Kommentar
19:05 Uhr, 17.05.2018

Kommt der Ölpreisschock nach Ende des Iran-Deals?

Auch wenn noch nicht klar ist wie sich die Sanktionen genau auf die Ölexporte des Iran auswirken werden, muss man von einer Reduktion von 1 Mio. Barrel pro Tag ausgehen. Aber was bedeutet das konkret?

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Derzeit arbeiten die EU und Russland daran, wie man das Abkommen mit dem Iran aufrechterhalten kann. Das Ergebnis ist offen. Am Ende ist es jedoch sehr wahrscheinlich, dass die EU gezwungen sein wird, mit den USA mitzugehen. Das liegt nicht so sehr daran, dass die EU ebenfalls Sanktionen einführen wird, sondern daran, dass Unternehmen in der EU die Finger von Iran-Geschäften lassen werden.

Tun sie dies nicht, könnten sie das US-Geschäft verlieren. Da dies in den meisten Fällen sehr viel bedeutender ist als das Iran-Geschäft, liegt die Entscheidung auf der Hand. Am Ende dürfte die EU als Importeur von iranischem Öl ausfallen. Als dies das letzte Mal geschah, exportierte der Iran knapp 1 Mio. Barrel weniger Öl als heute.

Im Big Picuture (Grafik 1) fiel das nicht einmal auf. Die USA, Russland und OPEC fördern zusammen so viel Öl, dass 1 Mio. Barrel gar nicht ins Gewicht fällt. Der globale Ölmarkt befindet sich nun aber ziemlich genau im Gleichgewicht. Wenn plötzlich 1 Mio. Barrel fehlen, kann das mittelfristig zu höheren Preisen führen.

Die Sanktionen werden nicht vollumfänglich und sofort eingeführt. Es gibt Übergangsfristen. Denkbar ist ein Verlauf, wie er in Grafik 2 dargestellt ist. Demnach steigt die Fördermenge der OPEC, Russlands und der USA bis zum Sommer weiter an. Der Anstieg der Fördermenge wird ausschließlich von den USA gestemmt.

Dann kommt der Einbruch aufgrund der Sanktionen, die im Sommer in Kraft treten werden. Die OPEC könnte dann 250.000 Barrel pro Tag zusätzlich fördern, ohne ihre Förderquoten zu verletzen. Das liegt daran, dass einige Länder derzeit weniger fördern, als sie dürften.

Die höheren Preise machen sich in den USA inzwischen bemerkbar. Ölunternehmen investieren wieder vermehrt. Die Produktion wird in den USA also weiter ansteigen. Bis Jahresende liegt die Gesamtproduktion der drei Blöcke wieder auf dem Niveau von Anfang 2018.

Die USA werden in dieser Zeit Russland als größten Produzenten überholen (Grafik 3). Das darf jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass sich das Angebot in diesem Jahr wohl nicht erhöhen wird. Die Nachfrage hingegen wird um geschätzte 1,5 Mio. Barrel pro Tag zulegen. Der Ölmarkt gerät aus dem Gleichgewicht.

Der Ölpreis beinhaltet bereits einen Großteil dieses temporären Defizits. Zudem geben die US-Firmen erst jetzt wieder richtig Gas bei der Produktionsausweitung. Es ist durchaus möglich, dass das Angebot in diesem Jahr am Ende doch um 0,5 Mio. Barrel/Tag steigt.

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Zudem gibt es immer noch die Möglichkeit, dass China für die EU beim Iran einspringt. Dann erhöht sich das Angebot in diesem Jahr um 2 Mio. Barrel. Anstatt eines Defizits kommt es zu einem Angebotsüberhang. Persönlich sehe ich den Ölpreis fundamental daher eher an der obersten Grenze des Sinnvollen. Der Einfluss auf iranische Ölexporte wird vom Markt derzeit wahrscheinlich überschätzt.

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3 Kommentare

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  • netzadler
    netzadler

    mit Verlaub, das sieht scheisse aus für Europa.

    Wenn der Ölpreis bei 80 Dollar bleibt, wovon ich derzeit ausgehe, ist das ein konsumkiller. Das wird einiges an Wachstum kosten, weil das Öl Geld ja raus fliesst aus Europa und nicht zwingend hierher zurückkommt. Draghi bekommt ein problem

    15:27 Uhr, 20.05.2018
  • Chronos
    Chronos

    Warum jetzt wieder WTI statt Brent, wenn die auch synchron mitlaufen.

    Ok, hier wird rein übersetzt und weder recherchiert noch interpretiert.

    Für mich klingt das nur eher danach, wo startet Trump den nächsten Krieg und das finde ich makaber. Hatten wir mit Lybia schon mal.

    11:05 Uhr, 20.05.2018
  • EarlybirdCatcher
    EarlybirdCatcher

    "Der Ölmarkt gerät aus dem Gleichgewicht."

    Es gibt keinen Markt, denn , wo Förderquoten festgelegt sind und Embargi ausgesprochen werden, herrscht kein freier Wettbewerb.

    08:16 Uhr, 18.05.2018

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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