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21:54 Uhr, 31.05.2019

Längster Aufschwung der Geschichte? Rekord wegen Trump in Gefahr

Die USA steuern auf die längste ununterbrochene Phase positiven Wirtschaftswachstums zu. Der Rekord ist greifbar, könnte aber noch verpatzt werden.

Die US-Wirtschaft muss nur noch zwei Quartale durchhalten, dann ist es geschafft. Wächst die Wirtschaft im zweiten und dritten Quartal 2019, kann Trump einen Rekord für sich verbuchen. Es wäre dann der längste Aufschwung der US-Geschichte. Bereits im vergangenen Jahr ging ich davon aus, dass Trump diesen Rekord einfahren wird.

Jetzt kommen wir dem Datum immer näher und die Unsicherheit steigt. In den letzten Monaten befanden sich die Einkaufsmanagerindizes auf dem Rückzug (Grafik 1). Der Aktienmarkt hat sich trotzdem gut gehalten, obwohl alle Zeitreihen eigentlich parallel verlaufen. Das lag daran, dass es bereits Ende 2018 zu einer Korrektur kam. Die Rallye Anfang 2019 war eine Korrektur der Korrektur, weil neue Hoffnung im Handelsstreit aufkam.


Die Einkaufsmanagerindizes sanken hingegen weiter. Jetzt ist ein neuerlicher Kursrückgang an der Börse notwendig. Die neuesten Daten sind auch wenig ermunternd. Die vorläufigen Ergebnisse für die Einkaufsmanagerindizes in den USA sind verheerend (Grafik 2). Sowohl im Gewerbe als auch bei den Dienstleistungen ist die Grenze von 50 Punkten fast erreicht.

Konkret bedeutet das: die Wirtschaft expandiert kaum noch. Sinken die Indizes unter 50 Punkte, ist mit einer Kontraktion zu rechnen. Anfang 2016 gab es das zum letzten Mal. Damals sank allerdings nur der Index für das Gewerbe unter die Marke von 50. Das reichte, um das Quartalswachstum auf 0,1 % zu drücken.

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Derzeit macht keiner der Indizes Anstalten, einen Boden auszubilden. Innerhalb weniger Monate könnten die Indizes deutlich unter 50 fallen. Da diese Indizes und das BIP-Wachstum so eng verknüpft sind (Grafik 3), gäbe es im dritten Quartal negatives Wachstum.


Trumps Rekord muss damit immer noch nicht unerreichbar sein. Die Wirtschaft muss dafür lediglich im vierten Quartal wieder wachsen. Eine Rezession braucht zwei aufeinanderfolgende Quartale mit negativem Wachstum. Solange die Wirtschaft nur in einem Quartal schrumpft, kann der Rekord noch gelingen.

Aktuell stehen die Zeichen auf Sturm und die US-Wirtschaft könnte schneller als gedacht in eine Rezession rutschen. Trump schreibt dann keine Geschichte. Das hat er sich selbst zu verdanken. Die Stimmung ist schon länger im Rückwärtsgang, doch durch die neuerliche Eskalation im Handelsstreit hat sich der Trend verstärkt.

Die Lage ist nicht aussichtslos, aber ernst. In den kommenden Monaten kann noch viel geschehen. So könnten sich Demokraten und Republikaner doch noch auf die Erneuerung der Infrastruktur im Umfang von 2 Billionen Dollar einigen. Kommt es hier rasch zu Investitionen, kann eine Rezession abgewendet werden. Es wäre ja immerhin ein gigantisches Konjunkturprogramm.

Clemens Schmale

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2 Kommentare

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    ihr Kollege schrieb hier noch vorgestern „Die US Wirtschaft brummt“ Hat er andere Daten? 🤔

    08:24 Uhr, 01.06.2019

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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