Ist die Zeit des 60:40-Portfolios vorbei?
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- SMIKursstand: 8.237,54 Pkt (Schweizer Börse (SIX)) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung
Zürich (GodmodeTrader.de) - Jahrzehntelang bildete das 60:40-Portfolio – ein Wertpapierkorb aus 60 Prozent Aktien und 40 Prozent Anleihen – den Ausgangspunkt von beinahe jedem Gespräch über Assetallokation. Dies ergab durchaus Sinn, als die Eigenschaften von Aktien und Anleihen zuverlässig waren, wie Julian Howard, Investment Director bei GAM, in einem aktuellen Marktkommentar schreibt.
Obwohl Aktien in der Vergangenheit jährliche Renditen von etwas über sechs Prozent geliefert hätten, seien die kurzfristigen Erträge unsicherer und sowohl für positive als auch für negative Überraschungen anfällig. „Das Hinzufügen qualitativ hochwertiger Anleihen zu diesem Mix erwies sich als ultimativer Stoßdämpfer, denn ihre Ertragsströme waren im Voraus bekannt, das Anlagekapital wurde nahezu mit Sicherheit zurückgezahlt und die Kursschwankungen fielen entsprechend geringer aus. Da die höheren langfristigen Renditen von Aktien praktisch gesichert schienen, aber immer die Notwendigkeit bestand, die Volatilität abzufangen, war es logisch, beide Assetklassen zu halten und Aktien stärker zu gewichten“, erklärt Howard die Vorzüge des ehemaligen Erfolgsmodells.
Diese Kombination habe sich gut bewährt: Ein passiv in den S&P 500 und den Barclays Global Aggregate Index (in US-Dollar abgesichert) investiertes 60:40-Portfolio habe vom 1. August 1996 bis zum 1. August 2016 eine annualisierte Rendite von 6,5 Prozent erzielt. Portfolios mit aktiver Assetallokation, gemessen am Lipper Global Mixed Asset Flexible Index, hätten im gleichen Zeitraum nur 3,8 Prozent geliefert. „Wenn man jedoch die Tatsache, dass es keine Garantie für eine Fortsetzung dieser passiven Erträge gibt, und den Trugschluss vieler Anleger, dass die Renditen der Vergangenheit eine Prognose für zukünftige Entwicklungen ermöglichen, zusammennimmt, ist das Enttäuschungspotenzial sehr real“, so Howard.
In den vergangenen Jahrzehnten hätten außergewöhnliche historische Umstände die Renditen von Aktien und Anleihen in die Höhe getrieben. „Das heißt aber auch, dass das 60:40-Modell bis jetzt niemals wirklich auf die Probe gestellt wurde“, gibt Howard zu bedenken. „Bei den Aktien schraubten die Globalisierung und technologiebedingte Produktivitätsgewinne ab Mitte der 1990er Jahre insbesondere in den USA die Gewinne vieler Unternehmen nach oben. Bei den Anleihen leitete die entschlossene Inflationsbekämpfung des damaligen Vorsitzenden der US-amerikanischen Notenbank Paul Volcker eine Ära ein, die als ‚Great Moderation‘ bezeichnet wurde, und in deren Folge die Renditen seit Beginn der 1980er Jahre kontinuierlich sanken.“ Auch der günstigere Marktzugang über ETFs habe zusätzliche Investments in Aktien und Anleihen ermöglicht.
Heute erscheine das Aufwärtspotenzial beider Anlageklassen begrenzt. US-Staatsanleihen notierten mit extrem niedrigen Renditen. „Anfang Juli 2016 sank die 10-jährige Rendite mit 1,32 Prozent auf das niedrigste Niveau seit der ersten Emission einer US-Anleihe im Jahr 1790. Diese nimmt auch sehr schwache Inflations- und Wachstumsaussichten vorweg, die von den meisten anderen Konjunkturindikatoren nicht bestätigt werden“, erläutert Howard. Die Renditen von Staatsanleihen umfassten ein Wachstumselement, ein Inflationselement und im Fall von US-Staatsanleihen eine unbedeutende Liquiditäts- und Ausfallprämie. „Die 10-jährigen Inflationserwartungen der USA liegen derzeit bei 1,44 Prozent und der Markt erwartet ein Wachstum von 1,9 Prozent im Jahr 2016. Das sind zwar keineswegs glänzende Zahlen, doch sie deuten darauf hin, dass die aktuellen Anleiherenditen zu pessimistisch sind und eine Kurskorrektur erforderlich wäre“, so der GAM-Experte.
Bei den Aktien sei die Liste der – kurz- und langfristigen – Störfaktoren lang. Die Gewinne der US-Unternehmen seien bereits seit mehreren Quartalen im Sinkflug. Die steigenden Lohnkosten und die zunehmende Konkurrenz durch Schwellenländer und digitale Plattformen ließen ein langfristiges Renditeziel von sechs Prozent recht optimistisch erscheinen. Darüber hinaus seien die Bewertungen nicht günstig und das politische Umfeld verstärke die Unsicherheit der Anleger zusätzlich.
„Da sowohl Anleihen als auch Aktien teuer und mit einer fundamentalen Verschlechterung konfrontiert sind, steht die Zuverlässigkeit des 60:40-Modells in Frage. Beobachtungen sind, unabhängig davon wie konstant sie über einen langen Zeitraum ausfallen, keine Regel. Die Lösung liegt nicht so sehr darin, dass die Anleger günstige Kaufs- und Verkaufszeitpunkte finden, sondern vielmehr im Fällen von besseren langfristigen Investitionsentscheidungen“, zeigt sich Howard überzeugt.
Es gebe durchaus alternative Ansätze, die unabhängig von den beiden großen Anlageklassen einen Ertragsstrom erzielen können – und viele davon seien günstiger bewertet. Hierzu zählten unter anderem innovative marktneutrale Aktienanlagen, die das Potenzial von „Big Data“ nutzten, Smart-Beta-Ansätze bei Aktien, Total-Return-Anleihefonds, hypothekenbesicherte Wertpapiere und Target-Return-Investments. „Wenn sie von den richtigen Anlagespezialisten verwaltet werden, können diese Strategien den Kunden dabei helfen, bessere risikobereinigte Renditen zu erzielen als das momentan mit traditionell aufgebauten Multi-Asset-Modellen möglich ist.“
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