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20:12 Uhr, 31.05.2019

Handelskrieg: Tonlage der Chinesen verschärft sich

So langsam dürfte auch den Protagonisten im internationalen Handelsstreit klar sein, dass dieser Krieg für keine Seite zu gewinnen ist. Zu schnell und zu scharf hat sich in den letzten Tagen die Eskalationsspirale gedreht. Ein Zurückrudern wäre vielleicht angebracht, doch dafür könnte es schon zu spät sein.

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Peking/Washington (Godmode-Trader.de) - Der Handelskrieg zwischen China und den USA spitzt sich weiter zu. Als Vergeltung auf bereits verhängte Strafzölle der USA treten ab Mitternacht neue Abgaben der Chinesen in Kraft. Das Handelsministerium in Peking will Zölle auf US-Waren im Wert von 60 Milliarden Dollar einführen bzw. anheben. Je nach Produkt gelten dann Zölle von bis zu 25 Prozent. Insgesamt sind 5.140 US-Gütergruppen betroffen.

Der seit mehr als einem Jahr andauernde Handelskonflikt der beiden größten Volkswirtschaften der Welt hatte sich bereits zuvor hochgeschaukelt. Erst am Mittwoch hatten die USA Strafzölle auf chinesische Matratzen sowie Bierfässer aus rostfreiem Stahl aus Deutschland, Mexiko und China eingeführt. Exporteure aus den entsprechenden Ländern hätten die Produkte zu Dumpingpreisen in den USA verkauft, begründete das US-Handelsministerium den Schritt. Deshalb würden Matratzen aus China künftig mit einem Strafzoll von bis zu satten 1.732 Prozent belegt. Bei Bierfässern aus rostfreiem Stahl werde auf chinesische Produkte ein Zoll von bis zu knapp 80 Prozent erhoben.

Zuletzt hatte die US-Regierung den chinesischen Konzern Huawei auf eine schwarze Liste gesetzt und damit den Zugang zu US-Technologie massiv erschwert. „Diese Art, Handelskonflikte bewusst zu schüren, ist reiner Wirtschaftsterrorismus, ökonomischer Chauvinismus, ökonomische Schikane", sagte Chinas stellvertretender Außenminister Zhang Hanhui am Donnerstag in Peking. „Wir sind gegen den Handelskrieg, aber wir haben keine Angst davor.“

Peking hat nun zum Gegenschlag auch an dieser Front ausgeholt. China will eine eigene schwarze Liste mit nicht vertrauenswürdigen Unternehmen erstellen. Darauf sollen Firmen, Individuen oder Organisationen gelistet sein, die Interessen chinesischer Unternehmen schädigen können. Es handelt sich um eine umfassende Anordnung, die möglicherweise Tausende von ausländischen Unternehmen betreffen könnte. „China wird einen Mechanismus einrichten, der ausländische Unternehmen, Organisationen und Einzelpersonen auflistet, die sich nicht an die Marktregeln halten, Verträge verletzen und blockieren, Angebote aus nicht-kommerziellen Gründen beenden oder die legitimen Interessen chinesischer Unternehmen hinreichend schädigen“, sagte der Sprecher des Handelsministeriums, Gao Feng.

China erstelle die Liste „zum Schutz der internationalen Wirtschafts- und Handelsregeln und des multilateralen Handelssystems, zur Bekämpfung von Unilateralismus und Handelsprotektionismus und zum Schutz der nationalen Sicherheit, der sozialen und öffentlichen Interessen Chinas", sagte Gao. Er fügte hinzu, dass die Einzelheiten in Kürze veröffentlicht würden.

Peking reagiert mit der Maßnahme auf das US-Exportverbot, das sich gegen den chinesischen Netzwerkausrüster Huawei richtet. Seit Washington das Unternehmen vor zwei Wochen auf eine schwarze Liste gesetzt hat, haben zahlreiche Zulieferer die Geschäftsbeziehungen zu Huawei einstellen müssen.

Der Zollkonflikt wird sich an diesem Wochenende weiter zuspitzen, da die USA höhere Zölle auf China-Importe im Umfang von etwa 200 Milliarden Dollar an Waren einführen wird. Die Gespräche zwischen den beiden Seiten sind ins Stocken geraten, nachdem US-Präsident Donald Trump China beschuldigte, bei den Gesprächen bereits getroffene Vereinbarungen wieder aufgekündigt zu haben, und chinesische Unterhändler argumentierten, dass die Amerikaner unbotmäßige Forderungen erhoben hätten.

Wegen ihres großen Handelsdefizits mit China fordern die USA größeren Marktzugang, einen besseren Schutz von Urheberrechten und Geschäftsgeheimnissen oder auch mehr Bemühungen, um zwangsweisen Technologietransfer bei US-Unternehmen zu verhindern. Auch stören sie sich an staatlichen Subventionen Chinas, die den Markt verzerren.

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Über den Experten

Bernd Lammert
Bernd Lammert
Finanzredakteur

Bernd Lammert arbeitet als Redakteur seit 2010 bei der BörseGo AG. Er ist studierter Wirtschafts- und Medienjurist sowie ausgebildeter Journalist. Das Volontariat absolvierte er noch beim Radio, beruflich fand er dann aber schnell den Weg in andere Medien und arbeitete u. a. beim Börsen-TV in Kulmbach und Frankfurt sowie als Printredakteur bei der Financial Times Deutschland in Berlin. In seinen täglichen Online-Berichten bietet er Nachrichten und Informationen rund um die Finanzmärkte. Darüber hinaus analysiert er wirtschaftsrelevante Entscheidungen der obersten deutschen Gerichte für eine Finanzagentur. Grundsätzlich ist Bernd Lammert der Ansicht, dass aktuelle Kenntnisse über die Märkte sowie deren immanente Risiken einem keine Erfolge schlechthin garantieren, aber die Erfolgschancen deutlich erhöhen können.

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