Fundamentale Nachricht
16:38 Uhr, 13.02.2024

Japanische Aktien: Zwei Faktoren sorgen für gute Aussichten

Laut June-Yon Kim, Lead-Portfolio Manager für japanische Aktien bei Lazard AM sind die Aussichten für japanische Aktien sehr positiv. Optimistisch stimmen Kim die Fortschritte der Corporate Governance japanischer Unternehmen und die Wende von einer langjährigen deflationären Phase hin zu Inflation.

Corporate Governance als Wachstumstreiber

„Die gezielte Auseinandersetzung mit Corporate Governance-Praktiken hat in Japan vor 10 Jahren im Rahmen der ,Abenomics‘ begonnen und ist 2023 durch eine Initiative der Tokioter Börse (TSE) neu belebt worden“, sagt Kim. Die Initiative der TSE ermuntere Unternehmen, sich auf das Management der Kapitalkosten und die Kapitaleffizienz zu konzentrieren, und schaffe damit die Grundlage für eine nachhaltige Wertsteigerung. „Die Initiative war ursprünglich an Unternehmen mit einem Kurs-Buchwert-Verhältnis kleiner als eins gerichtet. Mittlerweile werden aber auch höherwertige Unternehmen dazu aufgefordert, ihre Kapitalkosten und Kapitaleffizienz zu optimieren“, so der Experte.

Die TSE habe im Dezember zudem das spezielle Verhältnis japanischer Unternehmen zu ihren Tochtergesellschaften thematisiert. Hier gebe es Verbesserungsbedarf hinsichtlich der unternehmerischen Unabhängigkeit und möglicher Interessenskonflikte. In Kombination mit den Anstrengungen des japanischen Ministeriums für Wirtschaft, Handel und Industrie (METI) und der japanischen Finanzaufsichtsbehörde FSA zeichne sich eine klare Tendenz zur Verbesserung der Corporate Governance bei japanischen Unternehmen ab.

Eine unmittelbare Folge davon sei der Anstieg von Management-Buy-Outs auf ein historisches Hoch. Aktuelle Beispiele seien das Pharmaunternehmen Taisho Pharmaceutical, das Bildungs- und Verlagsunternehmen Benesse sowie das Zeitarbeitsunternehmen Outsourcing. „Der Anstieg von Management-Buy-Outs ist aus unserer Sicht ein gutes Signal. Denn die Kursaufschläge von teilweise mehr als 50 Prozent signalisieren, dass viele japanische Unternehmen noch unterbewertet sind“, erklärt Kim.

Zudem lockere sich das Tabu von unaufgeforderten Übernahmeangeboten allmählich. So habe beispielsweise der führende japanische Lebensversicherer Dai-ichi Life im Dezember überraschend ein solches Angebot für den börsennotierten Anbieter von Sozialleistungen Benefit One abgegeben. „Angebote dieser Art sind ein weiterer positiver Schritt hin zur Öffnung des japanischen Marktes und zugunsten der Unternehmen“, ordnet Kim ein.

Das wichtigste Zeichen für den Wandel in der japanischen Unternehmenswelt sei aber, dass die traditionsreiche Toyota Group ihre Überkreuzbeteiligungen reduziere. „Toyota, die Speerspitze der japanischen Industrie, hatte in der Vergangenheit mit Corporate Governance-Problemen zu kämpfen“, so Kim. Ende 2023 habe Toyota seinen wichtigsten OEM-Zulieferer Denso veräußert und angekündigt, seine 5-prozentige Beteiligung an Harmonic Drive Systems aufzugeben. Gleichzeitig habe der mit Toyota verbundene Wälzlagerhersteller JTEKT mitgeteilt, seine Überkreuzbeteiligungen auf null reduzieren zu wollen. „Die Entscheidung der Toyota-Gruppe und verbundener Unternehmen, Überkreuzbeteiligungen zu reduzieren, signalisiert eine klare Trendwende und ist ein gutes Zeichen für Anleger“, erläutert der Experte.

Rückkehr der Inflation und eine mögliche Normalisierung der Geldpolitik

Eine weitere große Veränderung: Nach Jahrzehnten der Deflation habe sich endlich die Inflation in Japan durchgesetzt. Aus Sicht Kims kann die Bedeutung dieser Entwicklung für das langfristige Potenzial des japanischen Aktienmarktes gar nicht hoch genug eingeschätzt werden. Noch halte die Bank of Japan (BoJ) zwar an ihrer bisherigen Geldpolitik fest, einschließlich einem negativen Leitzins. Im April könne sich der geldpolitische Kurs jedoch wesentlich ändern, und zwar dann, wenn bis dahin bei den Tarifverhandlungen im Frühjahr deutlich geworden sei, dass die Inflation nicht nur durch äußere Schocks bedingt, sondern strukturell sei. Die Zeichen dafür stünden gut: Aktuell werde ein noch höherer Lohnzuwachs als die 2,1 Prozent aus dem letzten Jahr erwartet.

„Diese Trendwende von der Deflation zur Inflation ist enorm wichtig für den japanischen Markt, weil das Verhalten von Haushalten und Unternehmen in den letzten 30 Jahren von einem deflationären Mindset geprägt war. Seit dem Platzen der Preisblase im Jahr 1992 wurde sehr zurückhaltend konsumiert und investiert“, sagt June-Yon Kim. Ein Gesinnungswandel könne diese Konsum- und Investitionszurückhaltung durchbrechen und enorme Auswirkungen auf den Aktienmarkt und die japanische Volkswirtschaft haben.

Gute Aussichten für japanische Aktien

Mittel- bis langfristig zeichnet sich aus Sicht des Experten ein sehr positives Bild für japanische Aktien ab. Die Hauptgründe dafür seien die positiven Veränderungen bei der Corporate Governance japanischer Unternehmen sowie die Trendwende bei der Inflation. „Die nahe Zukunft ist zwar ungewiss und es ist nicht auszuschließen, dass der japanische Markt in der ersten Jahreshälfte 2024 noch stolpert. Die äußerst positiven strukturellen Entwicklungen in Japan erlauben jedoch eine optimistische Prognose“, resümiert Kim. „Jetzt ist aus unserer Sicht ein günstiger Zeitpunkt für Anleger, ihre Portfoliogewichtung zu überprüfen und die langfristigen Chancen auf dem japanischen Aktienmarkt zu ergreifen.“

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