Investitionen nach islamischem Recht: Sukuk (Anleihen)
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Frankfurt (BoerseGo.de) - Islamische Finanzierungen umfassen eine Reihe von Produkten und Dienstleistungen, die dem islamischen Recht (Scharia) unterliegen. Ein grundsätzlicher Aspekt des islamischen Finanzsektors ist, dass keine Zinsen erhoben werden. Im Gegensatz dazu basiert das islamische Finanzmodell auf der Grundlage der Risikoteilung. Im Standardfall entspricht der „Gewinn“ einer Bank beispielsweise durch die Finanzierung einer Hypothek dem islamischen Recht, wenn er ein Ertrag (oder die Gebühr) für das übernommene Risiko der Bank ist, wie Stephen Dover und Mohieddine Kronfol von Franklin Templeton Investments im aktuellen Newsletter„Perspektiven“ schreiben.
Um nicht gegen die Regeln ihres Glaubens zu verstoßen, hätten schon in den 1960er Jahren reiche muslimische Investoren nach einer Möglichkeit gesucht, ihren Reichtum zu schützen und auszubauen. Dies habe zur Gründung von Sparkassen und Banken geführt, die das islamische Recht befolgten. In der Mitte der 1970er Jahre seien Geschäftsbanken und die Projektfinanzierung entstanden. Erst in den vergangenen 20 Jahren habe sich eine Expansion der islamischen Finanzierung im Hinblick auf ein größeres Dienstleistungs- und Produktspektrum abgezeichnet. In diesen Bereich fielen die Hypothekenfinanzierung und in jüngster Zeit Werkzeuge für das Liquiditätsmanagement und festverzinsliche Instrumente, die sogenannten „Sukuk“ (Anleihen), so die beiden Finanzexperten.
Sukuk sind festverzinsliche Instrumente, die so strukturiert sind, dass sie die islamischen Grundsätze befolgen, vor allem das Zinsverbot. Anstatt der Auszahlung eines festen Couponzinssatzes zahlt der Sukuk einen „Gewinnsatz“. Anfang 2012 legte Saudi-Arabien erfolgreich die erste staatlich garantierte Anleihe (Sukuk) auf, um die Finanzierung zum Ausbau des internationalen Flughafens von Jeddah zu finanzieren. 2012 erfolgten ebenso weitere große Emissionen von Ländern, die dem Golfkooperationsrat angehören, der Bestandteil der politischen und wirtschaftlichen Union der arabischen Staaten ist.
„Mittlerweile treten auch nichtislamische Marktteilnehmer am Markt auf, der dem islamischen Recht unterliegt. Zahlreiche Länder (wie Australien, Irland und Hongkong) sowie Unternehmen haben Instrumente geplant bzw. aufgelegt, die das islamische Recht erfüllen und daher muslimische Anleger ansprechen. Die Diversifizierung der Finanzierungsquellen und die Nutzung des wachsenden Reichtums sowie die hohe Liquidität des Mittleren Ostens und Asiens zu nutzen, ist nicht das einzige Interesse der Emittenten. Im Zuge der Finanzkrise von 2008 und der jüngsten Schuldenkrise der Eurozone sind sich die konventionellen institutionellen Emittenten der inhärenten Risiken von herkömmlichen Anleihen bewusst geworden. Deshalb hat sich das Interesse an Produkten wie Sukuk erhöht, die durch wirkliche Vermögenswerte gedeckt sind und einer übermäßigen Fremdkapitalaufnahme entgegenwirken. Eine größere Transparenz und die Festlegung eines universellen Rahmens für die Scharia-Governance könnten das Potenzial der Sukuk (Anleihen) erhöhen und die Wettbewerbsfähigkeit sowie das Wachstum der islamischen Finanzinstitute unserer Ansicht nach noch zusätzlich ausbauen“, so Dover und Kronfol.
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