Kommt jetzt die weltweite Rezession?
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Boston/Frankfurt (GodmodeTrader.de) - Als Folge der deutlich geringeren wirtschaftlichen Entwicklung Chinas, sind die Rohstoffpreise von Aluminium bis Zink gefallen. Die ersten, die diese Wirkung zu spüren bekamen, waren die Nachbarstaaten Korea, Taiwan und Singapur, die ebenfalls von geringerem Wachstum und Rezessionsängsten infiziert wurden. Aber auch Länder wie Peru, Russland, Australien, Chile und Brasilien, die Rohstoffe wie Eisen, Kupfer und Erdöl exportieren, wurden beeinflusst, wie MFS-Chefinvestmentstratege James Swanson in einem aktuellen Marktkommentar schreibt.
Sogar die USA als weltweit größte Volkswirtschaft habe in ihrem siebten Wachstumsjahr einige Störungen gespürt, hauptsächlich im Energiesektor. Die Geschäftsmodelle für Hydraulic-Fracturing von Erdöl und Gas – oder Fracking – und für andere Energieproduzenten seien komplett auf den Kopf gestellt worden, als die Verkaufspreise gestürzt seien, während die Produktionskosten gleich geblieben seien. Die Spreads bei Hochzinsanleihen, die überproportional von Energieunternehmen ausgegeben würden, hätten sich dramatisch ausgeweitet, heißt es.
„Große multinationale Energie-, Werkstoff- und Industriegüterunternehmen mit Sitz in den USA hatten aus zweierlei Gründen abnehmende Umsätze zu verzeichnen. Ein Drittel dieser internationalen Abschwächung ist auf den stärkeren US-Dollar zurückzuführen, der Exporte verteuerte, in einem sich weiträumig abschwächenden Wachstumsumfeld infolge des langsameren Tempos der chinesischen Wirtschaft“, so Swanson.
Damit einhergehend habe sich auch das verarbeitende Gewerbe in den USA abgekühlt, woraus sich erhebliche Lagerüberhänge ergeben hätten. Darüber hinaus seien weitere US-Daten hinter den Erwartungen zurück geblieben. Im Beschäftigungsreport von September beispielsweise hätten Löhne, neue Jobs und geleistete Arbeitsstunden allesamt enttäuscht, was nahe lege, dass die US-Wirtschaft zwar nach wie vor wachse, aber in geringerem Tempo. Sogar die Daten aus dem Dienstleistungssektor hätten sich abgeschwächt, heißt es weiter.
„Doch ist dies der Stoff für eine Rezession? Das ‚National Bureau of Economic Research‘ (NBER), welches offiziell den Anfang und das Ende eines Wirtschaftszyklus ausruft, führt die Ursachen für vergangene Rezessionen bis in die 1880er. Schauen wir uns diese Liste an, so fällt ein sich wiederholendes Muster an Ursachen über die letzten 100 Jahre auf. Diese reichen vom plötzlichen Rückgang der Staatsausgaben am Ende von Kriegen bis hin zu Rohstoffversorgung und Preisschocks, einem sprunghaften Anstieg der Zinsen, Platzen von Vermögensblasen sowie übermäßigen Bestandsanhäufungen“, so Swanson weiter.
Keiner dieser Rezessionstreiber scheine mit Eintritt in das vierte Quartal 2015 gegeben zu sein. Die US-Staatsausgaben begännen sich erstmals seit langjährigem Rückgang wieder zu beschleunigen. Die weltweiten Rohstoffpreise hätten einen Schock erfahren, seien jedoch nicht aufwärts, sondern abwärts gedrückt worden. Die Zentralbanken weltweit gäben keinerlei Anzeichen für ein Anheben der Zinsen. Und obwohl ein milder Bestandsaufbau stattfinde, sei die USA längst nicht mehr die produzierende Wirtschaft, die sie in den 1950ern war. Die heutige Dienstleistungswirtschaft zeige sich größtenteils unbeeindruckt von Schwankungen bei Lagerbeständen produzierter Güter, heißt es weiter.
„Die am wenigsten sichtbaren und direkten Effekte von China und der damit einhergehenden weltweiten Abkühlung interessieren mich als Investor am meisten. Dazu zählen die Einflüsse auf Einkommen und Ausgaben von US-Verbrauchern, als größte Quelle der weltweiten Nachfrage“, so der Investmentstratege weiter.
Die Erfahrungen aus der Vergangenheit zeigten, dass Energiepreise den US-Konsum beeinflussten und damit zeitverzögert auch das weltweite Wachstum. Vergangene Phasen von sinkenden Energiepreisen, die nicht durch eine Rezession eingeleitet worden seien, seien etwa ein Jahr später mit steigendem Konsum und schnellerem Wirtschaftswachstum einhergegangen. Erste Zeichen hierfür könnten bereits jetzt sichtbar sein: die jährlich gefahrenen Kilometer in den USA stiegen bereits, nachdem sie über Jahre konstant geblieben seien. Der Mix bei Neuwagenverkäufen neige sich zu teureren Fahrzeugen mit höherem Kraftstoffverbrauch, heißt es weiter.
„Meiner Einschätzung nach, sollten wir abwarten bis sich auf internationaler Ebene eine gewisse Stabilisierung einstellt, bevor wir uns wieder überzeugt risikoreichen Investments wie Aktien und Hochzinsanleihen zuwenden können. Einige Auswirkungen der schlechten Nachrichten aus China könnten sich am Ende als positive Wirkungsfaktoren herausstellen, durch die Beschleunigung der Haushalts- und Konsumausgaben und die Stimulierung des Wachstums jener Länder, für die Energie zu den wesentlichen Investitionskosten zählt. Dazu zählen die USA, Europa, Japan und interessanterweise sogar China. Während das finale Kapitel des Jahres 2015 noch nicht geschrieben ist, könnte die Robustheit dieser Expansion – nicht ihre Fragilität – das wichtigste Thema für Investoren mit Blick auf das Jahr 2016 sein“, so Swanson abschließend.
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