Ist der Graphitmarkt die nächste große Goldgrube?
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Lithium-Ionen-Akkus bestimmen unseren Alltag: Sie stecken in vielen elektronischen Produkten. Doch immer mehr wird die mobile Elektrifizierung zum wichtigsten Nachfragetreiber. Das „weiße Gold“ ist heiß begehrt. Das Alkalimetall Lithium gilt als das Schlüsselelement für die Hochleistungsbatterien, die die Welt in Bewegung halten sollen. Lithium-Ionen-Akkus weisen gegenüber möglichen alternativen Systemen große Vorteile auf. Sie kommen auf die höchste Energiedichte und auch ihre Lade- und Speicherleistung sucht ihresgleichen.
Allein für die Elektrifizierung der Mobilität sind große Mengen des Metalls notwendig. Dabei tun sich die Anbieter von Lithium schon jetzt schwer, den stetig steigenden Bedarf zu bedienen. Tesla-Chef Elon Musk besorgt dieser Umstand. Musk hatte wiederholt erklärt, dass der Elektroautobauer wegen der steigenden Lithium-Preise möglicherweise direkt in das Bergbau- und Raffineriegeschäft einsteigen könnte. Nun sollen die Planungen Fortschritte erzielt haben.
Wie Medien heute berichten, prüft Tesla, eine Raffinerie in Texas hochzuziehen. Damit soll der steigende Bedarf des für die Batterieproduktion wichtigen Rohstoffs Lithium bedient werden. In der möglichen Anlage an der Küste des US-Bundesstaates solle das Metall bearbeitet werden, hieß es in einem Antrag an die texanischen Behörden vom 22. August, wie die Nachrichtenagentur Reuters berichtet. Sollte die Anlage genehmigt werden, könnte der Bau im vierten Quartal starten. Bis Ende 2024 könnte dann Lithium in Texas verarbeitet werden.
Etwas im Abseits steht medial ein weiterer, für die Batterieproduktion aber genauso unverzichtbarer Rohstoff: Graphit. Das grauschwarze Mineral kennt wohl jeder an seinem Bleistift, wird im High-End-Akku aber zu Elektroden verarbeitet. Graphit ist die erste Wahl für rund 90 Prozent aller Anodenmaterialien für Lithium-Ionen-Batterien und wird für alle Kathodenchemien verwendet, die in großem Umfang kommerziell hergestellt werden, wie der Branchenverband European Carbon und Graphite Association (ESGA) berichtet. Eine Li-Ionen-Batterie bestehe zu 50 Prozent ihres Gewichts aus dem grauschwarzen Metall.
Allein um die Ziele des Pariser Abkommens zu erreichen, benötigt die Welt im Jahr 2040 rund 42x mehr Lithium, 25x mehr Graphit und 7x mehr Seltene Erden-Metalle als im Jahr 2020, wie die Internationale Energieagentur (IEA) in einem Bericht aus dem Jahr 2021 schrieb. Laut Wood Mackenzie hat sich die weltweite Nachfrage nach Graphit zwischen 2015 und 2020 verdreifacht und wird bis 2028 voraussichtlich 1,9 Mio. Tonnen erreichen. Der Branchenverband ESGA selbst prognostiziert, dass die Nachfrage des Batteriesektors nach dem Rohstoff Graphit zwischen 2020 und 2050 um mehr als 1.400 Prozent zunehmen wird.
Nach Angaben des Branchenverbandes kommen derzeit noch rund zwei Drittel der globalen Graphitproduktion aus China. Indien, Brasilien und Russland teilen sich nahezu den Rest auf. Das zeigt: China ist somit der Engpass für den globalen Graphitmarkt. Peking ersucht, für den eigenen Bedarf mithilfe hoher Exportzölle und drakonischer Exportbestimmungen den Markt zu kontrollieren. Daher hat die Entwicklung von Förderstätten außerhalb der Volksrepublik eine große Bedeutung.
Bei dem der chemischen Gruppe der „Kohlenstoffpolymorphe“ zugeordneten Metall könnte es wegen der steigenden Nachfrage aus der Autoindustrie demnach absehbar zu einem Angebotsdefizit kommen. Schon jetzt ziehen die Preise für Graphit merklich an. Wie das Unternehmen Evolution Energy Minerals unter Berufung auf den Branchenbeobachter Fastmarket schreibt, wird in China für batteriefähiges Graphit derzeit etwa 39 Prozent mehr als vor einem Jahr bezahlt.
Das Unternehmen Evolution Energy Minerals steht vor dem Bau der ersten eigenen Graphitmine Chilalo in Tansania. Die Lagerstätte weise jetzt schon eine Ressource über 3,6 Mio. Tonnen Erz aus, hieß es.
Die kanadische Börse TSX hat einen Index für Batteriemetalle eingeführt. Die Markteröffnung des S&P/TSX Battery Metals Index erfolgte im Juni. In dem Index sind Unternehmen enthalten, die sich auf die Produktion und Exploration bestimmter Rohstoffe spezialisiert haben, u. a. Firmen, die Lithium und Graphit fördern. Entscheidend ist laut dem Börsenbetreiber, dass diese Metalle einen „wesentlichen Beitrag zu der Dekarbonisierung des Transportsektors“ leisten.
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