Marktausblick: Drei Risikoherde zu beobachten
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Zürich (BoerseGo.de) – Die Kapitalmärkte waren zu Beginn des Jahres geprägt von großem Pessimismus. Einerseits verunsicherten Anleger die Probleme rund um die europäischen Staatsfinanzen, andererseits mahnte die schwache konjunkturelle Entwicklung zur Vorsicht. Wie Giovanni Leonardo, Portfoliomanager bei Swiss & Global Asset Management in seinem aktuellen Marktausblick für das zweite Quartal 2012 schreibt, ist das Risiko einer globalen Rezession, ausgehend von einer gravierenden Finanzkrise in Europa, durch die Liquiditätsspritze der Europäischen Zentralbank (EZB) aber weitestgehend eliminiert.
„Die Maßnahmen der EZB trugen in Europa zur Stabilisierung der Konjunktur sowie zur Beruhigung der Staatsschuldenkrise bei. Die USA überrascht seit dem letzten Quartal mit positiven Wirtschaftszahlen. Der „Economic Surprise Index“ der Citigroup hat sich in den letzten Monaten deutlich verbessert. Der US-Arbeitsmarkt befindet sich im Expansionsmodus und auch die Lage am Immobilienmarkt scheint sich zu stabilisieren“, führt Leonardo aus. Zugleich schränkt er ein: Im jetzigen Marktumfeld seien diese positiven Daten jedoch bereits nahezu eingepreist. Die Aufrechterhaltung eines positiven Trends bei risikobehafteten Wertpapieren benötigt laut dem Fondsmanager deshalb einen zusätzlichen Impuls. China könnte dabei eine besondere Rolle einnehmen. „Die eingeleiteten Maßnahmen zur Wachstumsabschwächung in China haben Wirkung gezeigt, doch schon flackern Ängste einer zu starken Abschwächung auf. Der Spielraum für weitere Konjunkturmaßnahmen, sowohl in der Fiskal- als auch in der Geldpolitik bleibt aber im Falle von China weiterhin groß“, so Leonardo.
Der Investmentstratege sieht drei Risikoherde für die nächsten Monate. Einer davon sei China. Das Land enttäuschte jüngst mit schwachen Konjunkturdaten, die das Risiko einer unsanften Landung erhöhen. In Europa bleibe die Lage auch weiterhin ungewiss. Befragungen der Unternehmen zeigten, dass sich die Stabilisierungstendenzen fortgesetzt haben. Dabei seien die Divergenzen in der Eurozone jedoch erheblich gewachsen. Die Peripherieländer zeigten derzeit lediglich eine Verlangsamung der Abwärtsdynamik. „Das Systemrisiko wurde durch die EZB zwar reduziert, doch die Gefahr einer weiteren Eskalation der Krise besteht weiterhin. Zudem bleibt das politische Risiko angesichts anstehender Wahlen hoch“. Letztlich seien auch die wachsenden Spannungen im Mittleren Osten schwierig abzuschätzen. Eine weitere Eskalation könnte über den Ölpreis globale Folgen haben.
Der Swiss & Global-Experte resümiert: „Die Aktienmärkte benötigen nach der starken Erholung im ersten Quartal eine Pause. Zwar war die Erholung auch an den Anleihenmärkten sichtbar, doch blieb die Dynamik – gemessen am Renditeanstieg am langen Ende – bisher deutlich hinter der Entwicklung am Aktienmarkt zurück. Aktien bleiben aus fundamentaler Sicht immer noch fair bewertet. Die hohen Dividendenrenditen und die tiefen Zinsen lassen Aktien relativ zu Staatsanleihen auch weiterhin attraktiv erscheinen. Die stark gesunkenen impliziten Volatilitäten offenbaren jedoch, dass die Anleger risikofreudiger geworden sind. Für defensivere Anleger eröffnen die tiefen Volatilitäten die Chance einer günstigen Absicherung, falls sich dennoch eines der Risikoszenarien bewahrheitet. Wir bleiben strategisch bei Staatsanleihen untergewichtet und in Bezug auf die Aktiengewichtung neutral. Zudem bevorzugen wir weiterhin Unternehmens- und Schwellenländeranleihen, die aufgrund der Kreditprämie eine höhere Verzinsung bieten“.
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