Kommentar
10:25 Uhr, 27.06.2023

Lagarde bekräftigt weitere Zinserhöhung im Juli

Beim nächsten Zinsentscheid im Juli wird die Europäische Zentralbank (EZB) die Leitzinsen mit hoher Wahrscheinlichkeit erneut anheben, wie EZB-Präsidentin Christine Lagarde am Dienstag bekräftigt hat. Es sei zu früh um zu sagen, wo der Zinsgipfel liegen werde.

Auf dem EZB-Forum in Sintra in Portugal bekräftigte EZB-Präsidentin Christine Lagarde, dass der Kampf gegen die hohe Inflation noch nicht gewonnen sei. "Sofern sich die Aussichten nicht wesentlich ändern, werden wir die Leitzinsen im Juli erneut anheben", sagte Lagarde am Dienstagvormittag. "Wir haben bereits deutliche Fortschritte erzielt. Angesichts eines persistenteren Inflationsprozesses dürfen wir jedoch nicht zögerlich sein. Für eine Entwarnung ist es zu früh", meinte Lagarde.

Mit Blick auf die Frage, wie weit die Zinsen insgesamt noch angehoben werden müssten, um die Inflation unter Kontrolle zu bekommen, wollte sich Lagarde nicht klar äußern, sondern verwies auf die ihrer Ansicht nach große Unsicherheit hinsichtlich der künftigen Inflationsentwicklung.

"Zwei Unsicherheitsfaktoren beeinflussen das erwünschte Niveau und die Dauer unserer Zinspolitik. Zum einen sind wir mit Unsicherheit hinsichtlich der Inflationspersistenz konfrontiert, daher wird das Niveau, auf das die Leitzinsen steigen, von der jeweiligen Situation abhängen. Es wird davon abhängen, wie sich die Wirtschaft und einige von mir beschriebene Faktoren mit der Zeit entwickeln. Und es muss im Zeitverlauf kontinuierlich neu bewertet werden", sagte Lagarde. Zudem herrsche auch Unsicherheit über die Stärke der geldpolitischen Transmission.

Nach Einschätzung von Lagarde werde es für die EZB in der nächsten Zeit kaum möglich sein, zu verkünden, dass der Zinsgipfel erreicht sei. Es sei "unwahrscheinlich, dass eine Zentralbank in naher Zukunft mit absoluter Überzeugung erklären kann, dass die Leitzinsen ihren Höchststand erreicht haben. Aus diesem Grund muss unsere Geldpolitik von Sitzung zu Sitzung festgelegt werden und muss auch künftig von der Datenlage abhängen", betonte Lagarde.

Trotz der großen Unsicherheit seien aber zwei Punkte klar: "Erstens müssen wir die Leitzinsen auf ein ausreichend restriktives Niveau anheben, um unsere geldpolitische Straffung abzusichern. Zweitens müssen wir klar kommunizieren, dass wir dieses Niveau so lange wie erforderlich aufrechterhalten", betonte Lagarde.

Beim Zinsentscheid am 15. Juni hatte die EZB die Leitzinsen erneut um 25 Basispunkte erhöht und gleichzeitig eine weitere Zinsanhebung für Juli in Aussicht gestellt. Der Hauptrefinanzierungszins befindet sich auf 4,0 %, der Einlagensatz für die Banken bei 3,5 %. Die jährliche Inflationsrate in der Eurozone war von 7,0 % im April auf 6,1 % im Mai gesunken. Die Kerninflationsrate lag bei 5,3 %.

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