Market Insights: Ist August der Monat für unerwartete Aktienmarkt-Schocks?
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Es ist schwer zu glauben, aber das zweite Halbjahr 2025 ist längst angebrochen. Während viele mit einem Cocktail in der Hand die Sommerhitze am Pool oder Strand ertragen, stellen wir uns als Anleger wie eigentlich immer die Frage: Wie bereite ich mein Portfolio auf den Rest des Jahres vor?
Der Markt wirkt teilweise überhitzt. Seit dem Tief im April sind viele Kurse non-stop gelaufen, Bewertungen haben sich teils deutlich erhöht (AMD von 16x auf 46x), das KGV für den S&P 500 steht bei 22x. Seit dem 24. Juni gab es bis Freitag keinen Handelstag mehr mit einer Schwankung über 1 %. Das ist nicht die Normalität, und paralysiert viele.
📌 Markt in seltener Bestform
Der S&P 500 hat sich 24 Handelstage lang ohne größere Schwankungen (unter ±1 %) bewegt und gleichzeitig 30 Tage in Folge mehr neue Hochs als Tiefs im NYSE- und Nasdaq-Universum verzeichnet. Diese Konstellation steht nicht für Zufall, sondern für ein systematisch bestätigtes Aufwärtsmomentum.

Die schlimmsten Szenarien wie ein eskalierender Handelskrieg, plötzliche Schocks durch die Zinsseite, eine überraschende Rezession, all das wurden Stück für Stück vom Tisch genommen. Zölle? Ja, sie sind hoch. Durchschnittlich 20,2 %, der höchste Stand seit 1911. Und trotzdem schlagen sich Unternehmen wacker. 80 % der S&P500 Firmen überraschen mit starken Zahlen.
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📌 EPS-Misses kosten 2025 besonders viel
Unternehmen im S&P 500, die in Q2 2025 mit ihren Gewinnzahlen enttäuschten, wurden vom Markt härter abgestraft als je zuvor in den letzten fünf Jahren. Im Schnitt verloren die betroffenen Aktien 5,6 % in den zwei Tagen vor und nach der Veröffentlichung, deutlich mehr als der historische Durchschnitt von rund -2,4 %. Dieser Trend verschärft sich bereits seit mehreren Quartalen.

📌 Q2-Gewinnwachstum bei +9 %
Laut aktueller Auswertung von Goldman Sachs liegt das Gewinnwachstum der S&P500 Firmen im zweiten Quartal 2025 bislang bei 9 % YoY, und damit deutlich über dem ursprünglichen Konsens von +4 %. Schon in den letzten Quartalen wurden die zu Beginn der Berichtssaison gesetzten Erwartungen regelmäßig übertroffen.

📌 Margendruck in Q2 2025: Gewinnraten im S&P 500 geben leicht nach
Trotz solider Gewinnwachstumsraten (siehe vorherige Grafik) verzeichnete der S&P 500 im zweiten Quartal 2025 einen leichten Rückgang der Nettomargen. Die bereinigte Profitabilität – exklusive Finanz- und Energieunternehmen – fiel laut Goldman Sachs auf rund 11,8 % und damit unter das Niveau der Vorquartale.
Die Grafik zeigt zugleich: Analysten erwarten für die kommenden Quartale einen moderaten Margenanstieg, getrieben von Effizienzgewinnen und zunehmendem operativen Leverage.

Allerdings mehren sich seit dem Arbeitsmarkt-Report vom Freitag und vor allem den Revisionen der neugeschaffenen Stellen die Stimmen von Stagflation. Laut Fed Watch Tool steht eine Zinssenkung im September wieder im Raum. Strategisch hingegen spricht aber auch einiges für Optimismus. Handelsabkommen ersetzen Chaos. Die Fiskalpolitik wirkt durch den „One Big Beautiful Bill Act“ wachstumsfördernd (mehr zum OBBBA). Und die KI-Welle beginnt sich in tatsächlichen Umsatzwachstum umzumünzen, siehe Meta oder Microsoft.
Aber all das nützt nichts, wenn man am Spielfeldrand steht.
Denn die größte Gefahr für Privatanleger ist nicht Volatilität. Es ist das Nicht-Investieren. Wer aus Angst dauerhaft in Cash bleibt, riskiert langfristig viel mehr als ein paar schlechte Börsentage. Wenn Du später 100.000 € jährlich aus Deinem Depot entnehmen willst, brauchst Du rund 2,5 Mio. € an Kapital. Klingt viel? Ist es auch. Aber ohne die Hebelwirkung der Märkte, also Zinseszins, bleibt das Ziel unerreichbar.
Die Rechnung ist simpel: Mit 7 % Verzinsung verdoppelt sich Dein Kapital alle 10 Jahre (72er-Regel). Mit 3 % dauert es 24 Jahre. Mit 1 %? Mehr als 70. Zeit ist der mächtigste Zins, aber nur, wenn Du investiert bist.
Ja, eine Korrektur zwischen August und Oktober ist gut möglich, aber wissen kann das niemand. Und wenn sie kommt? Dann freu Dich über günstigere Kurse. Wenn sie nicht kommt? Dann sei nicht enttäuscht, Du bist ja ohnehin investiert.
Du kannst natürlich weiter auf den Rücksetzer warten. Aber was, wenn er erst nach einer weiteren Rally von 20–30 % kommt ... und dann nur 10 % zurückläuft? Was genau hätte Dir dieses Warten gebracht? Eben: nichts. Frag Dich mal lieber ehrlich: Hättest Du den V-förmigen Konter von den April-Tiefs kommen sehen? Ich behaupte: nein. Und genau das ist der Punkt.
Wer auf den perfekten Einstieg wartet, hat vielleicht einmal Glück und denkt dann, er hätte das Timing im Blut. Doch genau da beginnt die Selbstsabotage: Kaum sind die ersten Prozent gemacht, wird verkauft. "Kommt ja eh bald die nächste Korrektur." Und zack ... raus aus dem Markt, rein in die Frustration. Der Aufschwung läuft weiter, man selbst bleibt zurück. So ging es wohl vielen während der Liberation Day Rally: zu früh ausgestiegen, zu spät wieder rein, zu sehr von der eigenen Cleverness überzeugt.
Diejenigen dagegen, die ruhig geblieben sind und sich auf die fundamentalen Trends konzentriert haben, hatten nicht nur die entspanntere, sondern am Ende auch die renditestärkere Zeit. Weil sie nicht dem Lärm gefolgt sind, sondern der Logik. Wer glaubt, Zinsen oder Zölle seien ein valides Argument gegen langfristiges Investieren, hat das Prinzip der Zeit nie wirklich verstanden. Denn Zinseszins schlägt Timing. Immer.
Und Du solltest Dich auch nicht von Saisonalitäten & Co. verrückt machen lassen. Das sind historisch statistische Mittel, sie können sich materialisieren, aber eben auch nicht. Das weiß niemand. Disziplin ist gefragt. Diversifikation hilft. Dranbleiben ist wichtiger als das perfekte Timing. Denn am Ende ist die Börse kein Ort für Heldenmut, sondern für Ausdauer.
Markttechnik, Saisonalität und Sentiment
📌 Gap-up, Fade, Comeback
Wenn der Nasdaq nach einem >1 % Gap-Up auf ein neues Hoch intraday ins Minus dreht, folgt in der Regel eine schwache Woche mit einem durchschnittlichen Rückgang von -1,6 %. Doch das Bild dreht sich: Bereits nach zwei Wochen liegt die Performance im Schnitt bei +4,1 %, nach drei Wochen bei +4,5 %, mit einer Trefferquote von 88 %. Historisch betrachtet entpuppen sich diese kurzfristigen Rücksetzer also meist als Einstiegschancen, nicht als Warnsignale.

📌 August bleibt der Stolperstein im Börsenkalender
Die Grafik von Carson illustriert, dass die durchschnittliche Performancein August-Perioden nach Präsidentschaftswahlen regelmäßig negativ ausfällt, selbst im Kontext intakter Bullenmärkte. Nach einer starken Rally von +28 % seit April erscheint eine Verschnaufpause nicht nur möglich, sondern statistisch wahrscheinlich. Deshalb kurzfristige Rücksetzer nicht als Trendumkehr missverstehen, sondern als potenziell gesunde Zwischenkorrektur. Und nach Chancen suchen.

📌 August: Der Monat für unerwartete Schocks
Seit 1990 kam es im August regelmäßig zu marktbewegenden Ereignissen, vom Irak-Krieg 1990 über die Russland-Krise 1998 bis zur hawkishen Powell-Rede 2022. In diesen Jahren fiel der S&P500 im Schnitt teils deutlich, etwa -14,6 % während der Rubelkrise oder -9,4 % beim Einmarsch in Kuwait.

📌 Rücksetzer unter die 20-Tage-Linie
Die Tabelle zeigt historische Fälle, in denen der S&P 500 erstmals seit über 60 Tagen unter seinen 20-Tage-Durchschnitt gefallen ist, zuletzt am 1. August 2025.
In den ersten vier Handelstagen nach diesem Signal war die durchschnittliche Performance deutlich negativ, mit nur 22–33 % positiven Ergebnissen. Erst ab der zweiten Woche hellt sich das Bild etwas auf, hier liegt die durchschnittliche Rendite bei +0,25 % bei immerhin 44 % positiver Trefferquote.

Old But Gold – Die Highlights aus über 1 Jahr Market Insights
📌 Warum hohe Bewertungen heute anders zu lesen sind
Während 1980 noch über 60 % des Index von kapitalintensiven Sektoren wie Industrie, Energie oder Versorgern geprägt waren, dominiert 2025 mit fast 50 % der Anteil sogenannter „asset-light“ Innovationsunternehmen, also Technologie, Kommunikationsdienste und Gesundheitswesen. Genau deshalb, so BofA, sind klassische Bewertungsmaßstäbe wie KGV oder KBV heute nur noch eingeschränkt mit früheren Marktphasen vergleichbar. Die höhere Kapitalrendite und Skalierbarkeit dieser wachstumsstarken Sektoren rechtfertigt strukturell höhere Multiples.

📌 Neue Höchststände? Statistisch kein Grund zur Sorge
Wer bei Allzeithochs in den S&P 500 investiert hat, musste keine underdurchschnittlichen Renditen fürchten, im Gegenteil.
Die Grafik von Ritholtz belegt, dass die nachfolgenden Renditen bei Käufen an Rekordtagen im Durchschnitt sogar leicht besser ausfielen als an gewöhnlichen Tagen, sowohl über 1 Jahr als auch über 3, 5 und 10 Jahre hinweg. Nach Allzeithochs lag die 5-Jahres-Rendite im Schnitt bei 55,8 % gegenüber 51,8 % an allen anderen Tagen.
Höchststände signalisieren nicht das Ende, sondern oft die Bestätigung eines intakten Aufwärtstrends.

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📅 Am Dienstag geht es weiter mit:
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🌙 AMD, Amgen, Arista Networks, Coupang, Super Micro Computer, Toast, Astera Labs, Snap, Rivian, Skyworks Solutions, Qiagen, Upstart, Match Group, Zeta Global, Opendoor Technologies
📅 Zur Wochenmitte warten:
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🌙 Costco Wholesale, Uber Technologies, AppLovin, DoorDash, Airbnb, Fortinet, Monster Beverage, Realty Income, HubSpot, DraftKings, Duolingo, Zillow, Paycom Software, Joby Aviation, Curtiss-Wright, IonQ, e.l.f. Beauty, Lyft, Symbotic, Upwork, TaskUs
📅 Am Donnerstag folgen:
☀️ Eli Lilly, Siemens, Allianz, Sony Group, SoftBank Group, Deutsche Telekom, ConocoPhillips, Rheinmetall, Constellation Energy, Brookfield Corporation, Vistra Corp., Datadog, Merck & Co., Henkel, Scout24, EPAM Systems, IONOS Group, LEG Immobilien, SolarEdge Technologies, Peloton Interactive, YETI Holdings, 1&1 AG, D-Wave Quantum, Carl Zeiss Meditec, Crocs
🌙 Gilead Sciences, Motorola Solutions, Flutter Entertainment, Semiconductor Manufacturing International Corporation (SMIC), Atlassian, The Trade Desk, Block, Take-Two Interactive, Pinterest, Rocket Lab, GoDaddy, Twilio, Live Nation Entertainment, Texas Roadhouse, Wynn Resorts, Dropbox, Akamai Technologies, Doximity, Instacart, Expedia Group, StoneCo, Grindr, Arlo Technologies, Plug Power
📅 Zum Wochenabschluss:
☀️ TSMC (Monatsupdate), Munich Re, Tempus AI, Bechtle, Eckert & Ziegler, Under Armour, Jungheinrich, Lotus Bakeries
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Ich wünsche euch einen erfolgreichen Wochenstart! Euer Valentin
Lieber Valentin, Dein Format "Market Insights" ist jetzt schon ein Jahr alt? Herzlichen Glückwunsch, und ich hoffe, das gibt es noch lange, denn es ist großartig: sehr informativ, kurzweilig, meist grafisch attraktiv aufbereitet und sehr eloquent/treffend formuliert. Das Lesen bereitet Freude. Die Inhalte gehen häufig Richtung Anlegerpsychologie und hinterfragen gängige/aktuelle Markt- oder Anlegermeinungen und -stimmungen kritisch. Man erhält neue wertvolle Blickwinkel und wird zum Nachdenken angeregt, es hilft beim Erweitern des Anlegerbewusstseins und damit dabei, Resilienz gegenüber den Wirrungen des Marktes aufzubauen. LG Tilo