Kommentar
20:54 Uhr, 09.08.2022

Ist das die Aktie für die Energiekrise?

Ob die Energiekrise eskaliert, wissen wir noch nicht. Für den Fall der Fälle gibt es aber eine interessante Aktie.

Erwähnte Instrumente

  • Generac Holdings Inc. - WKN: A0YGR4 - ISIN: US3687361044 - Kurs: 244,530 $ (NYSE)

Der europäische Aktienmarkt sieht der Energiekrise gelassen entgegen. Man muss sich nicht verrückt machen, wenn am Ende alles gutgeht. Die Gefahr, dass es nicht gutgeht, ist leider groß. Zum einen ist da der offensichtliche Grund. Erdgas aus Russland fließt nicht mehr wie gewohnt. Das haben inzwischen alle mitbekommen und es ist klar, dass Russland Europas Gasspeicher vor dem Winter nicht füllen will. Die Verhandlungsposition ist nun einmal besser, wenn es keine Alternativen mehr gibt. Entsprechend gering ist der Gasfluss durch Nord Stream 1 (Grafik 1). Nach den Wartungsarbeiten stiegen die Lieferungen zunächst wieder auf den vorherigen, reduzierten Wert, wurden dann aber gleich wieder gekürzt. Die inzwischen berühmte Gasturbine fehlt. Die Turbine könnte für den Einsatz nicht bereiter stehen, auch wenn sie nur eine Ersatzturbine ist.


Wäre die Energiekrise nicht ernst, könnte man über diese bizarre Geschichte lachen. Erdgas ist nicht die einzige Tragödie. Ganz nach dem Motto „Was schiefgehen kann, geht schief“ hat Frankreich Probleme mit Atomkraftwerken. Die Probleme führen dazu, dass die Produktionsmenge ungewöhnlich tief ist. Im Normalfall exportiert Frankreich im Sommer Strom, aktuell importiert es.

Die Stromerzeugung dürfte in diesem Jahr unter dem Wert aus 2020 liegen, obwohl 2020 die Pandemie für deutlich geringeren Bedarf sorgte. Es könnte sogar der niedrigste Produktionswert seit Ende der 80er Jahre erreicht werden (Grafik 2). Gerade in einem Jahr, in dem Erdgas kompensiert werden muss, ist jeder Produktionsrückgang eine Herausforderung für den ganzen Kontinent.

Es wird fleißig an Auswegen gearbeitet. Ein Ausweg wird in Kohlekraftwerken gesehen. Da der Kohleausstieg in Deutschland bereits beschlossen war, fehlt es zum Teil an Infrastruktur und Transportmöglichkeiten, um die Kohle überhaupt zu den Kraftwerken zu bringen. Kohle ist auch nicht einfach so verfügbar. An dieser Stelle beginnen die Probleme bereits. Doch selbst wenn Kohle im Überfluss vorhanden wäre, am Transport hapert es.

Zum Teil sind die Probleme hausgemacht, weil man die Infrastruktur abbaute. Zum Teil ist es Pech. Die Pegelstände wichtiger Transportflüsse wie dem Rhein sind tief (Grafik 3). Kohle über Schiffe zu transportieren ist ineffizient (geringere Ladung) bzw. schlicht unmöglich.


Als nächstes dürfte in Deutschland eine Verlängerung der Laufzeiten von Atomkraftwerken beschlossen werden. Bei dem Pech scheitert dies dann womöglich an fehlendem Uran. Bereits jetzt ist so viel schiefgegangen, dass Rationierungen im Winter nur durch ein Wunder ausbleiben werden.

Derweil subventioniert die Politik den Energieverbrauch. Allein in diesem Jahr schätzt die EZB, dass 0,65 % der Wirtschaftsleistung der Eurozone dafür aufgebracht wird (Grafik 4). Dies entspricht mehr als 70 Mrd. Euro und kommt einem kleinen Konjunkturprogramm gleich. Ob das die Inflation in Schach hält, sei dahingestellt.


Viele wollen die Energiekrise nicht wahrhaben bzw. können die Berichterstattung darüber gar nicht mehr ertragen. Einige Haushalte und viele Unternehmen bereiten sich hingegen auf den Ernstfall vor und suchen nach Alternativen. Diese finden sie in Notstromaggregaten. Seit einigen Wochen wird Firmen zum Kauf explizit geraten. Die Verkäufe schnellen entsprechend in die Höhe.

Der Boom dürfte anhalten, denn die Energiekrise ist auch nach dem Winter nicht gelöst. Produzenten von Notstromaggregaten werden sich freuen.

Ein Profiteur dürfte Generac Holding sein. Ein Großteil des Umsatzes kommt aus den USA, allerdings stiegen der Umsatz im Ausland im zweiten Quartal 2022 bereits um über 40 % und der internationale Umsatz ist für das Unternehmen relevant.

Generac Holdings Inc.
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Die USA haben keine Energiekrise wie Europa. Dafür haben sie ein Stromnetz, welches jederzeit zusammenbrechen kann. Die Aktie wäre daher auch ohne die Lage in Europa interessant.

Clemens Schmale


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Über den Experten

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Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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