Kommentar
10:55 Uhr, 28.01.2016

Kapitalflucht aus China?

Goldman Sachs hat die chinesischen Kapitalabflüsse umfangreich analysiert und kommt zu dem Schluss, dass seit Mitte 2015 netto rund 550 Milliarden Dollar ins Ausland verschoben wurden.

Etwa 30 % der Outflows sind der Reduzierung von FX-Verbindlichkeiten von Unternehmen zuzuschreiben, 10 % lassen sich mit der nachlassenden Nachfrage bei Direktinvestitionen erklären, und 60 % gehen auf das Konto von Privatpersonen, welche in verstärktem Maße ausländische Assets akkumulieren.

Trotz umfangreicher Kapitalkontrollen gibt es in China viele Möglichkeiten`, Geld in Sicherheit zu bringen. Grafik 1  zeigt beispielsweise den sich vergrößernden Gap zwischen der Handelsbilanz und dem tatsächlichen Cashflow der Exporteure an. Obwohl die chinesischen Firmen fleißig Waren an das Ausland verkaufen, kommt relativ wenig Bares im Inland an, und verliert sich in dunklen Kanälen.


Wie Grafik 2  verdeutlicht, sind hauptsächlich zwei Gründe für den Gap verantwortlich:
  1. Net trade credit – Kredit, welche die chinesischen Firmen ihren Auslandstöchtern gewähren, damit diese das Geld horten.
  2. Net errors and omissions (NEO) – dieser Posten fasst statistische Diskrepanzen zwischen der Leistungs- und Kapitalbilanz und ist ein Gradmesser für illegale Geldströme.

Wer in China viel Geld hat, der verschiebt sein Vermögen, das ist kein Geheimnis. Trotz der vielen Schlupflöcher hält GS die Kapitalkontrollen aber weiterhin für wirksam, da sie weiterhin den allergrößten Teil des ins Ausland drängenden Kapitals ($6 Bio) am Verschwinden hindern.

Die Bank warnt allerdings vor einem weiter anhaltenden Vertrauensverlust in die Landeswährung. Sollte der Yuan zu schnell abwerten sei mit einer nicht-linearen Kapitalflucht zu rechnen. In diesem Fall könnte dann die Implementierung von noch strikteren Kontrollen einen sogar gegenteiligen Effekt, sprich eine regelrechte FX-Panik auslösen.

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Über den Experten

Simon Hauser
Simon Hauser
Redakteur

Simon Hauser hält für Guidants News die Stellung in North Carolina und sendet aus sicherer Entfernung zur Wall Street Echtzeitnachrichten in die Welt. Leider spielen die Kennzahlen der Wirtschaftsteilnehmer oft nur eine untergeordnete Rolle und werden dominiert von einem hysterischen Medienzirkus, punktundkommalosem Zentralbank-Blubber, und mysteriösen Algo-Kreaturen. Simon Hauser hat über die Jahre als aktiver Börsenteilnehmer ein krudes Interesse für diese Dinge, welche in einer perfekten Welt eigentlich keine Rolle spielen sollten entwickelt, und versucht (mit wechselndem Erfolg) zu ergründen was die Kurse wirklich treibt.

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