Fundamentale Nachricht
17:15 Uhr, 06.11.2019

Lithium-Projekt in Bolivien doch nicht geplatzt?

Die Lithium-Gewinnung in Bolivien wäre DIE Lebensversicherung für Deutschlands Schlüsselindustrie, der Autobranche. Nun aber wurde das Projekt zum Abbau von der Regierung in La Paz prompt gestoppt. Die deutsche Seite ist gelinde gesagt 'irritiert'. Es geht wieder einmal ums liebe Geld, noch besteht Hoffnung.

Frankfurt (Godmode-Trader.de) - Kaum ein Jahr, nachdem das bolivianisch-deutsche Gemeinschaftsunternehmen YLB-Acisa ins Leben gerufen wurde, soll es schon wieder vorbei sein. Der bolivianische Staatspräsident Evo Morales persönlich hat das Projekt annulliert, nachdem die dortige Bevölkerung protestiert hatte. Die Leute fühlten sich offenbar nicht angemessen an den Gewinnen beteiligt (s. auch hier: Bolivien: Regierung stoppt Lithium-Abbau-Projekt).

Deutschland wollte sich Zugriff auf Lithium verhaften, diesen Rohstoff, der so wichtig ist für Batterien und auch für die Autoindustrie. 300 bis 400 Mio. Euro in den nächsten Jahren sollten investiert werden. Der Geschäftsführer und Eigentümer der Firma ACI Systems aus Zimmern ob Rottweil - des deutschen Parts des Joint Ventures YLB-Acisa - Wolfgang Schmutz will den Kopf dennoch nicht in den Sand stecken. „Wir arbeiten am Projekt mit Volldampf weiter“, sagt Schmutz im Gespräch mit der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung". Schließlich habe er noch nicht einmal eine offizielle Benachrichtigung über den Stopp. Dem Nachrichtenmagazin "Der Spiegel" sagte Schmutz: „Jetzt werden Lösungen gesucht und gefunden. Dazu brauchen wir auch die Unterstützung der Politik.“ Es gebe Verträge und rechtsverbindliche Vereinbarungen. „Aber wir wollen nicht vor Gericht, sondern lieber einvernehmliche, konstruktive Lösungen finden, die allen helfen - vor allem den Menschen vor Ort“.

Das Bundeswirtschaftsministerium zeigte sich nach der Annullierung des Joint Ventures zur Lithiumgewinnung überrascht. Man habe die Nachricht der Annullierung „mit Bedauern zur Kenntnis" genommen, teilte das Haus von Minister Peter Altmaier (CDU) am Mittwoch auf Anfrage der Nachrichtenagentur dpa mit. „Nachvollziehbare Gründe für diese Entscheidung sind der Bundesregierung bisher nicht bekannt." Man stehe mit der deutschen Botschaft in Bolivien und mit der Firma ACI Systems in Kontakt, um das weitere Vorgehen zu erörtern.

Die bolivianische Regierung äußerte sich bislang nicht zu dem Fall. Dem Abkommen zufolge sollte YLB 51 Prozent der Anteile am Joint Venture halten. Geplant war vom Jahr 2022 an eine Förderung von 30.000 bis 40.000 Tonnen Lithiumhydroxid im Jahr, genug für Hunderttausende E-Autos mit Lithium-Batterien. 85 Prozent des Lithiums sollten nach Deutschland gehen.

„Wenn es nicht weitergeht, sind wir alle Verlierer“, sagte Schmutz der FAZ: In den Jahren 2023, 2024 spätestens müsse man liefern können, „sonst machen andere das Geschäft.“ Bisher werde das große Geschäft mit dem heißbegehrten Lithium schließlich woanders gemacht, in Chile und Argentinien. Den protestierenden Menschen aus der Region um den Uyuni-Salzsee geht es vor allem um Geld. Sie fordern eine Erhöhung der staatlich geregelten Lizenzgebühren von 3 auf 11 Prozent. „Wir werden im Rahmen einer Stiftung tun, was wir können“. versprach Schmutz. Geplant ist, dass ein Teil der Gewinne in die Region fließt.“

4 Kommentare

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  • Gerd52
    Gerd52

    Deutsche Unternehmen tun alles um in anderen Ländern die Umwelt komplett zu zerstören, alles für die extrem umweltbelastet hergestellten E-Autos. Aber dem Dummvolk kann man ja jedes Märchen erzählen.

    Eltern lachen über die Naivität der Kinder, wenn ihnen Märchen erzählt werden. Sie selbst aber glauben die noch viel größeren Märchen.

    07:30 Uhr, 07.11.2019
  • Der Sezessionär
    Der Sezessionär

    Sehr gut !! Freut mich das der Wahnsinn erstmal gestoppt ist ! E-Mobilität ist wohl das schwerste Vergehen der Menschheit an der Umwelt in der Geschichte ! !

    06:06 Uhr, 07.11.2019
    1 Antwort anzeigen

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Über den Experten

Bernd Lammert
Bernd Lammert
Finanzredakteur

Bernd Lammert arbeitet als Redakteur seit 2010 bei der BörseGo AG. Er ist studierter Wirtschafts- und Medienjurist sowie ausgebildeter Journalist. Das Volontariat absolvierte er noch beim Radio, beruflich fand er dann aber schnell den Weg in andere Medien und arbeitete u. a. beim Börsen-TV in Kulmbach und Frankfurt sowie als Printredakteur bei der Financial Times Deutschland in Berlin. In seinen täglichen Online-Berichten bietet er Nachrichten und Informationen rund um die Finanzmärkte. Darüber hinaus analysiert er wirtschaftsrelevante Entscheidungen der obersten deutschen Gerichte für eine Finanzagentur. Grundsätzlich ist Bernd Lammert der Ansicht, dass aktuelle Kenntnisse über die Märkte sowie deren immanente Risiken einem keine Erfolge schlechthin garantieren, aber die Erfolgschancen deutlich erhöhen können.

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