Märkte im Bann des Ukrainekrieges - Wie könnte es weitergehen?
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Erwähnte Instrumente
- Gold - WKN: 965515 - ISIN: XC0009655157 - Kurs: 1.925,07000 $/oz. (FXCM)
- WTI Öl - WKN: 792451 - ISIN: XC0007924514 - Kurs: 111,03200 $/bbl. (FXCM)
- Silber - WKN: 965310 - ISIN: XC0009653103 - Kurs: 25,25300 $/oz. (FXCM)
- Henry Hub Natural Gas - WKN: 621338 - ISIN: GB0031668469 - Kurs: 4,82850 $/Btu (FXCM)
- DAX - WKN: 846900 - ISIN: DE0008469008 - Kurs: 14.000,11 Pkt (XETRA)
- S&P 500 - WKN: A0AET0 - ISIN: US78378X1072 - Kurs: 4.394,57 Pkt (S&P)
Mit dem Überfall auf die Ukraine hat der russische Präsident Putin eine neue Phase in der Weltpolitik eingeläutet. Viele Staaten haben Sanktionen gegen Russland erlassen, wollen Russland vom Handel ausschließen. Gleichzeitig sind aber viele europäische Staaten von den Energielieferungen (Gas/Erdöl) aus Russland abhängig. Durch diese Vorgänge in den letzten Tagen sind viele Preisentwicklungen an den Börsen durch politische Handlungen getrieben. Rohstoffe schießen teilweise steil nach oben, Aktien von Rüstungsfirmen legen stark zu. Auch die Anteilscheine von Firmen, die im Bereich regenerativer Energien tätig sind, konnten zuletzt profitieren, musste aber gestern negative Reaktionen auf Zahlen zweier Solarunternehmen verkraften.
GOLD - Noch reichlich Potenzial vorhanden
Gold gilt seit Jahrzehnten als das Krisenmetall an den Börsen. Daher sollte Gold eigentlich in diesen Tagen ansteigen. Wie sieht die charttechnische Situation aus?
Gold befindet sich in einer langfristigen Aufwärtsbewegung. Im September 2011 markierte das Edelmetall ein Hoch bei 1.920,80 USD und korrigierte danach mehrere Jahre auf ein Tief bei 1.045,85 USD. Von dort aus startete eine Rally, welche im August 2020 zu einem neuen Allzeithoch bei 2.074,98 führte.
Nach diesem Hoch setzte eine Konsolidierung ein, welche in der vorletzten Woche beendet wurde. Denn Gold brach in der vorletzten Woche über einen wichtigen Abwärtstrend nach oben aus. Nach einem Hoch bei 1.974,26 USD setzten allerdings Gewinnmitnahmen ein. Diese könnten mit dem Ausbruch über 1.916,44 USD am Dienstag zu Ende gegangen sein.
Das Chartbild für Gold macht einen bullischen Eindruck. Zwar kann es trotz des Anstiegs vom Dienstag kurzfristig noch zu Abgaben gen 1.854 USD und damit einem Pullback an den gebrochenen Abwärtstrend ab September 2020 kommen. Aber mittelfristig deutet sich eine weitere Rally bis ca. 2.195 USD und ca. 2.400 USD an. Erst mit einem stabilen Rückfall unter den gebrochenen Abwärtstrend, der aktuell bei 1.853,85 USD verläuft, würde sich das Chartbild deutlich eintrüben.
WTI ÖL - Trendbeschleunigung möglich?
WTI ist eine von zwei Ölsorten, die an den Börsen besondere Beachtung finden. Beide Ölsorten, WTI wie Brent Öl, laufen im Prinzip gleich. Allerdings weitet sich der Spread zwischen den Ölsorten immer mal wieder aus, verkleinert sich oder dreht sich um. Aber die großen Bewegungen in der Preisentwicklung ähneln sich seit Jahrzehnten sehr.
WTI befindet sich seit dem Chaos vom 20. April 2020, wo der Future auf WTI teilweise deutlich im negativen Bereich notierte, in einer langfristigen Aufwärtsbewegung. Ein Future im negativen Bereich bedeutet, dass Ölproduzenten damals bereit waren, Geld draufzuzahlen, nur damit ihnen das Öl abgenommen wird. Dieses Chaos dauerte aber nur einen Tag an und hatte viel mit dem damaligen Verfall des Futures zu tun.
Seitdem hat der Preis für die Ölsorte massiv zugelegt. Seit einem Konsolidierungstief im November 2020 bei 33,62 USD prägt ein Aufwärtstrend das Kursgeschehen. Ab März 2021 wurde diese Aufwärtsbewegung durch eine obere Pullbacklinie begrenzt.
Am 24. Februar 2022 notierte WTI im Hoch bei 100,49 USD und damit über dieser oberen Trendbegrenzung. Danach deutete sich eine Konsolidierung an. Am Dienstag kam es allerdings erneut zu einem Rallyschub und einem deutlichen Ausbruch über 100,49 USD. Dieser Ausbruch wird aktuell nicht nur verteidigt. WTI legt weiter zu, obwohl die USA und EU-Staaten nationale Ölreserven einsetzen wollen, um den Preisanstieg zu kontrollieren.
Mit dem Ausbruch über 100,49 USD deutet sich eine Beschleunigung der Rally der letzten Monate an. WTI könnte in den nächsten Wochen sehr dynamisch in Richtung 140 USD ansteigen. Kurzfristige Rücksetzer bis 100,49 USD würden dieses Potenzial nicht zerstören. Erst mit einem stabilen Rückfall unter 100,49 USD würde sich das mittelfristige Chartbild deutlich verschlechtern. In diesem Fall müsste mit einem Test des Aufwärtstrends seit November 2020 bei aktuell 71,85 USD gerechnet werden.
SILBER - Wird das ein Boden?
Silber markierte im März 2020 ein Tief bei 11,31 USD und schoss danach steil nach oben. Am 07. August 2020 notierte das Edelmetall im Hoch bei 29,82 USD.
Seitdem befindet es sich in einer breiten Range zwischen 29,82 USD und einer Unterstützungszone zwischen 21,64 USD und 21,11 USD. Seit September 2021 bewegt sich Silber auf dieser Preiszone seitwärts. Dabei deutet sich ein Boden an. Die Nackenlinie liegt bei 25,38 USD und wird aktuell durch den Abwärtstrend seit Februar 2021 verstärkt.
Am 24. Februar prallte der Silberpreis an diesem Widerstandsbereich ab. Nach einem kleinen Rücksetzer notiert er seit Dienstag erneut an diesem Bereich.
Gelingt Silber ein stabiler Ausbruch über 25,38 USD, dann ergäbe sich ein neues Kaufsignal. Dieses könnte zu einer Rally in Richtung 29,82 USD führen. Ein Ausbruch über diese Marke würde eine große Konsolidierung beenden und auf eine Rally in Richtung 42,25 USD hindeuten. Sollte sich die Hürde bei 25,38 USD allerdings als zu hoch herausstellen, dann müsste ein erneuter Test der Unterstützungszone um 21,64-21,11 USD eingeplant werden.
HENRY HUB NATURAL GAS - Konsolidierung dauert an
Henry Hub Natural Gas ist eine amerikanische Erdgassorte. Der Preis für diese Erdgassorte fiel am 25. Juni 2020 auf ein Tief bei 1,49 USD zurück. Danach startete eine massive Rally, die am 06. Oktober 2021 zu einem Hoch bei 6,49 USD führte.
Seit diesem Hoch konsolidiert der Erdgaspreis und fiel dabei kurzzeitig unter das log. 38,2-%-Retracement der Rally ab Juni 2020 bei 3,70 USD. Dieser Rückfall konnte zwar schnell wieder wettgemacht werden, aber am 02. Februar erwies sich der Abwärtstrend seit Oktober 2021 als zu hohe Hürde. Auch am 24. Februar kletterte der Erdgaspreis fast an diesen Abwärtstrend. Aktuell befindet er sich leicht auf dem Rückzug.
Gelingt Henry Hub Natural Gas ein Ausbruch über den Abwärtstrend seit November, der aktuell bei 5,34 USD verläuft, dann käme es zu einem neuen Kaufsignal. In diesem Fall wäre eine Rally bis 6,49 USD und später sogar ca. 8,60 USD möglich. Sollte es allerdings zu einem stabilen Rückfall unter 3,70 USD kommen, könnte die Konsolidierung in Richtung 2,61 USD und damit an das log. 61,8-%-Retracement der Rally ab Juni 2020 abfallen.
DAX - Erster Bodenbildungsversuch?
Der DAX bildete nach dem Hoch bei 8.136 Punkten aus dem März 2000 ein riesiges aufsteigendes Dreieck aus, das er im September 2013 nach oben auflöste. Anschließend zog der Index bis Januar 2018 auf ein Hoch bei 13.596 Punkte an. Nach einem gescheiterten Ausbruchsversuch über dieses Hoch kam es ab Februar 2020 zu einem großen Pullback an das Dreieck. Anschließend startete eine Rally auf das aktuelle Allzeithoch bei 16.290 Punkte. Im Januar 2022 scheiterte der Index an diesem Hoch, was zu einem Pullback an die letzte große Ausbruchsmarke bei eben 13.596 Punkte führte. Das rechnerische Ziel aus dem aufsteigenden Dreieck ist bei Weitem noch nicht erreicht. Es liegt bei 30.253 Punkten.
Am 05. Januar 2022 scheiterte der Index am Allzeithoch. Am 21. Februar 2022 fiel er unter die wichtige Unterstützung bei 14.804 Punkten und vollendete damit eine Topformation. Das rechnerische Ziel aus dieser Topformation liegt bei 13.463 Punkten.
Gestern notierte der Index im Tief bei 13.707 Punkten und erholte sich danach. Dabei gelang ihm eine Rückkehr über das letzte Zwischentief bei 13.807 Punkten.
Der DAX könnte mit dem gestrigen Tag einen ersten Versuch einer Bodenbildung eingeleitet haben. Ein prozyklisches Kaufsignal ergäbe sich aber frühestens mit einem Ausbruch über den noch offenen Teil des Abwärtsgaps vom 24. Februar 2022. Dieser Teil liegt zwischen 14.567 und 14.586 Punkten. Gelingt ein solcher Ausbruch, dann wären zunächst Gewinne gen 14.804 oder sogar 15.019 Punkte und später an das Allzeithoch bei 16.290 Punkte möglich. Auf langfristige Sicht wären noch massiv höhere Kurse möglich.
Sollte dieser erste Versuch nicht gelingen, wäre das noch kein Drama. Der DAX ist im Bereich um 13.596 Punkte sehr stark unterstützt. Ein kurzes Abtauchen gen 13.463 Punkte würde das Chartbild nicht beschädigen.
Sollte der Index aber stabil unter 13.596 Punkte abtauchen, dann könnte es direkt zu weiteren Verkäufen kommen. Ein mögliches erstes Ziel wäre dann das noch offene Gap vom 09. November 2020 zwischen 12.670 und 12.595 Punkten.
S&P 500 – Doch keine Topformation?
Der S&P 500 startete im März 2020 nach dem Coronacrash nach einem Tief bei 2.191 Punkten zu einer starken Rally. Diese führte den Index am 04. Januar 2022 auf das aktuelle Allzeithoch bei 4.818 Punkten.
Dieses Hoch stellt den Kopf einer potenziellen SKS-Topformation dar. Am 24. Februar eröffnete der Index unterhalb der abfallenden Nackenlinie der SKS, drehte aber danach schnell nach oben. Zu einem Tagesschlusskurs unter der Nackenlinie kam es nicht. Zuletzt erholte sich der Index weiter und notiert aktuell wieder am EMA 200 bei aktuell 4.404 Punkten.
Da die Nackenlinie der SKS abfällt, kann diese Formation auch als sog- Wolfe-Wave-Kaufformation im Aufwärtstrend angesehen werden. Der Anstieg seit dem Tief vom 24. Februar spricht inzwischen eher für die zweite Interpretationsmöglichkeit.
Bricht der S&P 500 stabil über den EMA200 aus, dann würden sich die Bullen weitere Vorteile erarbeiten. In diesem Fall könnte der Index bis auf 4.486 und 4.595 Punkte ansteigen. Evtl. sind sogar Gewinne bis ca. 4.750 Punkte möglich.
Sollte der Index aber doch noch stabil unter die Nackenlinie bei aktuell 4.203 Punkte abfallen, dann würde eine weitere große Verkaufswelle in Richtung 4.050-4.000 Punkte und später sogar in Richtung des alten Allzeithochs aus dem September 2020 bei 3.588 Punkte drohen.
Gesamtfazit:
Aktuell sind die Börsen vor allem politisch getrieben. Andere große Themen wie Inflation und sich im Gange befindliche Änderungen der Geldpolitik spielen aktuell eine untergeordnete Rolle, können aber jederzeit wieder in den Vordergrund drängen. In den Rohstoffen deuten sich weitere Rallys an bzw. sind schon im Gang. In den Indizes gibt es erste vorsichtige Anzeichen für Bodenbildungen. Aber gerade im DAX ist es noch ein weiter Weg bis zu einer tatsächlichen Bodenbildung.
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