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17:04 Uhr, 28.04.2016

Japanische Notenbank wirkt rat- und kraftlos

In Japan bleibt die Inflation trotz einer extrem expansiven Geldpolitik der Notenbank weiterhin schwach. Noch sieht die Bank of Japan keinen Handlungsbedarf. Doch der Druck nimmt zu.

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Tokio (Godmode-Trader.de) - Die Bank of Japan (BoJ) wartet ab und ändert vorerst nichts an ihrem geldpolitischen Kurs. Das entschied die Notenbank am Donnerstag nach dem Abschluss zweitägiger Beratungen. Der Markt war davon ausgegangen, dass die Notenbank zur Tat schreitet, und die Zügel weiter lockert. Denn das Inflationsziel von 2,0 Prozent ist in weite Ferne gerückt. Im März ist die Inflation erstmals seit Mai 2013 wieder in den negativen Bereich gefallen. Die Verbraucherpreise seien im Jahresvergleich um 0,1 Prozent gesunken, teilte die Regierung heute zugleich in Tokio mit. „Sehr offensichtlich wollte die Bank of Japan den Fehler vom Februar nicht wiederholen“, vermutet die NordLB in einem Kommentar. Im Februar führte die BoJ Negativzinsen ein und verunsicherte damit Banken und Haushalte.

Die Notenbank wollte mit den negativen Zinsen die Geschäftsbanken davon abzuhalten, Geld bei der BoJ zu parken, anstatt sie als Kredite auszuteilen, um damit den Wirtschaftskreislauf in Gang zu bringen. Doch die Kreditvergabe an Haushalte und Unternehmen stockt weiter. Man benötige mehr Zeit, die Auswirkungen der Negativzinspolitik einzuschätzen, sagte BoJ-Chef Haruhiko Kuroda am Donnerstag auf der der Zinssitzung folgenden Pressekonferenz.

Seit der Einführung der Negativzinsen wertet der Yen deutlich auf. Dies führt zu günstigeren Importpreisen und hat den Preisdruck damit weiter abgeschwächt. Die Verbraucherpreise ohne frische Lebensmittel gingen im März im Vergleich zum Vorjahresmonat laut Regierungsangaben um minus 0,3 Prozent zurück. Die Verbraucher zeigen sich derweil in punkto Ausgaben zugeknöpft. Die durchschnittlichen Ausgaben der Privathaushalte, die zu 60 Prozent zur Wirtschaftsleistung des Landes beitragen, verringerten sich im März um 5,3 Prozent zum Vormonat.

Die Zentralbank hat nun ihr Inflationsziel erneut verschoben. Zuletzt wurde die zwei Prozent Teuerungsrate für die erste Hälfte des Haushaltsjahres 2017/2018 angepeilt, das am 1. April beginnt. Nun heißt es, man wolle dieses Ziel „irgendwann" in dem Haushaltsjahr erreichen. Die Japanische Notenbank versucht seit drei Jahren, mit einer extrem expansiven Geldpolitik die Inflation anzuheizen und kauft hierfür jährlich im Umfang von 80 Billionen Yen Staatsanleihen.

Darüber hinaus sieht es danach aus, dass die japanische Volkswirtschaft in eine Rezession gerutscht ist. Die Industrieproduktion gab im ersten Quartal nach und die Frühindikatoren vermitteln ein trübes Bild. Die BoJ senkte ihre Wachstumsprognose für das laufende Fiskaljahr von 1,5 auf 1,2 Prozent. Im kommenden Geschäftsjahr 2016/17 dürfte die japanische Wirtschaft dann nur noch um 0,1 Prozent statt 0,3 Prozent zulegen, erklärte die BoJ. Neue geldpolitische Schritte werden von Analysten nun bis spätestens vor der Oberhauswahl im Juli erwartet.

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Über den Experten

Bernd Lammert
Bernd Lammert
Finanzredakteur

Bernd Lammert arbeitet als Redakteur seit 2010 bei der BörseGo AG. Er ist studierter Wirtschafts- und Medienjurist sowie ausgebildeter Journalist. Das Volontariat absolvierte er noch beim Radio, beruflich fand er dann aber schnell den Weg in andere Medien und arbeitete u. a. beim Börsen-TV in Kulmbach und Frankfurt sowie als Printredakteur bei der Financial Times Deutschland in Berlin. In seinen täglichen Online-Berichten bietet er Nachrichten und Informationen rund um die Finanzmärkte. Darüber hinaus analysiert er wirtschaftsrelevante Entscheidungen der obersten deutschen Gerichte für eine Finanzagentur. Grundsätzlich ist Bernd Lammert der Ansicht, dass aktuelle Kenntnisse über die Märkte sowie deren immanente Risiken einem keine Erfolge schlechthin garantieren, aber die Erfolgschancen deutlich erhöhen können.

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