Fundamentale Nachricht
11:56 Uhr, 27.04.2016

Legt die Bank of Japan geldpolitisch nach?

Die Frage ist nur wann, nicht ob: Angesichts der stagnierenden Wirtschaftsentwicklung erwarten manche Beobachter an den Finanzmärkten schon jetzt eine Lockerung der Geldpolitik in Japan, andere erst im Sommer. Dazu ist fraglich, an welchen Stellschrauben die Bank of Japan drehen kann.

Erwähnte Instrumente

Tokio (Godmode-Trader.de) - Die Bank von Japan (BoJ) berät an diesem Mittwoch und Donnerstag über die Geldpolitik. Nicht wenige Marktbeobachter erwarten angesichts einer lahmen Wirtschaftsentwicklung und niedriger Inflation eine weitere Lockerung der Geldpolitik. Manche Volkswirte schließen nicht aus, dass die Wirtschaft im ersten Quartal des Jahres geschrumpft ist. Nach dem bereits negativen BIP zum Jahresschluss 2015 befände Japan sich damit in technischer Sicht wieder in der Rezession. Auch die Aufwertung des Yens stößt viele in Japan übel au. Eine starke Währung schmälert die Gewinne der japanischen Exportwirtschaft und drückt die Aktienkurse. „Gerade aus Japan könnte es Überraschungen geben“, sagt Analyst Jochen Stanzl von CMC Markets. „Gerüchte gehen um, die Notenbank könnte ihre Aktienkäufe verdoppeln“.

Doch nicht nur darum geht es: Die Notenbanker rund um Gouverneur Haruhiko Kuroda könnten an mehreren Schrauben drehen. Die Fragen stehen im Raum, wie viele Staatsanleihen und Wertpapiere die Bank kauft, welche Wertpapiere es sein könnten, und wie weit sie den negativen Zins senkt? Noch liegt er bei minus 0,1 Prozent. Der ehemalige Vizegouverneur der Zentralbank, Kazumasa Iwata, empfiehlt, den Negativzins auf minus 1 Prozent zu senken. Er geht, wie die Frankfurter Allgemeine Zeitung berichtet, davon aus, dass die BoJ bis 2017 an die Grenzen der Ankäufe von Staatsanleihen stößt. Die großen Geschäftsbanken hätten sich schon von großen Teilen ihrer Bestände getrennt und auch die Schuldenaufnahme des Staates sei nicht unendlich. Derzeit kauft die Bank Staatsanleihen im Wert von 80 Billionen Yen, fungible Fondsanteile von 3,3 Billionen Yen und handelbare Immobilienfonds von 90 Milliarden Yen im Jahr. Mit den Käufen börsengehandelte Fonds dominiert die Bank schon den Markt für ETFs in Japan.

Als neues Instrument der Geldpolitik wird laut FAZ auch spekuliert, dass die BoJ zusätzlich zum Strafzins auf Teile der Überschussreserven den Geschäftsbanken negative Zinsen auf bestimmte Ausleihungen anbieten könne, um sie so für eine Kreditvergabe zu belohnen. Eine geldpolitische Option hat Kuroda bereits ausgeschlossen. „Wir haben keine Absicht, Helikoptergeld einzusetzen“, sagte er dem „Wall Street Journal“.

Passende Produkte

WKN Long/Short KO Hebel Laufzeit Bid Ask
Keine Ergebnisse gefunden
Zur Produktsuche

Keine Kommentare

Du willst kommentieren?

Die Kommentarfunktion auf stock3 ist Nutzerinnen und Nutzern mit einem unserer Abonnements vorbehalten.

  • für freie Beiträge: beliebiges Abonnement von stock3
  • für stock3 Plus-Beiträge: stock3 Plus-Abonnement
Zum Store Jetzt einloggen

Das könnte Dich auch interessieren

Über den Experten

Bernd Lammert
Bernd Lammert
Finanzredakteur

Bernd Lammert arbeitet als Redakteur seit 2010 bei der BörseGo AG. Er ist studierter Wirtschafts- und Medienjurist sowie ausgebildeter Journalist. Das Volontariat absolvierte er noch beim Radio, beruflich fand er dann aber schnell den Weg in andere Medien und arbeitete u. a. beim Börsen-TV in Kulmbach und Frankfurt sowie als Printredakteur bei der Financial Times Deutschland in Berlin. In seinen täglichen Online-Berichten bietet er Nachrichten und Informationen rund um die Finanzmärkte. Darüber hinaus analysiert er wirtschaftsrelevante Entscheidungen der obersten deutschen Gerichte für eine Finanzagentur. Grundsätzlich ist Bernd Lammert der Ansicht, dass aktuelle Kenntnisse über die Märkte sowie deren immanente Risiken einem keine Erfolge schlechthin garantieren, aber die Erfolgschancen deutlich erhöhen können.

Mehr Experten