Kommentar
12:19 Uhr, 04.06.2020

Internetriesen aus China: Jetzt Aktien kaufen?

Die USA drohen, chinesische Firmen von den US-Börsen zu nehmen. Ist das für Anleger eine Chance oder eine Gefahr?

Erwähnte Instrumente

  • Luckin Coffee Inc. - WKN: A2PJ6S - ISIN: US54951L1098 - Kurs: 2,580 $ (NASDAQ)
  • Alibaba Group Holding Ltd. - WKN: A117ME - ISIN: US01609W1027 - Kurs: 192,200 € (XETRA)
  • Baidu Inc. - WKN: A0F5DE - ISIN: US0567521085 - Kurs: 112,450 $ (NASDAQ)
  • Weibo Corp. - WKN: A110V7 - ISIN: US9485961018 - Kurs: 32,980 $ (NASDAQ)

Chinesische Unternehmen sind eigentlich gar nicht mehr wegzudenken. Alibaba ist 530 Mrd. Dollar schwer. Damit ist Alibaba eines der größten Unternehmen, die an US-Börsen notieren. Nur Microsoft, Apple, Amazon, Alphabet und Facebook sind größer. Es wäre ein herber Schlag, wenn solche Aktien von US-Börsen verschwinden würden.

Die Effekte eines Delistings sind allerdings vielschichtig. Um die großen US-Indizes muss man sich keine Sorgen machen. Chinesische Unternehmen sind nicht Teil davon. Dafür aber sind chinesische Unternehmen in vielen ETFs enthalten. Alibaba ist in über 100 ETFs enthalten.

Alibaba Group Holding Ltd.
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Viele davon sind China-ETFs, aber nicht nur.


ETFs, die sich auf das Thema Internet, Onlinehandel und Wachstum fokussieren, kommen an vielen chinesischen Unternehmen nicht vorbei. Doch sind diese ETFs überhaupt betroffen, wenn US-Börsen nicht mehr als Handelsplatz möglich sind?

Diese Frage stellen sich derzeit viele Anleger. Es ist aber erst der zweite Schritt der Überlegungen. Der erste ist: Welche Bedingungen müssen überhaupt erfüllt sein, damit ein Delisting stattfindet?

Ein Gesetz gibt es noch nicht, könnte aber diesen Sommer kommen. Bis es ein solche Gesetz gibt, haben Anleger kein absolute Sicherheit. Es deuten sich jedoch zwei Bedingungen an. Zum einen muss ein Unternehmen bescheinigen, dass es nicht unter der Kontrolle eines ausländischen Staates steht. Zum anderen geht es um die Buchhaltung.

Viele Investoren sind skeptisch, ob die Zahlen, die chinesische Unternehmen vorlegen, auch wirklich belastbar sind. Der Fall Luckin Coffee zeigt, dass da etwas dran ist.

Luckin Coffee Inc.
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Das Unternehmen soll seine Umsätze überhöht ausgewiesen haben. Das ist einfach Betrug. Nun ist es nicht so, dass nicht auch US-Unternehmen betrügen können. Man denke nur an Fälle wie Enron... allerdings ist die Wahrscheinlichkeit für einen solchen Betrug geringer, wenn entsprechende Kontrollen durchgeführt werden.

Derzeit gilt: kann die Behörde (Public Company Accounting Oversight Board) für drei aufeinanderfolgende Jahre die Rechnungsprüfer nicht prüfen, wird ein Delisting vorgenommen. Damit sind chinesische Aktien zumindest in den nächsten drei Jahren sicher. Sie können sich nach drei Jahren immer noch entscheiden, den neuen Regeln zu folgen.

Ein Delisting ist also kein unausweichliches Schicksal. Entscheiden sich die Unternehmen aber gegen das Befolgen der Regeln, folgt ein Delisting. Für Anleger muss auch das keine Katastrophe bedeuten. Wahrscheinlich werden alte Aktien gegen neue an einem neuen Börsenplatz getauscht.

Verlieren US-Anleger jedoch das Interesse an chinesischen Unternehmen, könnte die Bewertung dauerhaft tiefer sein. Das hat sich bereits in den letzten Wochen gezeigt. Allein die Diskussionen haben für Abgaben gesorgt. Das ist zumindest kurzfristig eine Gelegenheit, da chinesische Aktien nun zu einem Discount handeln.

Am Ende wäre es zu begrüßen, wenn sich chinesische Unternehmen einfach an die neuen Regeln halten würden. Es ist auch nicht im Interesse der US-Börsenplätze, wenn diese Unternehmen verschwinden. Sie machen bereits knapp 4 % der Gesamtmarktkapitalisierung aus und es entspricht einem Börsenwert von 1,5 Billionen Dollar.

Clemens Schmale


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  • virgonet33kh
    virgonet33kh

    Die Antwort ist ganz klar NEIN, bei Unternehmen die Ihr Kerngeschäft in Mainlandchina haben , wegen der Intransparenz und den polti. Spannungen. Warum sind die Werte den an der NASDAQ und nicht am Shanghai Techboard oder Hongkong gelisted ? Na ganz einfach die Wessies sollen kaufen was sie nicht durchschauen können. Chin. Internet und Techstoxx am besten am Börsenplatz Hongkong handeln, dort gibt es NOCH einen einigermassen belastbaren Nachrichtenfluss zu den jeweiligen Unternehmen. Ist MEINE MEINUNG

    12:28 Uhr, 04.06.2020

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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