausländischer Kapitalzuflüsse ist ja seit jeher die Achillesferse der türkischen Volkswirtschaft. Zugleich sollte man die Rhetorik bezüglich der Neuregelung der Mittelmeergrenzen nicht überbewerten. Sowohl die Türkei als auch Griechenland dürften an einer Verhandlungslösung interessiert und dazu prinzipiell auch in der Lage sein. Zugleich verkündete die türkische Führung den bisher größten Erdgasfund in der Geschichte des Landes.

CE3 (Polen, Tschechien, Ungarn): In Polen erholten sich Einzelhandel und Industrieproduktion weiter und fielen für den Juli besser aus als allgemein erwartet. Anders war es in Tschechien. In Ungarn sprach die Notenbank von einem schwächeren Wachstum im 2. Quartal als ursprünglich erwartet, und das Finanzministerium kündigte für das 2. Halbjahr zusätzliche Fiskalmaßnahmen zur Unterstützung der Wirtschaft an.

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