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14:51 Uhr, 23.05.2024

Leitzins - Rückkehr zur alten Normalität?

“Länger höher” oder “Back to Normal”? Benoit Anne, Anleiheexperte bei MFS Investment Management wirft einen Blick auf die aktuelle Zinsentwicklung und die Vorteile von Anleihen in der derzeitigen Marktphase.

Die 10-jährigen US-Zinsen lagen im Zeitraum von Januar 2000 bis zur globalen Finanzkrise 2008 im Durchschnitt bei 4,59 Prozent. Auf diesem Niveau befinden wir uns auch jetzt wieder – mehr oder weniger. Im Gegensatz dazu lagen die 10-jährigen US-Zinsen in der Zeit nach der Finanzkrise im Durchschnitt bei nur 2,2 Prozent. Dieser ziemlich große Unterschied ist die Folge der jahrelangen lockeren Geldpolitik.

Wo lag der Leitzins der US-Notenbank im Januar 2000? Er lag bei 5,50 Prozent. Das heißt, hohe Zinsen sind nichts Neues. Im Gegenteil: Wir sollten die Rückkehr zur alten Normalität feiern – eine Marktphase, in der festverzinsliche Wertpapiere eine sehr wichtige Anlageklasse sind.

Zwar korrelieren festverzinsliche Wertpapiere zurzeit mit Aktien. Das ist aber nicht unbedingt schlecht. Wenn man von Anleihen erwartet, dass sie zur Diversifizierung beitragen, ist eine hohe Korrelation natürlich suboptimal. Anleihen bieten jedoch noch einen anderen Vorteil: Sie dienen der Risikominderung. Ein Beispiel: Die Volatilität im 10-Jahres-Zeitraum des S&P 500 liegt bei 15 Prozent, beim US IG Corporate Credit hingegen nur bei 6,8 Prozent. (1).

Wir würden sogar einen Schritt weiter gehen und argumentieren, dass festverzinsliche Wertpapiere von der derzeitigen hohen Korrelation profitieren können. Angesichts der geringeren Diversifizierungsvorteile bedeutet die hohe Korrelation, dass das Gesamtrisiko des Portfolios gestiegen ist. Aus Sicht des Risikomanagements wäre es daher sinnvoll, die Volatilität des Portfolios aktiv zu senken, was durch eine höhere Allokation in festverzinsliche Wertpapiere erreicht werden kann.

Auf längere Sicht gesehen wird sich die Korrelation zwischen Anleihen und Aktien wahrscheinlich auf einem niedrigeren Niveau einpendeln. Bis es dazu kommt, ist jedoch noch Geduld gefragt. Solange der Fokus der Finanzmärkte auf der Geldmarktpolitik liegt, wird die Korrelation zwischen Anleihen und Aktien erhöht bleiben. Aber das ist vielleicht gar nicht so schlecht. Denn in einem positiven Börsenumfeld wie derzeit dürften sich sowohl Anleihen als auch Aktien gut entwickeln.

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