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13:11 Uhr, 25.06.2020

IWF liefert "Ökonomie-Blues"

Der Internationale Währungsfonds (IWF) hat seine Konjunkturprognose erneut gesenkt: Die Weltwirtschaftsleistung soll demnach in 2020 um 4,9 Prozent einbrechen. „Wir sind in einer beispiellosen Krise", sagte Chefvolkswirtin Gita Gopinath.

Washington (Godmode-Trader.de) - Geht es nach dem Internationalen Währungsfonds (IWF), sind die wirtschaftlichen Verwerfungen durch die Corona-Pandemie noch lange nicht ausgestanden. Nie in seiner 75-jährigen Geschichte hat der Fonds einen derart düsteren Konjunkturausblick veröffentlicht wie jetzt. „Wir sind in einer beispiellosen Krise", sagte Chefvolkswirtin Gita Gopinath am Mittwoch bei der Vorlage der jüngsten IWF-Prognose in Washington.

Das Welt-BIP soll demnach in diesem Jahr um 4,9 Prozent sinken. Das sind 1,9 Prozentpunkte mehr als noch im April prognostiziert. 2021 soll es zu einem Wachstum in Höhe von 5,4 Prozent (bisher 5,8 Prozent) kommen. Der IWF verwies darauf, dass es bei einer Verschärfung der Corona-Lage zu weiteren negativen Anpassungen kommen würde.

Besonders schlimm trifft es dieses Jahr Italien und Spanien mit einem Minus von jeweils 12,8 Prozent und Frankreich mit einem Rückgang von 12,5 Prozent. Derartige Einbrüche gibt es in der Projektion des Fonds sonst nirgendwo. Auch die Aussichten für Deutschland mussten nach unten korrigiert werden. Gegenüber ihrer ersten Prognose im April haben die Ökonomen mit einem Minus von 7,8 Prozent weitere 0,8 Prozentpunkte Wachstum gestrichen. Dies werde die „schlimmste Rezession seit der Weltwirtschaftskrise" vor rund 90 Jahren sein, warnte Gopinath. Armut und Arbeitslosigkeit würden sich dadurch global verschärfen. Die globale Wirtschaftsleistung werde infolge der Pandemie in diesem und im nächsten Jahr insgesamt um 12,5 Billionen Dollar (11 Billionen Euro) geringer ausfallen, erklärte Gopinath.

In der Betrachtung fehlt aus Sicht von Volker Hellmayer von Solvecon-Invest die Erkenntnis, dass es sich nicht um eine endogene Schwäche der Weltwirtschaft, sondern um eine administrierte Rezession handele. Dieser Qualitätsunterschied sei bezüglich der Anwendung der arithmetischen Formeln zur Prognoseberechnung von hoher Bedeutung. Aus diesem Grund stelle sich die Frage, ob die IWF-Prognose überhaupt zielführend sei. Der IWF fokussiere sich auf eine temporäre Anomalie (Lockdown), die Ausdruck von politischen und nicht originär ökonomischen Entscheidungen gewesen sei. Diese IWF-Prognose sei deshalb „Ausdruck eines Übermuts, den Moment losgelöst von Qualitätsmerkmalen als Zukunft zu diskontieren“.

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Über den Experten

Bernd Lammert
Bernd Lammert
Finanzredakteur

Bernd Lammert arbeitet als Redakteur seit 2010 bei der BörseGo AG. Er ist studierter Wirtschafts- und Medienjurist sowie ausgebildeter Journalist. Das Volontariat absolvierte er noch beim Radio, beruflich fand er dann aber schnell den Weg in andere Medien und arbeitete u. a. beim Börsen-TV in Kulmbach und Frankfurt sowie als Printredakteur bei der Financial Times Deutschland in Berlin. In seinen täglichen Online-Berichten bietet er Nachrichten und Informationen rund um die Finanzmärkte. Darüber hinaus analysiert er wirtschaftsrelevante Entscheidungen der obersten deutschen Gerichte für eine Finanzagentur. Grundsätzlich ist Bernd Lammert der Ansicht, dass aktuelle Kenntnisse über die Märkte sowie deren immanente Risiken einem keine Erfolge schlechthin garantieren, aber die Erfolgschancen deutlich erhöhen können.

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