Kommentar
09:43 Uhr, 04.04.2017

Kredite: Boom oder Klemme? Achten Sie auf diesen Indikator

Alles schleppt sich wirtschaftlich so dahin – ob in der Eurozone, Japan oder den USA. Ein Indikator lässt hoffen, dass sich das bald ändert.

Das Schmiermittel des Wirtschaftswachstums lässt sich auf ein Wort herunterbrechen: Kredit. Fließen keine Kredite, stockt das Wachstum. Das müssen derzeit vor allem Italien und Griechenland erleben. Es herrscht seit Jahren eine Kreditklemme. Das Wachstum kommt entsprechend nicht vom Fleck.

Wie schnell es in Italien und Griechenland dafür eine Lösung gibt, ist offen. Dafür lässt sich für andere Länder sagen, dass die Aussichten für höheres Kreditwachstum gut sind. Das gilt auch für die USA, die unter keiner ausgeprägten Kreditklemme litten.

Die Grafik zeigt, wie sich US-Bankaktien entwickelt haben. Der Index ist dabei ein Jahr in die Zukunft verschoben. Parallel dazu ist das Kreditwachstum abgebildet. Es zeigt sich recht eindeutig wie der Hase läuft. Bankaktien laufen dem Kreditwachstum ein Jahr voraus. Demnach müsste in den USA in diesen Tagen ein neuer Kreditboom anstehen.

Der Zusammenhang von Bankaktien und Kreditwachstum ist nicht ganz zufällig. Ganz generell laufen Aktien nur gut, wenn es auch der Wirtschaft gut geht. Läuft die Wirtschaft, wird auch mehr Kredit nachgefragt. Es steckt jedoch mehr dahinter.

Vor einem Jahr hatte die EZB zu diesem Thema viel zu sagen. Es war die Zeit, in der Bankaktien gerade erst eine der schlimmsten Einbrüche seit 2008 erlebten. Zeitweise waren Großbanken wie die Deutsche Bank so gut wie nichts mehr wert. Das rief auch die EZB auf den Plan, denn zwischen Aktienkurs und Kreditvergabe besteht ein klarer kausaler Zusammenhang.

Aktienkurse sind einerseits Ausdruck für die Gesundheit eines Unternehmens, andererseits sind sie bei Banken auch ein Gradmesser dafür, wie gut sich Banken finanzieren können. Zeigt ein Aktienkurs Probleme an, kann sich die Bank privat kaum noch refinanzieren. Das ist heutzutage kein Problem mehr, weil die Notenbank notfalls einspringt.

Eine andere Sache ist das Eigenkapital. Hier springt die Notenbank nicht ein. Muss eine Bank Verluste verkraften, reduziert dies das Eigenkapital. Banken müssen nun aber gewisse Eigenkapitalquoten erfüllen, um überhaupt Geschäft machen zu können. Banken, die Verluste schreiben, müssen sich daher Eigenkapital beschaffen. Sind die Aktien nichts mehr wert, ist das schwierig.

Wenn Banken kein Eigenkapital aufnehmen können, bleibt ihnen nur ein anderer Ausweg. Sie müssen die Risiken reduzieren, um ihre Kapitalquote zu halten. Das tun sie, indem sie keinen Kredit mehr vergeben und die ausstehenden Kreditsummen reduzieren. In der Wirtschaft kommt das als Kreditklemme an.

Je besser es den Aktienkursen geht, desto einfacher und desto mehr Kapital lässt sich beschaffen. Banken können entsprechend auch mehr Risiken eingehen, indem sie mehr Kredit vergeben. So gesehen steht einem Kreditboom nichts im Wege. Fast.

Bankaktien sind zwar gestiegen, jedoch getrieben durch die Hoffnung auf höhere Zinsen und damit höhere Profitabilität. Das sind Vorschusslorbeeren, die sich so vermutlich nie zeigen werden. In den USA steigen derzeit die kurzfristigen Zinsen. Banken können sich zu diesen Zinsen Geld beschaffen. Sie verleihen Geld jedoch langfristig. Hier sind die Langfristzinsen ausschlaggeben. Die Differenz zwischen den kurz- und langfristigen Zinsen sind die Margen der Banken.

Die Margen sinken derzeit aufgrund der Zinsentwicklung mehr als sie steigen. Das Kursfeuerwerk kann sich also fundamental nicht ewig halten. Entsprechend gering sollte auch das Kreditwachstum beeinflusst werden. Es handelt sich ausnahmsweise um ein Fehlsignal.

Clemens Schmale

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  • Flumi
    Flumi

    Der jüngste Sektoranstieg resultiert einzig und alleine aus der allgemeinen Marktstimmung sowie der Erwartungshaltung hinsichtlich geringerer Regulierung oder wenigstens keine weitere. Die zunehmende Regulierungswut seit der Krise belastet enorm, die Kosten sind verrückt.

    Da gibt es einige Zitate aus der Versicherungs- und Finanzwirtschaft, dass die Regulierung eine der größten Unsicherheiten darstelle (sogar im Jahresabschluss).

    Mit den niedrigen Zinsen und ohne teures Investmentbanking (Eigenkapitalanforderungen) werden Banken lernen zu leben. Die "guten" zumindest.

    17:40 Uhr, 04.04.2017
  • RoadyO
    RoadyO

    Vergisst da evtl. jemand das grade die Banken von Trumps Versprechungen angeschoben wurden und in Spitzen 50% höher stehen / standen als vor der Wahl? Von den Versprechungen wurde noch nichts umgesetzt, das kann auch ganz schnell wieder anders kommen.

    15:17 Uhr, 04.04.2017

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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