Italien ist solvent
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Frankfurt (BoerseGo.de) - Am Dienstag hat der italienische Staat bei der Ausgabe dreijähriger Anleihen 7,89 Prozent zahlen müssen. Das Volumen lag bei 3,5 Milliarden Euro. Dieses Zinsniveau hat bislang ausgereicht, Griechenland, Irland und Portugal unter den Schutz des EU-Rettungsschirms zu stellen. Der Durchschnitt der Zinsen, die Italien auf seine gesamten Schulden zahlt, liegt nach Daten des Internationalen Währungsfonds (IWF) momentan bei vier Prozent. Müsste es ab 2012 durchschnittlich sieben Prozent Zinsen zahlen, würde sich der Schuldenstand auf einen untragbaren Pfad begeben. Jan Amrit Poser, Chefökonom der Bank Sarasin, stellt angesichts dieser Zahlen in einem aktuellen Marktkommentar die Frage, ob Italien gerettet werden sollte.
Posers Antwort ist ein uneingeschränktes Ja. Denn auch wenn Italien ein hoher Schuldenstand von 120 Prozent vom Bruttoinlandsprodukt (BIP) drücke, und auch wenn der Internationale Währungsfonds das Wachstum in den nächsten Jahren nur auf 1,2 Prozent schätzt, habe Italien einen Vorteil, den nur wenige andere Industriestaaten aufweisen: einen staatlichen Primärüberschuss, der 0,5 Prozent vom BIP beträgt. Wenn dieser gemäß den Zahlen des IWF ab 2013 auf über vier Prozent vom BIP steigt, wird der Schuldenberg im Vergleich zum BIP von seinem Gipfel von 121,4 Prozent im Jahr 2012 auf 114,1 Prozent im 2016 fallen. Posers Fazit: Italien hat während der letzten Jahre keine exzessive Schuldenmacherei betrieben und ist solvent.
Italiens größtes Problem sei bislang die Politik gewesen, schreibt Poser. Solange der unberechenbare Silvio Berlusconi regierte, zweifelten die Finanzmärkte nicht nur an Wachstumspotenzial und Sparwillen Italiens, sondern auch daran, dass die EU-Behörden und der IWF im Notfall einspringen würden. Durch die Ernennung Mario Montis zu einem unparteiischen und technokratischen Premierminister, dessen einziges Ziel es ist, das Spar- und Reformprogramm auf den Weg zu bringen, habe Italien nun einen Garanten für die Reformpolitik erhalten.
Der Experte ist überzeugt, nur die Europäische Zentralbank (EZB) könne durch Anleihenkäufe die Zinsen in einem erträglichen Rahmen halten. Angesichts der Tatsache, dass sie sich damit zur Geisel der Politik machen könnte, ist die momentane Zurückhaltung aber verständlich. Doch im Extremfall wird sie der Kreditgeber der letzten Zuflucht sein müssen – wie in anderen Währungsgebieten üblich, resümiert Poser.
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