Kommentar
00:38 Uhr, 27.05.2017

Ist Warren Buffett ein „armer Mann“?

Geld als Ersatzreligion: Wie ein Idol seinen Anhängern ohne es zu ahnen den Spiegel vors Gesicht hält...

Superinvestor Warren Buffett gilt vielen Anlegern als unumstrittenes Idol. So wie der „Alte Mann aus Omaha“ im US-Bundesstaat Nebraska möchten viele auch sein. Im Geld schwimmen und keine materiellen Sorgen mehr haben, das wär´s doch!

Nicht ohne Grund werden die jährlichen Hauptversammlungen von Buffetts Beteiligungsgesellschaft Berkshire Hathaway gefeiert, wie eine Art „Woodstock“ für Kapitalisten, die ihrem Idol nacheifern.

Das Idol in Zahlen:

Buffett, der seit seiner Schulzeit als Investor tätig ist und schon damals ein Zahlenfetischist gewesen sein soll, gilt heute je nach Statistik als reichster Mensch der Welt, oder er rangiert auf den vordersten Plätzen. Doch ob jemand 50 US-Dollar besitzt oder 74 Milliarden, das scheint gar nicht so entscheidend zu sein. Denn offenbar plagen auch die Superreichen die ganz alltäglichen Sorgen des „kleinen Mannes“.

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Deutlich wird das in einer Szene aus dem folgenden englischsprachigen Video mit dem Titel „Becoming Warren Buffett“. Die Dokumentation erzählt die Lebensgeschichte des erfolgreichsten Investors aller Zeiten und sie zeigt, wie Buffett zu dem wurde, der er heute ist.

Gleich zu Beginn liefert der Beitrag interessante Einblicke in die Psyche des „Orakels von Omaha“, wie der Superinvestor von seinen Anhängern gerne ehrerbietend genannt wird:

Auf seiner Fahrt ins Büro leistet sich Buffett bei McDonalds ein Sandwich für 2,95 US-Dollar. Den Burger für 3,17 US-Dollar verkneift er sich, denn der Markt sei heute „deutlich im Minus“. Deshalb fühle er sich gerade ein wenig ärmer. Das Frappierende daran ist aber: Als Warren Buffett diese Sätze spricht, sieht er nicht so aus, als würde er einen Scherz machen. Im Klartext: Dieser Mann besitzt 74.000 Millionen US-Dollar, doch er macht sich Sorgen wegen 22 Cents, die er für sein Frühstück "verschwenden" könnte.

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Das wirft verschiedene Fragen auf, zum Beispiel:

Wieviel Geld macht eigentlich glücklich - und macht es überhaupt glücklich?

Und was ist Glück?

Hängt dieses Glück tatsächlich von unserem Kontostand ab - oder womöglich von ganz anderen Dingen?

Und was treibt einen Menschen wie Warren Buffett an, sein gesamtes Leben fast ausschließlich dem Anhäufen von Geld zu widmen – wenn dabei am Ende das traurige Ergebnis steht, dass dieser Mensch sich „arm“ fühlt bei dem Gedanken, sich ein „teures“ Sandwich für 3,17 US-Dollar zu leisten?

Ist dieser Mann nicht eigentlich zu bedauern, weil er gefangen ist in seinem zwanghaft erscheinenden Trieb, um jeden Preis an seinem Geld festhalten und es vermehren zu müssen?

Und ist Warren Buffett am Ende womöglich genauso krank, wie eine Gesellschaft, in der Geld und der Besitz von Geld zu einer Art Ersatzreligion hochstilisiert wurden?

Ist es das, was Menschen wollen, wenn sie so sein wollen, wie Warren Buffett?

Ernsthaft?

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Zum Autor:

Andreas Hoose ist Chefredakteur des Antizyklischen Börsenbriefs, einem Service der BörseGo AG. Weitere Informationen finden Sie unter www.antizyklischer-boersenbrief.de

18 Kommentare

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  • 0815
    0815

    Man wird doch fast täglich auf den Boden der Tatsachen zurück geholt, wie unbedeutend Geld sein kann wenn es um Unfälle, Anschläge oder Krankheiten geht. Also immer schön geschmeidig bleiben und immer daran denken - "Das letzte Hemd hat keine Taschen!"

    11:26 Uhr, 30.05. 2017
  • Sherry1
    Sherry1

    Buffet ist für viele ein Vorbild wegen des Erfolgs beim Investieren, nicht wegen seines Lebensstils. Die "Sparsamkeit" ist vielleicht eine Folge des Krieges, den er erlebt hat und ohne weitere Einblicke in sein Leben nicht wirklich sicher begründbar. Wenn es stimmt, dass er Großteile seines Vermögens gestiftet hat, ist Geiz nicht sein Motiv.

    11:17 Uhr, 30.05. 2017
    1 Antwort anzeigen
  • dschungelgold
    dschungelgold

    Hahahaha. Erinnert mich an eine alte Thai auf Samui die um die 60 Haeuser besitzt, von Mamanudeln lebt, die Kleider wie Lupen traegt, eine 24/7 1. Hilfe Station betreibt(alleine!) , niemals Urlaub macht und jeden Kleinstbetrag umgehend auf der Bank einzahlt mit ihrem 25 Jahre alten Moped. Bedauernswerte Kreaturen sind das. Die KANN gar kein Geld ausgeben und das Leben geniessen und das mit 70. Mein Mitgefuehl fuer diese kranken Menschen.

    06:43 Uhr, 30.05. 2017
  • Chronos
    Chronos

    Wenig erstaunlich, mehr bedauerlich wie sich die Presse um Frontmänner bemüht.

    Es geht ja gar nicht darum ob man jemand mag, oder nicht, es geht um "alte" Selbstverständlichkeiten.

    Objektivität oder neutrale Berichterstattung.

    Denke nicht, das AH Warren demaskiert hat (von o.b. reden wir hier nicht) zumindest

    bei mir kam es nicht so an.

    Dabei wird W.Buffett auch gerne einsilbig zitiert.

    Er ist halt durch und durch ein Ami, damit auch etwas plumb, so zwischen Ketchup, Zucker, Cherry Coke and french fries.

    Seit 40 Jahren an erster Quelle der Information, Rücklagen gebunkert in Delaware.

    Davon wieder nix zu lesen, ebenso wenig wie von einer BWA. (Spenden nach Abzug der Steuer).

    Ich ahne nicht nur, keiner hier kann das Spiel nachspielen, Nutzwert rein ideologisch, selbst das menschlich positiv bewertet.

    Oder glaubt einer Warren würde Angie heiraten (ok beglücken) wollen? Freiwillig?? ^^

    23:58 Uhr, 29.05. 2017
  • spiderl
    spiderl

    Jeder Sammler, der eine Halle voll Oldtimern oder sonstwas zu seinem Glück braucht, ist genauso krank wie Warren Buffett. Mitnehmen kann man sowieso nichts, von daher ist doch die Frage, wie jemand seine Mitmenschen sieht und welche Lebensphilosophie hinter seinen Handlungen steckt. Raffgier oder Sammelwut und ähnliche jämmerlichen Zwänge können auch kaum entschuldigt werden durch "Stiftungen" oder "Spenden". Da könnte man ja auch Krieg rechtfertigen als Basis für das Deutsche Wirtschaftswunder und den Wiederaufbau. Herr Hoose hat schon recht, diesen peinlichen Buffett von seinem Sockel zu holen

    14:54 Uhr, 29.05. 2017
  • Burger
    Burger

    Ist Andreas Hoose ein „armer Mann“? (weil er keinen Witz versteht)

    13:23 Uhr, 29.05. 2017
  • conexant
    conexant

    Guter Mann, nur wer Respekt vor dem kleinen Geld hat kann auch ein Vermögen machen!

    06:53 Uhr, 29.05. 2017
  • Kasnapoff
    Kasnapoff

    Geld ist nicht alles, aber ohne Geld ist alles nichts. Das Ausnahmetalent Buffett hat aus seinen Fähigkeiten zweifelsohne das Maximum heraus geholt und individuellen finanziellen Erfolg in einem nicht für möglich gehaltenen Ausmaß erreicht. Per se ist das weder gut noch schlecht, aber es zeigt anschaulich, was jemand im Hinblick auf finanziellen Erfolg erreichen kann, wenn er fokussiert über Jahrzehnte die richtigen Strategien umsetzt.

    Buffett ist auch ein gutes Beispiel für Menschen die nicht mit dem sprichwörtlich goldenen Löffel im Mund geboren wurden, denn er stammt aus ganz normalen Verhältnissen. Wenn jemand die Welt als armer Schlucker betritt, dann kann er dafür nichts, wenn er sie nach 70, 80 Jahren als armer Schlucker wieder verlässt, dann trägt er dafür die Verantwortung. Ich weiß, das hört sich hart an, aber es ist eine Tatsache. Wer bereits in jungen Jahren sein ganzes Geld, oder den größten Teil davon für völlig unnütze Dinge ausgibt, der wird weder ein kleines und schon gar kein größeres Vermögen aufbauen. Das sind überspitzt gesagt, Familien die von einer Generation zur nächsten, von der staatlichen Stütze leben, heute passt wohl der Begriff Hartzer-Dynastien besser. Diese über Generationen weiter vererbte Armut entsteht auch aus einer mutlosen Grundeinstellung zum Leben, Armut kann übersetzt werden mit Arm an Mut.

    Buffett war nicht Arm an Mut, er hat seine Überzeugungen kompromißlos und mit der Ausdauer eines Marathonläufers umgesetzt. Das Ergebnis kann sich sehen lassen. Seine "Jünger" hat Buffett reich gemacht, dagegen ist nichts einzuwenden und nur wer Vermögend ist, vermag zu helfen, es ist keine Schande arm zu sein, aber es ist auch keine Auszeichnung.

    Fazit:

    Mehr Buffets für die Welt und weniger Roths, Schäubles, Göring-Eckarts und Merkels. Die 4 letztgenannten haben nämlich noch niemals aus einem armen Schwein einen reichen Mann gemacht, Buffett hingegen schon und deshalb wird er zurecht von seinen Anhängern gefeiert.

    21:59 Uhr, 27.05. 2017
  • Liberdade
    Liberdade

    Buffett verhält sich völlig normal, verhaltenspsychologisch KOGNITIV DISSONANT, wenn er sein schwankendes mrd$-depot überhaupt noch kritisch wahrnimmt und im gewohnheitsmäßigen Tagesablauf entsprechende kleine "Duftmarken" (Frühstück) setzt.... jeder Depotinhaber kennt das!!!!.... JEDER MENSCH/jedes Kollektiv MACHT STÄNDIG FEHLER und kann nur erfolgreich/glücklich werden, wenn die SELBSTERKENNTNIS da ist und man daraus für die Zukunft lernt, es besser macht.... ein ANLEGER muss also ständig KOGNITIV DISSONANT sein Anlageverhalten überprüfen und verbessern.....

    Der Gegentypus des KOGNITIV KONSONANTEN (Milliarden "Rindviecher", krankhafte Normopathen, Politiker, LÜGENPRESSE, Trader/zocker, Charttechniker usw.) sind zur angemessenen Kognition nicht mehr fähig, sind quasi als eigenverantwortliche/denkende Menschen abgestorben, kreisen nur noch egozentrisch um sich selbst bzw. ihre politische Ideologie >>> INTOLERANZ, STREIT, HASS, RASSISMUS, NATIONALISMUS, FASCHISMUS bis hin den den NATO Dauerkriegen, Imperialismus, Neokolonialismus etc. sind die Folge

    >>> typ.bsp. das aktuelle Mainstream-bashing gegen Nkorea mit täglich wüsten AtomkriegsDrohungen... >>> Typ.Vertreter hier im forum: chronos oder der Zensurmeister Kühn...

    16:26 Uhr, 27.05. 2017