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14:04 Uhr, 06.04.2020

Lage am Ölmarkt spitzt sich wieder zu

An den Märkten hatte man auf schnelle Lösungen im Preiskrieg gehofft, der derzeit zwischen Russland und Saudi-Arabien tobt und auf Maßnahmen, um den Verfall der Ölpreise zu stoppen. Doch hier gab es einen Dämpfer. Ein für diesen Montag geplantes Treffender OPEC+ wurde verschoben.

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  • Brent Crude Öl
    ISIN: XC0009677409Kopiert
    Kursstand: 33,08000 $/bbl. (FXCM) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung

New York/ London/ Frankfurt (Godmode-Trader.de) - Es ist die schwerste Krise, die wir seit 100 Jahren gesehen haben, sagte Fatih Birol, Chef der Internationalen Energieagentur (IEA) letzte Woche dem "Handelsblatt". Birol nahm damit Bezug auf die verfahrene Situation am Ölmarkt. Den virusbedingten Stillstand großer Teile der Weltwirtschaft und damit einhergehenden Nachfrageinbruch, sowie den seit Anfang März herrschenden Preiskrieg zwischen den Ölförderländern Russland und Saudi-Arabien, der ein massives Überangebot des Rohstoffs zur Folge hat.

Es ist in der Tat eine merkwürdige Phase am internationalen Erdölmarkt. Die Preise erleben eine wilde Achterbahnfahrt, halbieren sich mal so eben, steigen dann wieder um 40 Prozent, geben wieder massiv ab! Und das alles binnen weniger Handelstage. Die Commerzbank sprach mit Blick auf den Zeitraum Januar bis Ende März vom größten Preisverfall innerhalb eines Quartals in der Geschichte der Ölförderung. Die extremen Ausschläge bilden die Einzigartigkeit und Unberechenbarkeit der gegenwärtigen Situation ab. Bis vor wenigen Tagen war auch keinerlei Lösung in Sicht, um den Markt wieder in ruhigere Bahnen zu bringen.

Dann sorgte ein Tweet des US-Präsidenten Donald Trump am vergangenen Donnerstag für ein Aufflackern. Gewohnt apodiktisch verkündete er, er habe gerade mit dem Kronprinzen von Saudi-Arabien, Mohammed bin Salman, gesprochen. Dieser habe mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin geredet, und er, Trump, erwarte nun, dass Saudi-Arabien und Russland die Ölförderung um mindestens 10 Mio. Barrel drosseln werden.

Die Ölpreise jazzten daraufhin zeitweise um bis zu 40 Prozent nach oben, danach ging ein Teil der Gewinne aber wieder verloren. Doch beispielsweise konnte die Brent-Notierung ihr Niveau von über 30 Dollar halten, auch weil Saudi-Arabien parallel ankündigte, ein Dringlichkeitstreffen der OPEC für Montag einzuberufen und dazu noch andere Länder einladen zu wollen.

Der Preisverfall trifft vor allem US-Produzenten schwer, weil ihre Förderung teurer ist als die der Konkurrenten. Das wiederum erhöht den Druck auf Präsident Trump, auf Russland und Saudi-Arabien einzuwirken, damit diese ihren Konflikt beilegen und einen Marktüberschuss vermeiden und die Preise damit stabilisieren helfen. Trump reichte am Samstagabend den Druck auf Riad und Moskau weiter und drohte mit Zöllen auf Rohölimporte.

Zwischenzeitlich sah es am Wochenende so aus, als würde Russland einlenken und die beiden Streitparteien zu einer Einigung im Ölkonflikt gelangen. Auch Russland kann die niedrigen Preise nicht auf ewig aushalten, schon gar nicht während einer Krisenlage wie derzeit mit dem Coronavirus, wo der Staat große Summen für die Stüzung der Wirtschaft bereitstellen muss. Die Einnahmen aus dem Öl-Export machen etwa 40 Prozent des russischen Staatshaushalts aus. „Moskau und Riad stehen einem Ölabkommen sehr, sehr nahe", verbreitete Kirill Dmitriev, CEO des russischen Staatsfonds Russian Direct Investment Fund, am Montag im Gespräch mit CNBC TV Zuversicht.

Der Rückschlag und Dämpfer für die Ölpreise folgte heute auf dem Fuß. Das für diesen Montag geplante Treffen der OPEC+ unter Federführung von Russland und Saudi-Arabien wurde auf Donnerstag verschoben. Dennoch bleibt Hoffnung angebracht: Laut übereinstimmenden Medienberichten gibt es auf diplomatischer Ebene Gespräche mit dem Ziel, die festgefahrenen Verhandlungen über Förderkürzungen entzerren. Hierzu soll auch ein Treffen der G-20 Energie-Minister am Freitag stattfinden. Dies sei Teil von Bemühungen, die USA an der Lösung des Preiskriegs zwischen Saudi-Arabien und Russland zu beteiligen.

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Über den Experten

Bernd Lammert
Bernd Lammert
Finanzredakteur

Bernd Lammert arbeitet als Redakteur seit 2010 bei der BörseGo AG. Er ist studierter Wirtschafts- und Medienjurist sowie ausgebildeter Journalist. Das Volontariat absolvierte er noch beim Radio, beruflich fand er dann aber schnell den Weg in andere Medien und arbeitete u. a. beim Börsen-TV in Kulmbach und Frankfurt sowie als Printredakteur bei der Financial Times Deutschland in Berlin. In seinen täglichen Online-Berichten bietet er Nachrichten und Informationen rund um die Finanzmärkte. Darüber hinaus analysiert er wirtschaftsrelevante Entscheidungen der obersten deutschen Gerichte für eine Finanzagentur. Grundsätzlich ist Bernd Lammert der Ansicht, dass aktuelle Kenntnisse über die Märkte sowie deren immanente Risiken einem keine Erfolge schlechthin garantieren, aber die Erfolgschancen deutlich erhöhen können.

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