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12:44 Uhr, 27.04.2022

Jamal ist tot: Moskau stoppt Gaslieferungen nach Polen

Der russische Gasmonopolist Gazprom hat am Dienstag mitgeteilt, die Gaslieferungen nach Polen und Bulgarien ab heute zu stoppen. Hintergrund ist ein Streit über die Zahlungsmodalitäten.

Warschau/ Rotterdam (Godmode-Trader.de) - Russland stellt seine Gaslieferungen nach Polen und Bulgarien ein. Polens Klimaministerin Anna Moskwa erklärte, ab Mittwochmorgen, 8.00 Uhr, fließe kein russisches Gas mehr durch die Jamal-Pipeline nach Polen. Diese spielte in den letzten Monaten bei der Gasversorgung Europas allerdings keine nennenswerte Rolle mehr. Die Gasflüsse über Jamal machen seit Jahresbeginn weniger als 2 Prozent der russischen Pipelinelieferungen nach Europa aus, so Analysten der Commerzbank. Die Auswirkungen des Lieferstopps seien gering, hieß es denn auch in Warschau. Auch Bulgarien habe Schritte zur alternativen Gasversorgung unternommen, teilte das Energieministerium in Sofia mit.

Moskau begründete den Schritt wegen Unklarheiten um die Zahlungen für die Lieferungen. Russland besteht auf Überweisungen in Rubel, die EU-Staaten lehnen das ab, beharren auf den gültigen Verträgen, die Zahlungen in Euro oder Dollar vorsehen.

Die Gasspeicher in Polen sollen laut dem größten polnischen Gasversorger zu 80 Prozent gefüllt sein. So erklärt sich laut Commerzbank auch die vergleichsweise moderate Reaktion des europäischen Erdgaspreises (TTF). Dieser steigt heute um 16 Prozent auf 115 Euro je MWh. „Dies würde sich natürlich ändern, wenn Russland auch den Gasfluss in andere Länder der EU abdreht“, so die Frankfurter Analysten. Bislang gebe es dafür allerdings keine Anzeichen.

Der Preis für Erdgas hat in den vergangenen Wochen für Aufsehen gesorgt. Zuletzt war es am europäischen Markt wieder ruhiger geworden. Gegenüber dem Stand vor vier Wochen hat sich der TTF-Preis nur wenig verändert. Nichtsdestoweniger ist Gas immer noch sehr teuer. Zwar liegen die aktuellen Notierungen weit unter den Preisen von 212 Euro im März oder auch denen von 181 Euro im Dezember. Jedoch ist die Notiz noch immer höher als in den schon teuren Monaten Oktober bis Januar. Vom Durchschnitt der Jahre 2008 bis 2020, als die Megawattstunde noch mit durchschnittlich etwas mehr als 19 Euro bezahlt wurde, ganz zu schweigen.

Es ist auch absehbar nicht davon auszugehen, das die Preise auf das frühere Niveau zurückkehren. Mit dem Konflikt um die Zulieferungen Russlands ist der Markt nachhaltig gestört, was die Preise hoch halten dürfte.

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Über den Experten

Bernd Lammert
Bernd Lammert
Finanzredakteur

Bernd Lammert arbeitet als Redakteur seit 2010 bei der BörseGo AG. Er ist studierter Wirtschafts- und Medienjurist sowie ausgebildeter Journalist. Das Volontariat absolvierte er noch beim Radio, beruflich fand er dann aber schnell den Weg in andere Medien und arbeitete u. a. beim Börsen-TV in Kulmbach und Frankfurt sowie als Printredakteur bei der Financial Times Deutschland in Berlin. In seinen täglichen Online-Berichten bietet er Nachrichten und Informationen rund um die Finanzmärkte. Darüber hinaus analysiert er wirtschaftsrelevante Entscheidungen der obersten deutschen Gerichte für eine Finanzagentur. Grundsätzlich ist Bernd Lammert der Ansicht, dass aktuelle Kenntnisse über die Märkte sowie deren immanente Risiken einem keine Erfolge schlechthin garantieren, aber die Erfolgschancen deutlich erhöhen können.

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