Analyse
12:02 Uhr, 08.08.2025

NEBIUS – 625 % Wachstum! Was ist denn da los?

Nebius wächst operativ stark, aber steckt noch mitten in einer kapitalintensiven Aufbauphase. Das Kern-Geschäft ist bereits EBITDA-positiv (dank Trickserei), die ARR-Guidance wurde deutlich erhöht, und ein Großteil der Kapazität für 2025 ist bereits vertraglich gesichert. Ist der Hype gerechtfertigt?

Erwähnte Instrumente

  • Nebius Group N.V.
    ISIN: NL0009805522Kopiert
    Kursstand: 65,310 $ (Nasdaq) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung
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  • CoreWeave Inc.
    ISIN: US21873S1087Kopiert
    Kursstand: 122,200 $ (Nasdaq) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung
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  • Nebius Group N.V. - WKN: A1JGSL - ISIN: NL0009805522 - Kurs: 65,310 $ (Nasdaq)
  • CoreWeave Inc. - WKN: A413X6 - ISIN: US21873S1087 - Kurs: 122,200 $ (Nasdaq)

Nebius ist ein europäisches Technologieunternehmen mit Wurzeln im früheren Cloud-Geschäft von Yandex, das nach der geopolitischen Neuausrichtung 2022/23 herausgelöst und als eigenständige Firma aufgebaut wurde. Hauptsitz ist in Amsterdam.

Das Kerngeschäft ist eine KI-native Cloud-Infrastruktur, die speziell für rechenintensive Workloads wie LLM-Training und Inferenz entwickelt wurde. Nebius entwirft dabei eigene Hardware, eigene Software-Stacks und betreibt eigene Rechenzentren. Umsatz generiert Nebius dabei primär durch die Vermietung von GPU-Rechenleistung, Speicherkapazität und Managed Services im KI-Umfeld. Das Geschäft ist in drei Segmente gegliedert:

  1. KI Cloud Infrastructure (Kernsegment): Plattform für Compute, Storage und AI-optimierte Software, wächst am schnellsten und ist jetzt EBITDA-positiv.
  2. TripleTen (EdTech): Online-Bootcamps für Tech-Karrieren, vor allem in den USA und Lateinamerika.
  3. Avride (Autonomes Fahren): Robotaxi- und Delivery-Projekte u. a. mit Uber und Grubhub, aktuell noch in Pilot- und Aufbauphase.

Daneben hält Nebius Beteiligungen an ClickHouse (Datenbank-Startup) und Toloka (KI-Trainingsdaten-Plattform). Das Unternehmen positioniert sich damit als B2B-Konzern rund um KI-Infrastruktur und Enablement.


Nebius und auch CoreWeave bauen die Infrastruktur, auf der KI überhaupt erst laufen kann: Beide betreiben hochspezialisierte Rechenzentren mit Tausenden GPUs, die auf das Training und die Inferenz großer KI-Modelle ausgelegt sind. Nennt man auch Neoclouds.

Während klassische Cloud-Anbieter oft zu teuer für diese Workloads sind, liefern diese "AI-native" Plattformen genau das, was LLM-Startups und zunehmend auch Konzerne brauchen: Skalierbare, performante und flexible Compute-Power. Alles auf Abruf "on demand".

Aber so cool das klingt, das Geschäftmodell birgt einige Risiken und Tücken. Das musst Du wissen:

  1. Extremer CAPEX-Bedarf: Der Aufbau von GPU-Infra frisst Milliarden. Wer vorne dabei sein will, muss kontinuierlich investieren, und das lange, bevor Umsätze sprudeln. Ein schlechter Kapitalkostenzugang kann das ganze Modell kippen. Extremer Finanz-Leverage.
  2. Schneller Wertverfall der Hardware: NVIDIA bringt jährlich neue GPU-Generationen. Was heute High-End ist, ist morgen veraltet. Wer falsch taktet oder zu spät abschreibt, täuscht sich über seine Profitabilität hinweg.
  3. Preisdruck durch Hyperscaler: Amazon, Microsoft & Google schlafen nicht. Sie können AI-Compute querfinanzieren und bei Bedarf die Preise drücken. Nebius & Co. müssen also dauerhaft mit Effizienz, Softwareintegration oder weitere Service punkten, nur Infrastruktur reicht nicht.
  4. Nachfragevolatilität: Aktuell ist der Run auf AI-Compute gigantisch. Aber was, wenn der Hype abflacht, neue KI-Modelle weniger rechenintensiv sind, oder Großkunden plötzlich eigene Chips (z. B. TPUs) einsetzen?

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Q2 2025

Für das Q2 2025 meldet Nebius nicht nur eine Verachtfachung des Umsatzes auf 105,1 Mio. USD (+625 % YoY, +106 % QoQ), sondern liefert gleichzeitig einen krassen operativen Hebel: Die Adjusted EBITDA-Verluste halbierten sich auf -21 Mio. USD, die Kernplattform drehte positiv, früher als geplant. Aber das hat einen Haken - mehr später.

Die Nachfrage nach KI-Compute explodiert und die Kapazitäten sind wie bei den Hyperscalern knapp. "Wir waren ausverkauft – und haben bewusst auf die neue GPU-Generation gewartet", so der CEO im Call.

Das Zahlenwerk zum Q2 2o25 war ein Statement

Der Umsatz sprang binnen eines Quartals von 50,9 auf 105,1 Mio. USD (106 % Wachstum QoQ), getragen von "peak utilization" bei gleichzeitig wachsender GPU-Fläche.

Nebius IR

Der operative Verlust sank trotz massiver Capex (510 Mio. USD allein im Quartal) deutlich. Die Bruttomarge lag bei "nur" 29 %. Man sieht, dass das Business alles andere als hochmargig ist.

Nebius IR

Die jährlich wiederkehrenden Umsätze (annual recurring revenue = ARR) zeigen nach oben: Die ARR lag zum Quartalsende bei 430 Mio. USD (vs. 249 Mio. USD per März) und trug zur angehobenen Guidance auf 900 bis 1.100 Mio. USD bei. "Ein signifikanter Teil der ARR ist bereits unter Vertrag." Das ist positiv. Die Trends haben sich auch im Juli fortgesetzt.

Das Nettoergebnis war aber nur durch Einmaleffekte positiv, operativ ist man noch nicht am Break-even. Avride (Nebius Robotaxi- und Delivery-Projekte) liefert kaum Umsatzbeitrag, bleibt aber Capex-intensiv.

EBITDA bei Nebius: Fortschritt oder Fiktion?

Nebius meldet für Q2 einen Adjusted EBITDA-Verlust von -21 Mio. USD, ein deutlicher Fortschritt gegenüber den -58 Mio. USD im Vorjahr. Das Core-Geschäft ist nun EBITDA-positiv. Aber wie belastbar ist dieses Signal?

Wer genauer hinschaut, erkennt:

Auch bei Nebius wird das EBITDA durch massive Abschreibungen und Stock-Based Compensation "gesäubert". Allein im Q2 wurden über 75 Mio. USD an D&A (Depreciation & Amortization) verbucht, größtenteils für GPU-Hardware, die mit einem konservativen Vierjahreszeitraum abgeschrieben wird. In der GuV schlägt sich diese CAPEX-Welle also nur zeitversetzt nieder. Im EBITDA (Ergebnis VOR Zins, Steuern & Abschreibungen) gar nicht.

👉 Genau hier liegt das Problem: Das EBITDA blendet die reale Investitionsintensität völlig aus. Hinzu kommen 14,7 Mio. USD an SBC (aktienbasierter Vergütung), die in der Bereinigung ebenfalls herausgerechnet wurden. Das adj. EBITDA von "nur" -21 Mio. USD malt also ein zu schönes Bild. Es wären eher -110 Mio. USD bei einem Quartalsumsatz von 105 Mio. USD. Von dem Schuldenhebel in der Bilanz gar nicht erst zu sprechen.

Für ein Unternehmen in der Wachstumsphase mag das gerechtfertigt sein, aber ihr solltet euch dessen bewusst sein, dass diese Zahl nur bedingt etwas über echte Profitabilität aussagt. Denn anders als der Begriff suggeriert, ist EBITDA kein Gewinnmaß, sondern ein Instrument zur operativen Vergleichbarkeit, und damit anfällig für bilanzielle Schönwettereffekte.

Die entscheidende Frage lautet daher:

Würde Nebius auch ohne Adjustierungen profitabel sein? Klare Antwort: Noch überhaupt nicht. Der operative Verlust (nach GAAP) lag bei -111 Mio. USD, und ohne den Sondereffekt aus der Neubewertung von Beteiligungen (597 Mio. USD) wäre auch das Nettoergebnis tiefrot geblieben.

Fazit: EBITDA-Trickserei

Wer langfristig investiert, sollte die Abschreibungszyklen hinterfragen, die Cash-Burn-Rate im Auge behalten und nicht vergessen: GPUs altern schneller als viele Bilanzierungsmodelle. Das EBITDA sagt dazu nichts.

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Warum diese Zahlen erst der Anfang sein sollen

Nebius bietet nicht nur Rechenleistung, sondern eine komplette KI-Plattform. Von der Verwaltung großer GPU-Cluster bis hin zu Speicherlösungen und fertigen Diensten für den Einsatz von KI-Modellen. Genau hier liegen die Hebel für bessere Margen:

Software und Services bieten langfristig höhere Bruttomargen als pure GPU-Verfügbarkeit. Bei den aktuellen Hopper-GPUs rechnet das Unternehmen mit einem ROI-Zeitraum von zwei bis drei Jahren, bei den neuen Blackwells dürfte sie wegen Premium-Pricing noch kürzer ausfallen. Software könnte den Return-on-GPU auf unter zwei Jahre verkürzen.

Die größten Cluster an neuen GPU gehen im Q4 live, die aktuelle Kapazität ist "bewusst limitiert" gewesen. Gleichzeitig wurden in Q2 wichtige Deals mit Cloudflare, Shopify und Prosus unterzeichnet. Shopify etwa nutzt Nebius gemeinsam mit Toloka zur Optimierung des gesamten Merchant-Flows.

Insbesondere Inference-as-a-Service wird eine extrem wichtige zweite Säule neben Training - mit besserem Margenprofil und starkem Lock-in-Effekt.

Plan 2026: Mehr als 1 GW gesichert

In den USA entstehen neue Rechenzentren in New Jersey und Kansas City, in Europa in Finnland und Großbritannien, teils mit NVIDIA-Beteiligung (Nvidia ist auch direkt an Nebius und Coreweave beteiligt). Ziel: über 1 GW an verfügbarer Leistung bis Ende 2026, von denen 220 MW noch in 2025 aktiv werden sollen.

CEO Volozh: "Wir sichern unsere Flächen bevorzugt über Greenfield-Projekte. So können wir Design, Power-Pipelining und Rack-Architektur optimieren und 20 % günstiger bauen als der Markt." Man wählt also die Total-Cost-of-Ownership-Strategie, die langfristig die Bruttomargen schützen soll.

Ausblick

CFO Alonso rechnet mit leicht positivem Adjusted EBITDA auf Gruppenebene bis Jahresende, betont aber zugleich: "Das Geschäft ist noch Cashflow-negativ. 2025 bleibt ein Investitionsjahr."

Fazit

Nebius wächst zwar operativ stark, aber steckt noch mitten in einer kapitalintensiven Aufbauphase. Das Kern-Geschäft ist bereits EBITDA-positiv (dank Trickserei), die ARR-Guidance wurde deutlich erhöht, und ein Großteil der Kapazität für 2025 ist bereits vertraglich gesichert.

Die Monetarisierung (Umsatzrealisierung) folgt jedoch zeitlich verzögert, da viele GPU-Cluster erst im Q4 aktiviert werden. Man kalkuliert mit einem ROI von zwei bis drei Jahren pro GPU-Generation, wobei Software zunehmend zur Margenstütze wird. Großkunden wie Shopify und Cloudflare validieren die Plattformstrategie, während mögliche Hyperscaler-Deals derzeit noch als Upside-Potenzial gelten.

Ich mache es ganz einfach und setze auf Nvidia. Ohne Nvidia GPUs kein Coreweave, kein Nebius.


Viel Erfolg wünscht Euch Valentin

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