Kommentar
09:06 Uhr, 31.10.2014

Japan: Das ist schon fast geldpolitische Kriminalität

Nein, 50 Bio Yen im Jahr an Wertpapierkäufen mit frisch hergestelltem Geld reichen nicht. Jezt sollen es 80 Bio. Yen sein. Das sind ca. 580 Mrd. EUR, jährlich neu aus dem Nichts geschaffen!

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  • Nikkei225
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Man könnte ja meinen Japan würde aus dem letzten Loch pfeifen.

Tatsächlich hat Japan eigentlich gute Wirtschafts-Daten vorzuweisen: Die Arbeitslosenquote liegt z.B. bei 3,6%. Auch wenn man Sonderfaktoren einrechnet, ist das nahezu Vollbeschäftigung.

Mit dem Vorwand, das Inflationsziel (mind. 2%) sei nicht erreicht, wird dieser unerwartete geldpolitische Schritt begründet.

Dazu muss man wissen, dass die japanische Regierung im April die Mehrwertsteuer um 3%-Punkte angehoben hat.

Die aktuelle Inflationsrate von ebenso 3% ist also zu einem Großteil auf diesen Schritt zurückzuführen. Ohne Steuererhöhung läge sie bei ca. 1,2% in 2014.

Die Mehrwertsteuererhöhung hat den Konsum merklich beeinträchtigt, wie auch von offizieller Seite zugegeben wird.

Man gesteht also zu, dass Inflation nicht gerade die Konsumlaune steigert, will aber dennoch eine höhere Inflationsrate und gleichzeitig mehr Wachstum, was schon leicht schizophren wirkt.

Sind die Japaner irre?

Nein, wahrscheinlich steckt ein anderer Plan dahinter.

Solange die Inflationsrate (ohne Steuereffekt) unter 2% liegt, kauft die Bank of Japan munter weiter Staatsanleihen. Sie hält schon deutlich über 20% der japanischen Bonds. Das Inflationsziel dient somit als Feigenblatt, erlaubt das weitere Defacto-Entschulden des Staates. Denn die Bank of Japan gehört dem Staat, er verschuldet sich damit bei sich selbst. Das rückt die extrem hohe Staatsverschuldung von 240% bezogen auf das BIP in ein anderes Licht. Noch ein paar Jahre in dem Tempo, dann hält die Notenbank vielleicht irgendwann die Hälfte der Bonds.

Eine absolute Gaunerei ist dieses Vorgehen in internationalem Kontext. Es erleichtert den anderen Staaten nicht gerade die dringend gebotene Rückkehr zur geldpolitischen Normalität, wenn die drittgrößte Volkswirtschaft der Welt so Gas gibt.

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11 Kommentare

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  • tourguide
    tourguide

    ​Wenn die DDR damals nur eine Miliarde Ostmark in einem Monat gedruckt hätte, so währe sofort der Bankrott des Systems ausgerufen worden !

    21:52 Uhr, 02.11.2014
  • Löwe30
    Löwe30

    "Eine absolute Gaunerei ist dieses Vorgehen in internationalem Kontext."

    Nicht nur im internationalen Kontext ist das absolute Gaunerei, sondern generell, denn:

    "Die unaufhörlichen Anstrengungen der Zentralbanker, Papiervermögenswerte wie Aktien, Anleihen usw. zu stützen, während man die Preise für harte Vermögenswerte wie Energie und Edelmetalle nach unten drückt, haben die Öffentlichkeit in falsche Investments gelockt." http://www.propagandafront.de/1232390/globale-schu...

    18:16 Uhr, 01.11.2014
  • MDADVISORY
    MDADVISORY

    ​Welcher PLAN soll bitte hier hinter stecken? Ich glaube, Sie überschätzen die CPU Leistungen der Herren, die das entschieden haben.

    Mann kann das Vorgehen auch nicht mehr als All in betrachten, sondern nur noch als "kopflos".

    Zu den langfristigen Effekten dieser Maßnahme gibt es eine interessante Analyse von Albert Edwards.

    09:37 Uhr, 01.11.2014
  • student
    student

    ​Lieber Herr Daniel Kühn,

    Die Arbeitslosenrate in Japan lässt sich mit der deutschen Bewertung der Arbeitslosigkeit oder von den USA gar nicht vergleichen. Meines Wissens fallen Langzeitarbeitslose in Japan aus der Statistik raus, in Deutschland versteckt man sie in ABM-Maßnahmen, in den USA wird die Erhebung wieder anders gestrickt. Das ist politischer Mumpitz, aber damit halten sich die Regierungen an der Macht. Würde man alle Statistiken einer gleichen Basis, z.B. von einem BJ=Beschäftigungsjahr mit 1920 Stunden und einem Stundenlohn unterwerfen, von dem eine Familie mit 2,3 Kinder leben kann, wenn die Eltern arbeiten gehen, dann würde man ein ganz anderes Bild von den Industriestaaten haben.

    Dass die Notenbanken nur immer die monetaristische Angebotsseite bedienen, anstatt durch ein angepasstes System der Gewinnverteilung an Unternehmer und Arbeiter den Konsum und Investition gleichermaßen in Gang zu bringen. lässt mich an der Expertise der Entscheider ernsthaft zweifeln.

    Viele Grüße

    01:26 Uhr, 01.11.2014
  • Dieter_HW
    Dieter_HW

    Ich erinnere mal an den März 2011. Vermutlich belastet die Tsunami-Katastrophe das Land derart, das man auf Teufel komm raus irgendwas tun muss. Denn auch in Japan arbeiten ja keine dummen Leute. Aber einen volkswirtschaftlichen Schaden in einer solchen Größenordnung muss man auch erst einmal stemmen können. Einfach nur so ein Gedanke von mir.

    23:32 Uhr, 31.10.2014
  • Investor
    Investor

    ​Wenn man bedenkt, daß Japan einen hohen Teil an Rentnern hat, dann ist eigentlich klar was passiert. Der Bevölkerung Kaufkraft entziehen und die Renten real senken.

    Wenn man dann noch etwas älter ist und sich erinnert, daß in den 90ern die Rentenkassen und die Versicherungen mit den Sparrücklagen die Staatsverschuldung finanziert haben, dann ist eigentlich klar, daß die Rücklagen nur virtuell sind und sich jetzt der realen Welt angleichen muß.

    Wie bei einem Drogensüchtigen braucht das System immer mehr Geld.

    Scheint mir irgendwie aus blaupause auch für Europa zu dienen.

    12:54 Uhr, 31.10.2014
  • fehu001
    fehu001

    ​es ist schon oky, wenn dads kriminell ist, denn selbst in Deutschland werden Einkünfte aus kriminellen Geschäften inzwischen zum Bruttosozial-Produkt eingerechnet.

    09:54 Uhr, 31.10.2014
  • Austrochris
    Austrochris

    ​Thats the way of life ! Japan überflutet den Markt mit Papiergeld weiter und noch massiver und Gold fällt unter die 1180 . Ist ja logisch oder !!!

    09:13 Uhr, 31.10.2014
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Über den Experten

Daniel Kühn
Daniel Kühn
Freier Finanzjournalist

Daniel Kühn ist seit 1996 aktiver Trader und Investor. Nach dem BWL-Studium entschied sich der Börsen-Experte zunächst für eine Karriere als freier Trader und Journalist. Von 2012 bis 2023 leitete Daniel Kühn die Redaktion von stock3 (vormals GodmodeTrader). Seit 2024 schreibt er als freier Autor für stock3.
Daniel Kühn interessiert sich vor allem für Small und Mid Caps, Technologieaktien, ETFs, Edelmetalle und Kryptowährungen sowie für makroökonomische Themen.

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