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14:58 Uhr, 10.01.2018

„Jahrtausender“ kurbeln Boom in Schwellenländern an

In den Wachstumsländern Asiens macht die „Jahrtausender“-Generation Alliance Bernstein zufolge einen großen Bevölkerungsanteil aus, ist wohlhabender und verfügt über bessere Jobaussichten als in den Industrieländern.

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New York (GodmodeTrader.de) - Die zwischen 1980 und 2000 geborenen Menschen werden ein zunehmend wichtiger Faktor in den Emerging Markets (EM). Wenn man die Lebens- und Konsumprioritäten der sogenannten „Jahrtausender“ (Millennials) begreift, eröffnen sich überraschende Anlagechancen in vielen Sektoren, wie Laurent Saltiel und Sergey Davalchenko, beide Portfolio Manager – Emerging Markets Equities beim Asset Manager AllianceBernstein (AB), in einem aktuellen Marktkommentar schreiben.

In den Wachstumsländern Asiens laufe der „Jahrtausender“-Motor auf Hochtouren. Diese Generation mache dort einen größeren Bevölkerungsanteil aus, und sie seien auch relativ wohlhabender als ihre Altersgenossen in den Industrieländern. Da sie oft auch besser ausgebildet seien als ihre Eltern, verfügten sie auch über bessere Jobaussichten. Und die asiatischen „Jahrtausender“ hätten ganz andere Gewohnheiten und Geschmäcker als vorherige Generationen. Diejenigen Unternehmen, die sich auf diese Generation einstellen, hätten dauerhaftere Wachstumsaussichten, heißt es weiter.

„China verdient besondere Aufmerksamkeit. Mit 415 Millionen „Jahrtausendern“ und einem relativ hohen Pro-Kopf-Einkommen ist die Kaufkraft der jungen Generation in China viel höher als in anderen Schwellenländern. In China rechnet man laut einem Bericht von Goldman Sachs für 35 Prozent der in den 1990er-Jahren Geborenen mit einem Hochschulabschluss, verglichen mit nur vier Prozent für ihre Eltern. Da 70 Prozent der chinesischen „Jahrtausender“ bereits Hauseigentümer sind, verfügen sie über ein höheres frei verfügbares Einkommen als junge Amerikaner, welche meist mit hohen Schulden aus Studentendarlehen belastet sind. Es dürfte daher kaum überraschen, dass die Zukunftsaussichten von den EM-„Jahrtausendern“ optimistischer eingeschätzt werden als von ihren westlichen Altersgenossen“, so Saltiel und Davalchenko.

Bildung genieße höchste Priorität. Aufgrund von kulturellen Gepflogenheiten in Asien gäben Eltern dort einen außerordentlich hohen Einkommensanteil für Bildung aus. China steche aus mehreren Gründen heraus. Erstens seien Familien infolge der Ein-Kind-Politik oft bereit, alles finanziell Mögliche für den Erfolg ihres Kindes zu tun. Zweitens sei die Anzahl hochwertiger Universitäten begrenzt. Drittens seien die älteren „Jahrtausender“, die bereits die Vorteile einer besseren Bildung genössen, ebenfalls motiviert, massiv in die Zukunft ihres Kindes zu investieren, heißt es weiter.

„Private Unternehmen füllen zunehmend die Lücken, die das öffentliche Schulsystem Chinas offenlässt. Nur ein Beispiel: Die New Oriental Education & Technology Group, eine bestens bekannte Nachhilfeorganisation für Schüler in China. Viele ‚Jahrtausender‘ schicken ihre kleinen Kinder in New Orientals Früherziehungsklassen. Später dann nehmen diese Kinder die Nachhilfeprogramme des Unternehmens in Anspruch, um die sehr selektiven Zulassungstests zu bestehen, die Voraussetzung für den Besuch von Chinas besten Universitäten sind“, so die Alliance-Bernstein-Experten.

Neben Bildung begeisterten sich chinesische „Jahrtausender“ auch für Reisen. Im Jahr 2016 hätten 18–34-jährige Chinesen insgesamt 82 Millionen ausgemacht Auslandsreisen, das entspreche einem Anteil von 60 Prozent Ausgaben von 150 Milliarden US-Dollar. Zum Vergleich: Amerikaner aller Altersgruppen hätten im vergangenen Jahr nur 75 Millionen Auslandsreisen gemacht. Da immer mehr junge Chinesen ins Berufsleben starteten, sei für die kommenden fünf Jahre mit einem doppelt so hohen Wachstum des Auslandstourismus aus China im Vergleich mit dem Rest der Welt zu rechnen, heißt es weiter.

„Die Reisevorlieben junger Chinesen ähneln zudem eher jenen der westlichen Jugend. So planen etwa mehr als 70 Prozent der chinesischen ‚Jahrtausender‘ ihre Reisen online. Immer mehr bevorzugen sie dabei ausgefallene Events wie das Beobachten des Polarlichts in Finnland anstatt von Standardzielen wie Paris oder Tokio. Während ältere Chinesen einen guten Teil ihres Reisebudgets für Luxusgüter wie Louis-Vuitton-Handtaschen ausgeben, kitzeln die chinesischen ‚Jahrtausender‘ den Neid ihrer Freunde heraus, indem sie ihre Reiseerfahrungen auf Social-Media-Plattformen wie WeChat oder Weibo teilen“, so Saltiel und Davalchenko.

Chinas führendes Online-Reiseportal Ctrip.com beispielsweise biete alles für die Reise aus einer Hand, von Flug- und Hotelbuchung bis zu Pauschalreisen, Ausflügen und Geschäftsreisen. Das Unternehmen investiere zusätzlich in Reiseführer und alternative Unterkünfte (wie TripAdvisor und Airbnb), heißt es weiter.

Die „Jahrtausender“-Trends variierten von Land zu Land. In Indien etwa gewönnen Banken wie HDFC Marktanteile, indem sie Online-Banking-Apps kreierten, die zum Lebensstil der „Jahrtausender“-Kunden passten. In Vietnam bedienten Einkaufszentrumsbetreiber wie Vincom Retail die Nachfrage der „Jahrtausender“ nach modernen Ladengeschäften anstelle von Flussmärkten und Tante-Emma-Läden sowie ihren Durst nach internationalen Marken und Veranstaltungszentren. „Für Anleger ist der ‚Jahrtausender‘-Boom eine attraktive Chance. Um sie zu nutzen, ist jedoch eine langfristige Perspektive für kulturelle Nuancen und Verbrauchervorlieben der einzelnen Märkte nötig. Indem man den Fokus auf die dynamischen Bedürfnisse junger Menschen legt, glauben wir, dass Anleger Unternehmen entdecken können, die von wirklich langfristigen demografischen Trends profitieren“, so Saltiel und Davalchenko.

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Über den Experten

Tomke Hansmann
Tomke Hansmann
Redakteurin

Nach ihrem Studium und einer anschließenden journalistischen Ausbildung arbeitet Tomke Hansmann seit dem Jahr 2000 im Umfeld Börse, zunächst als Online-Wirtschaftsredakteurin. Nach einem kurzen Abstecher in den Printjournalismus bei einer Medien-/PR-Agentur war sie von 2004 bis 2010 als Devisenanalystin im Research bei einer Wertpapierhandelsbank beschäftigt. Seitdem ist Tomke Hansmann freiberuflich als Wirtschafts- und Börsenjournalistin für Online-Medien tätig. Ihre Schwerpunkte sind Marktberichte und -kommentare sowie News und Analysen (fundamental und charttechnisch) zu Devisen, Rohstoffen und US-Aktien.

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