Fundamentale Nachricht
11:57 Uhr, 05.07.2017

Keine Blase bei Tech-Aktien in Sicht

Degroof Petercam Asset Management sieht keine generelle Blasengefahr bei den Aktien von Technologieunternehmen.

Erwähnte Instrumente

  • EURO STOXX 50
    ISIN: EU0009658145Kopiert
    Kursstand: 3.485,93 Pkt (STOXX) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung

Brüssel (GodmodeTrader.de) - Fast zwei Jahrzehnte sind nun schon vergangen, als die sogenannte Dotcom-Blase platzte. Dass dieses traumatische Erlebnis in den Köpfen vieler Finanzmarktakteure noch präsent ist, zeigen die wieder immer aufflackernden Diskussionen um das Entstehen einer neuen Blase bei Technologieaktien. Insbesondere dann, wenn Börsengänge von einer großen öffentlichen Aufmerksamkeit begleitet werden oder aufstrebende Technologie-Start-Ups den erfolgreichen Abschluss ihrer Mittelbeschaffung bekannt geben. Auch mit den niedrigen Volatilitäten bei den Aktien der US-Tech-Giganten Facebook, Amazon, Apple, Microsoft und Google – kurz FAAMG genannt – verbindet derzeit mancher Marktbeobachter eine übertriebene Euphorie, wie Quirien Lemey, Portfoliomanager International Equities bei Degroof Petercam Asset Management (DPAM), in einem aktuellen Marktkommentar schreibt.

„Das globale Universum an Technologieaktien ist heute fundamental betrachtet ein ganz anderes als zu Beginn des Jahrtausends“, sagt Lemey. „Damals basierten die Bewertungen vielfach auf heißer Luft. Im Durchschnitt waren die Bewertungen im Tech-Sektor dreimal höher als heute. Viele Tech-Unternehmen verloren Geld anstatt welches zu verdienen. Heute hingegen gehören Technologiefirmen zu den ertragsstärksten Unternehmen. In der Folge stimmen dann auch häufig die anderen Kennzahlen.“

Als Beispiele führt der Technologieexperte die FAAMG-Unternehmen an. Ein Großteil ihrer starken Aktienperformance sei fundamental gerechtfertigt: „‘Old Techs‘, wie Apple, Microsoft und auch andere Softwareentwickler sind in der Regel etablierte Unternehmen und neigen dazu, wahre Cash-Cows zu sein, und das bei relativ niedrigeren Bewertungen“, sagt Lemey. Bei stark wachsenden jungen Technologieunternehmen, wie zum Beispiel Uber, rät er allerdings zur Vorsicht. So sieht der Portfoliomanager des DPAM Invest B Equities World Sustainable im Segment der „New Techs“ tatsächlich in einigen Teilen Merkmale einer sich möglicherweise abzeichnenden Bewertungsblase.

„Beim Börsengang wurden die Aktien von Snap zu utopischen Preisen gehandelt. Besonders in Sub-Sektoren des Technologieuniversums, in denen es wenige vergleichbare Player gibt, können sich so auch irrationale Bewertungen aufbauen. Denn niemand will das nächste ‚Amazon‘ oder ‚Netflix‘ verpassen“, erklärt Lemey. Schließlich betrage zum Beispiel der Wert der Amazon-Aktie aktuell mehr als das 50-fache als zum Zeitpunkt des Börsenganges des Unternehmens im Jahr 1997.

„Sicherlich bergen durchaus einige Technologieaktien Risiken, die möglicherweise von Anlegern ausgeblendet oder nicht erkannt wurden. Das erklärt die niedrige Volatilität der Tech-Aktienkurse und die hohe Präsenz mancher Tech-Titel in den Anlegerportfolios. Aber man muss auch sehen, dass der Markt gerade wieder damit beginnt, sich mit Tech-Aktien wohlzufühlen. Dadurch sind viele Anleger auch bereit, ein höheres Risiko zu tragen, das mit diesen Investments verbunden ist“, sagt Lemey.

Nur geringe Auswirkungen erwartet der Portfoliomanager demzufolge von den Rekord-Milliarden-Strafzahlungen, die die EU-Wettbewerbskommission dem Google-Mutterkonzern Alphabet wegen missbräuchlicher Marktmacht in Europa auferlegt hat. „Fakt ist, dass das Tech-Segment den allgemeinen Aktienmarkt kurz-, mittel- und langfristig outperformt hat. Wir meinen, dass Technologieaktien ihre Bewertungsprämien regelmäßig verdient haben.“

Bei DPAM ist man darüber hinaus überzeugt, dass neben klassischen Bewertungskriterien auch die Berücksichtigung von Nachhaltigkeitskriterien, wie die Einhaltung von Umweltschutzstandards, soziale Belange sowie Unternehmensführung bei der Analyse von Technologieaktien einen positiven Zusatzertrag liefern können. Beispielsweise hat der Instant-Messaging-Dienst Snap bei seinem Börsengang Aktien ohne Stimmrecht ausgegeben – nach Ansicht von Quirien Lemey ein klarer Verstoß gegen das Prinzip ‚Eine Aktie - Eine Dividende - Eine Stimme‘. Anleger hat die Snap-Aktie nach dem anfänglichen Hype bislang nicht überzeugt, sie notiert derzeit rund 25 Prozent unter ihrem Ausgabekurs.

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Über den Experten

Tomke Hansmann
Tomke Hansmann
Redakteurin

Nach ihrem Studium und einer anschließenden journalistischen Ausbildung arbeitet Tomke Hansmann seit dem Jahr 2000 im Umfeld Börse, zunächst als Online-Wirtschaftsredakteurin. Nach einem kurzen Abstecher in den Printjournalismus bei einer Medien-/PR-Agentur war sie von 2004 bis 2010 als Devisenanalystin im Research bei einer Wertpapierhandelsbank beschäftigt. Seitdem ist Tomke Hansmann freiberuflich als Wirtschafts- und Börsenjournalistin für Online-Medien tätig. Ihre Schwerpunkte sind Marktberichte und -kommentare sowie News und Analysen (fundamental und charttechnisch) zu Devisen, Rohstoffen und US-Aktien.

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