Kommentar
12:45 Uhr, 08.10.2018

Greatest boom ever created: Trump schreibt Geschichte

Die US-Arbeitslosenrate sinkt auf den tiefsten Stand seit 1969. Den USA ist es seit dem Zweiten Weltkrieg nur selten gelungen, eine so geringe Quote auszuweisen. Doch das ist nicht einmal das, womit Trump Geschichte schreibt.

Donald Trump wird der Präsident sein, unter dem der längste Wirtschaftsaufschwung aller Zeiten zustande gekommen ist. Aktuell dauert der Aufschwung schon 111 Monate. Es fehlen noch 9 Monate, damit Trump tatsächlich in die Geschichtsbücher eingeht.

Die ersten siebeneinhalb Jahre des Aufschwungs haben wir nicht ihm zu verdanken und ob es seine Politik war, die den Aufschwung zum Rekord gebracht hat, werden wir nie mit Sicherheit sagen können. Keiner weiß, ob der Aufschwung auch ohne Steuersenkungen und Deregulierung gehalten hätte.

Der Rekordaufschwung kann noch scheitern. Es ist allerdings relativ unwahrscheinlich. Die US-Wirtschaft ist im dritten Quartal wohl robust gewachsen. Ein Rezessionsbeginn im vierten Quartal ist unwahrscheinlich. Dafür ist die Dynamik zu groß.

2019 wird insgesamt ein schwieriges Jahr. Aller Voraussicht nach wird es aber vor Ende 2019 oder Anfang 2020 zu keiner Rezession kommen. Dann ist der neue Rekord aufgestellt. Per se ist das eigentlich irrelevant. Viel wichtiger ist die Frage, was das überhaupt bedeutet.

Grafik 1 zeigt die Anfangsjahre jedes Aufschwungs seit 1855 in den USA. Oftmals wird nur die Dauer eines Aufschwungs betrachtet und nicht auch die Dauer der darauffolgenden Rezession. Hier wird beides betrachtet. Dabei zeigt sich, dass die Aufschwünge immer länger und die Rezessionen immer kürzer werden.

Rezessionen war einmal im Durchschnitt über 2 Jahre lang. Heute ist es nur noch ein Jahr. Expansionsphasen haben sich von 2 Jahre auf über 5 Jahre verlängert. Die Zeit, die wir in der Rezession verbringen (Grafik 2) ist immer kürzer geworden.

Ein besonders langer Aufschwung hat nicht zur Folge, dass die Rezession danach umso schlimmer und länger wird. Dafür gibt es keine Belege. Man sogar sagen: je länger der Aufschwung, desto kürzer die Rezession danach.

Es hat sich etwas Fundamentales verändert. Darüber, was das genau ist, kann man streiten. Zwei Dinge sind jedoch sehr wahrscheinlich. Zum einen spielen Notenbanken eine sehr viel aktivere Rolle als früher. Zum anderen haben Regierungen Konjunkturprogramme entdeckt. Einem Abschwung kann aktiv begegnet werden.

Ein Abschwung ist nichts anderes als das Fehlen privater Nachfrage. Bricht die private Nachfrage weg, springt heutzutage einfach der Staat ein, indem er ein Konjunkturprogramm schnürt. Rezessionen wurden so erfolgreich verkürzt.

Das Problem daran war immer schon, dass Regierungen die Mehrausgaben danach nur ungern reduziert haben. Im Aufschwung sollte eigentlich gespart werden, im Abschwung soll ausgegeben werden. Das mit dem Sparen hat noch nie funktioniert. Jetzt sind wir global in einer Situation, in der es sich Staaten kaum noch leisten können, Milliarden in die Wirtschaft zu pumpen.

Die Zeiten haben sich jahrzehntelang verändert. Rezessionen wurden kürzer, Aufschwünge länger. Jeder Trend hat aber einmal ein Ende und kehrt sich um. Vielleicht ist es nach diesem Rekordaufschwung soweit.

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  • Amadarius
    Amadarius

    Was ist bei der 1. Grafik auf der Y-Achse aufgetragen?

    00:51 Uhr, 11.10.2018
  • 1 Antwort anzeigen

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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