Microsoft: Genialer Schachzug oder Verzweiflungstat?

Frankfurt/ New York (Godmode-Trader.de) - Das Analysehaus Jefferies hat Microsoft nach der Übernahmeofferte für LinkedIn auf „Underperform" mit einem Kursziel von 40 US-Dollar belassen.

Microsoft will das Karriere-Netzwerk LinkedIn für 196,00 US-Dollar je Aktie in bar übernehmen. Angesichts saturierter Märkte in Microsofts Kernmärkten Windows und Office begrüßen viele Analysten am Montag die Offerte, schreibt das Handelsblatt. LinkedIn wird von Microsoft mit 26,2 Mrd. US-Dollar bewertet. Der Angebotspreis je LinkedIn-Aktie entspricht einem Aufschlag von 50 Prozent auf den Schlusskurs von vergangenen Freitag. Trotz ausreichender liquider Mittel von Microsoft in Höhe von 105,6 Mrd. US-Dollar (per 31.03.2016) will der Konzern seine Verbindlichkeiten weiter ausbauen und die Transaktion hauptsächlich durch Neuverschuldung finanzieren. So bleibt auch das laufende Aktienrückkaufprogramm unberührt. Die Transaktion soll noch in 2016 abgeschlossen werden.

Die Übernahme des Online-Karrierenetzwerks komme Microsoft deutlich teurer und sei mit entsprechend höheren Risiken verbunden, kritisiert das New Yorker Analysehaus in einer am Dienstag vorgelegten Studie. Die geplante Transaktion ähnele anderen größeren Zukäufen des Softwarekonzerns in den vergangenen Jahren wie Skype und Nokia, schrieb Jefferies weiter. Auch diese Akquisitionen hätten auf einer strategischen Logik beruht, sich aber abgesehen von Skype als Fehlkäufe herausgestellt.

Die Bewertungskennziffern der Transaktion liegen im Vergleich zum Wettbewerber Xing teilweise deutlich höher — allerdings ist LinkedIn auch größer, wachstumsstärker und hat eine höhere Reichweite. LinkedIn ist nach Erachten Independent Research-Analyst Markus Friebel auch unabhängig vom Wettbewerbsvergleich und des starken Wachstums sehr hoch bewertet. Auf Grund der derzeitig vielen Unsicherheitsfaktoren an den Finanzmärkten und teilweise hohen Aktienbewertungen halte er das Timing von Microsoft für ungünstig. Zudem würden sich soziale Netzwerke mit einer Wachstumsabschwächung bei den Nutzerzahlen konfrontiert und es sei fraglich, inwieweit Unternehmen einem sozialen Netzwerk gestatten, in ihre IT-Arbeitsumgebung einzugreifen. Augenscheinlich sei jedoch der strategische Nutzen, der sich aus der Integration von LinkedIn in die Angebotspalette von Microsoft für Geschäfts-kunden (Office/Cloud) ergebe, lobt Fiebel. Bei einem unveränderten Kursziel von 44,00 USD (Peer Group-Modell) bestätigt Independent Research das „Verkaufen“-Votum für die Aktie von Microsoft.

Goldman Sachs belässt Microsoft auf „der Einstufung „Neutral“ und einem Kursziel von 56 US-Dollar. Die Analysten sehen in der Übernahme durchaus viele Vorteile. Eine Kombination aus dem professionellen Cloud-Angebot des Softwareherstellers und dem größten Online-Karrierenetzwerk beinhalte Potenzial für Umsatzsynergien. Dadurch könnte das Wachstum der gemeinsamen Nutzerzahl deutlich zulegen.