Kommentar
14:14 Uhr, 12.05.2025

Market Insights: "Sell in May and go away" hält Reality-Check nicht stand

Mit den Market Insights bist Du bestens informiert – ob Markttechnik, Saisonalität, Sentiment oder spannende Fakten und Statistiken. Mein Versprechen: Jeden Montag wirst Du mit den Market Insights mindestens eine neue Erkenntnis gewinnen!

Die Q1-Zahlen? Besser als gedacht. Viel besser sogar. Statt der anfangs erwarteten 6 % legte das Gewinnwachstum im S&P 500 satte 12 % im Jahresvergleich zu. Ein Wert, der nicht nur über den Erwartungen liegt, sondern auch über dem langfristigen Durchschnitt.

Goldman Sachs

Aber Moment – was bringt uns ein glänzender Rückspiegel, wenn die Bären wie immer vor dem nächsten Quartal warnen? Der Blick in den Rückspiegel zeigt zwar ein robustes Bild, getragen von einem starken Q4 im letzten Jahr und einem soliden Start in dieses Jahr. Doch seither hat sich der Spiegel deutlich eingetrübt. Seit dem sogenannten "Liberation Day" dominieren neue Zölle, alte Unsicherheiten und politische Schlagzeilen den News Feed.

Goldman Sachs

Unternehmen reagieren – aber nicht unbedingt mit Klarheit. Manche ziehen ihre Prognosen ganz zurück. Andere geben zwei Szenarien: Eines für ein schnelles Ende der Handelsstreitigkeiten, eines für den Fall einer Rezession. Die Mehrheit? Statt die Erwartungen anzuheben, halten sie ihre Jahresziele einfach – deutlich häufiger als sonst. Ein Signal?

Die Analysten haben ihre Erwartungen Stück für Stück heruntergeschraubt. Seit Anfang April geht’s bergab. Viele "Experten" halten selbst diese reduzierten Ziele noch für zu ambitioniert. Die Zahl der positiven Gewinnrevisionen ist auf einen historischen Tiefstand gefallen. Tiefer war sie nur während der großen Krisen: Dotcom-Blase, Finanzkrise, Pandemie.

BMO Capital

Earnings Beats wurden so häufig belohnt wie seit dem Q3 2022 nicht mehr.

Factset

📌 Der Markt folgt nicht den Gewinnen eines einzelnen Jahres – er folgt den Erwartungen

Obwohl viele glauben, steigende Gewinne müssten automatisch zu steigenden Kursen führen, zeigt die Grafik, dass der S&P 500 sogar häufiger positive Renditen verzeichnet, wenn die Gewinne im Jahresvergleich sinken. Die durchschnittlichen Renditen unterscheiden sich kaum – 10,2 % bei Gewinnwachstum, 9,8 % bei Rückgang. Entscheidend ist also nicht das "Was ist?", sondern das "Was kommt?".

Shiler

Die wahre Bewährungsprobe kommt mit den Q2-Berichten im Juli und dann mit dem Q3, Q4 usw... Kennen wir nur zu gut von den Bären. Bis dahin bleibt die Frage: Wohin bewegt sich der Puck? In diesem Umfeld ist die richtige Positionierung und fundamentale Analyse umso relevanter.

Markttechnik, Saisonalität und Sentiment

📌 Erinnerungen an 2018?

Nach dem scharfen Rücksetzer um fast 20 % orientiert sich der Marktverlauf 2025 immer stärker an der Erholungsstruktur von 2018. Damals folgte auf eine rapide Korrektur ein ebenso dynamisches Comeback – ausgelöst durch die berühmte Powell-Pivot, als die US-Notenbank abrupt von ihrem Zinserhöhungspfad abrückte

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📌 Weiterer Indikator gg. die Bärenmarktrally

Der S&P 500 hat in den letzten 21 Handelstagen um 13,7 % zugelegt – die stärkste 21-Tage-Rally seit dem Corona-Crash im Jahr 2020.

Solch explosive Erholungen gab es in den letzten 25 Jahren nur in Ausnahmephasen: 2001, 2002, 2008, 2009 und 2020 – jeweils am Tiefpunkt eines Bärenmarkts oder zu Beginn eines neuen Bullenzyklus.

Seit dem Tief am 7. April hat der Index bereits 17 % gewonnen und sämtliche Verluste nach dem sogenannten "Liberation Day" ausradiert.

Doch bei aller Euphorie bleibt Vorsicht geboten: Trotz des kräftigen Anstiegs handelt der Index immer noch knapp 1,5 % unter seiner 200-Tage-Linie.

Historisch betrachtet entwickelten sich Märkte nach 1-Monats-Renditen von über 14 % sehr positiv: In 95 % der Fälle lagen die Kurse zwölf Monate später im Plus – im Durchschnitt sogar um +25 %. Insgesamt gab es seit 1978 ganze 56 solcher Fälle. Die untere Grafik zeigt deutlich, dass die Wahrscheinlichkeit für anhaltende Aufwärtsdynamik mit jedem weiteren Monat steigt.

Daily Chartbook

📌 Vielleicht ist es an der Zeit, die Definition eines Bärenmarkts zu überdenken

Die Statistik zeigt sechs Drawdowns von rund 19 % im S&P 500 seit 1976 – allesamt massive Korrekturen, die sich für Investoren wie echte Bärenmärkte anfühlten. Und doch: Formal gelten sie nicht als solche, da sie die oft zitierte -20%-Schwelle knapp verfehlen.

Der nun aktuelle zwischenzeitliche Rückgang von -18,9 % innerhalb von nur 48 Tagen (Februar bis April 2025) verdeutlicht, wie schnell und intensiv Korrekturen verlaufen können – selbst wenn sie das Etikett "Bärenmarkt" technisch nicht tragen. Ob 19 % oder 21 % – für die Marktpsychologie und Portfoliobelastung macht das kaum einen Unterschied.

Ritholtz Management

📌 "Bubble-KGV" nach früherem Maßstab muss heute kein Warnsignal mehr sein

Sollte der Tiefpunkt des aktuellen Crashes am 8. April 2025 tatsächlich das Ende der Korrektur markieren, wäre es der tiefste Verlust innerhalb der Kategorie "schwere Korrekturen" mit -18,9 % – also knapp unter der Schwelle zum Bärenmarkt.

Im Gegensatz zu fast allen historischen Fällen – mit Ausnahme von 1999 – lag das normalisierte KGV (KGV, das auf dem geglätteten Durchschnittsgewinn basiert, um konjunkturelle Schwankungen auszugleichen) am Tiefpunkt nicht unter dem historischen Median von 19,4, sondern deutlich darüber bei 25,4.

Wie die Tabelle zeigt, sind Bewertungsniveaus historisch klar gestiegen – was einerseits strukturelle Veränderungen wie Zinspolitik, Indexzusammensetzung und Kapitalflüsse widerspiegelt. Zwar mag das aktuelle Bewertungsniveau historisch hoch erscheinen, doch der Markt hat sich in der Vergangenheit oft weit über die vermeintlich "faire Bewertung" hinaus entwickelt.

Kurz gesagt: Ein "Bubble-KGV" nach früherem Maßstab muss heute kein Warnsignal mehr sein – solange das Wachstum und die Liquidität das Bewertungsniveau stützen.

Seth Golden

Old But Gold – Die Highlights aus über einem Jahr Market Insights

📌 Börsenweisheit "Sell in May and go away" hält einem historischen Reality-Check nicht stand.

Wer seit 1980 durchgehend im Markt investiert blieb, hätte aus einem Startkapital von 100.000 USD rund 6,5 Mio. USD gemacht – das entspricht einer durchschnittlichen Jahresrendite von 11,3 %.

Wer dagegen der "Sell-in-May"-Strategie gefolgt wäre – also zwischen Mai und Oktober stets ausgestiegen ist – hätte sein Kapital nur auf 1,76 Mio. USD vervielfacht (mit 7,6 % jährlicher Rendite).

Langfristiges Investiert-bleiben schlägt saisonale Markt-Timing-Versuche um Längen. Der Mai mag schwächere Phasen mit sich bringen – aber die besten Tage an der Börse sind oft schwer vorherzusagen. Wer sie verpasst, riskiert den größten Teil der Rendite gleich mit.

Seth Golden

Magnificent 7

📌 Ohne Nvidia eine ganz andere Story

Ohne Nvidia verliert der S&P 500 deutlich an Glanz. Die Grafik zeigt, dass der S&P 500 ex-Nvidia seit Oktober 2022 hinter internationalen Märkten zurückbleibt. Europa (grün) und Japan (blau) haben den US-Markt – bereinigt um Nvidia – inzwischen klar outperformt.

Morgan Stanley

📌 Nvidia vor Trendwende?

Nach einer Phase von über vier Monaten relativer Schwäche gegenüber dem S&P 500 sendet Nvidia erste Signale eines möglichen Richtungswechsels.

Duality Research

📌 Mag7 bleiben klar überlegen

Im ersten Quartal 2025 hat sich der Vorsprung beim Gewinnwachstum der "Magnificent 6" (ex Nvidia) gegenüber dem restlichen S&P 493 erneut deutlich ausgeweitet. Laut Daten von Goldman Sachs lagen die Gewinnwachstumsraten der Mega-Caps um rund 20 Prozentpunkt über dem Marktdurchschnitt – und das nach einem ohnehin starken Lauf im Vorjahr.

Goldman Sachs

📌 Wachstumsstarke, margenstarke Tech-Unternehmen

Die Gewinnmargen im S&P 500 befinden sich auf einem historisch hohen Niveau – und ein wesentlicher Treiber bleibt der Technologiesektor. Wie die Grafik zeigt, haben sich die Margen von IT-Unternehmen seit den 1990er-Jahren fast kontinuierlich ausgeweitet und liegen heute deutlich über dem Gesamtindex sowie dem restlichen Markt.

Während der breitere S&P 500 bei etwa 12 bis 13 % liegt, erzielen Tech-Unternehmen mittlerweile Margen von über 25 %. Mit der zunehmenden Adoption von Künstlicher Intelligenz dürfte sich dieser Trend noch verstärken – denn Effizienzgewinne, Automatisierung und Skaleneffekte wirken direkt margenerhöhend.

Goldman Sachs

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Spannende Earnings diese Woche

Earnings Whispers

📅 Am Montag:
☀️ Constellation Software, Kaspi.kz, monday.com, Hochtief, Evonik, IONOS, Sportradar, United Internet, Hypoport
🌙 TaskUs, Rapid7, ZoomInfo, Archer Aviation, AST SpaceMobile, Petrobras

📅 Am Dienstag geht es weiter mit:
☀️ Sea Ltd, Munich Re, SoftBank, Jd.COM, Hannover Rück, Bayer AG, Tencent Music, On Holding, CyberArk, LEG Immobilien, Carl Zeiss Meditec, Sixt SE, K+S, Camtek, Under Armour, Dürr, Secunet, Friedrich Vorwerk, Eckert & Ziegler, Jenoptik
🌙 Nu Holdings, Oklo

📅 Zur Wochenmitte warten:
☀️ Tencent, Sony, Foxconn, E.ON, Imperial Brands, Daimler Truck, Hapag-Lloyd, SMC, Verbund, Porsche Automobil Holding, Dynatrace, Bilibili, Burberry, TUI, Fraport, Global-e, Mowi
🌙 Cisco, Copart, DLocal

📅 Am Donnerstag folgen:
☀️ Walmart, Alibaba, Siemens, Allianz, Deutsche Telekom, John Deere, Merck, Talanx, RWE, Scottish Mortgage, Futu Holdings, Birkenstock, thyssenkrupp, Bath & Body Works, Schott Pharma, TAG Immobilien, Douglas, thyssenkrupp nucera, ProSiebenSat.1, Ceconomy, Eutelsat, Südzucker
🌙 Applied Materials, Ross Stores, Take-Two Interactive, Doximity, Cava Group

📅 Zum Wochenabschluss:
☀️ Richemont, Swiss Re
🌙 –


Ich wünsche euch einen erfolgreichen Wochenstart! Euer Valentin

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