Fundamentale Nachricht
13:29 Uhr, 23.02.2022

Mit diesen Sanktionen trifft der Westen Russland am heftigsten

Die westlichen Verbündeten können die russische Wirtschaft mit einem Stop von Gasimporten dem Institut für Weltwirtschaft (IfW) zufolge am härtesten treffen.

Kiel (Godmode-Trader.de) - Mit einer Aufkündigung von Gasimporten könnte der Westen laut dem Institut für Weltwirtschaft (IfW) die russische Wirtschaft am stärksten beeinträchtigen. Demnach hätte ein Handelsembargo für Gas zur Folge, dass die russische Wirtschaftsleistung um 2,9 Prozent einbricht, wie aus der Simulationsrechnung des IfW hervorgeht. Unterstellt wurde ein völliger Stopp aller Importe und Exporte für die Produktgruppe durch die westlichen Verbündeten. Deutschlands BIP dagegen würde sogar leicht um 0,1 Prozent zunehmen, ebenso würde das BIP der Europäischen Union minimal steigen. Die Berechnungen gelten laut IfW ebenso für den Fall, dass ein Gasembargo von Seiten Russlands verhängt würde.

„Grund für das Plus ist, dass die westlichen Verbündeten die fehlenden Importe Russlands durch Produkte der Bündnispartner ersetzen würden und hier Deutschland besonders wettbewerbsfähig ist“, führt das IfW aus. „Im Falle eines Gasembargos hätte Deutschland beispielsweise bei der energieintensiven Produktion bzw. Verarbeitung von Metallen einen Kostenvorteil, weil sein Energiemix nur zu verhältnismäßig geringen Teilen aus russischem Gas besteht“.

Ein Handelsembargo mit Öl hätte für Russland einen Rückgang der Wirtschaftsleistung um 1,2 Prozent zur Folge, in Deutschland und der EU um jeweils 0,1 Prozent. Ein Embargo für Maschinen und Maschinenteile ließe Russlands Wirtschaft um 0,5 Prozent schrumpfen, ein Embargo auf Fahrzeuge und Fahrzeugteile um 0,3 Prozent. Für Deutschland und die EU hätten beide Maßnahmen nur minimal negative Effekte, wie das IfW ermittelt hat.

„Unsere Berechnungen sind exemplarischer Natur, aber sie zeigen klar, dass die mittelfristigen wirtschaftlichen Folgen von Handelsembargos Russland sehr viel härter treffen würden als die westlichen Verbündeten. Aus diesem Grund wäre zum einen die Drohung Russlands mit einem Lieferstopp für Gas und/oder Öl wenig glaubhaft. Auf der anderen Seite ist ein Stopp von Nord Stream2 durch die Bundesregierung absolut nachvollziehbar. Hierdurch wird Russlands geopolitische Position nicht noch weiter gestärkt, und es bedeutet nicht per se, dass russische Gaslieferungen weiter zurückgehen müssen“, sagte Hendrik Mahlkow, Handelsforscher am IfW Kiel, der die Berechnungen durchführte.

Deutschland kann seine Abhängigkeit vom russischen Gas in den kommenden Jahren dem Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) zufolge ohnehin senken. „Wenn es in Deutschland gelingt, den Anteil der erneuerbaren Energien in der Stromerzeugung bis 2030 auf 80 Prozent zu erhöhen, kann die Abhängigkeit von russischen Gaslieferungen deutlich vermindert werden", sagte DIW-Energieexpertin Claudia Kemfert der Nachrichtenagentur Reuters.

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Über den Experten

Bernd Lammert
Bernd Lammert
Finanzredakteur

Bernd Lammert arbeitet als Redakteur seit 2010 bei der BörseGo AG. Er ist studierter Wirtschafts- und Medienjurist sowie ausgebildeter Journalist. Das Volontariat absolvierte er noch beim Radio, beruflich fand er dann aber schnell den Weg in andere Medien und arbeitete u. a. beim Börsen-TV in Kulmbach und Frankfurt sowie als Printredakteur bei der Financial Times Deutschland in Berlin. In seinen täglichen Online-Berichten bietet er Nachrichten und Informationen rund um die Finanzmärkte. Darüber hinaus analysiert er wirtschaftsrelevante Entscheidungen der obersten deutschen Gerichte für eine Finanzagentur. Grundsätzlich ist Bernd Lammert der Ansicht, dass aktuelle Kenntnisse über die Märkte sowie deren immanente Risiken einem keine Erfolge schlechthin garantieren, aber die Erfolgschancen deutlich erhöhen können.

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