Kommentar
08:52 Uhr, 27.08.2018

Inflationsschock in den USA wegen Zöllen?

An der Börse ist der Handelsstreit nur noch ein Randthema, obwohl sich die USA und China nach wie vor nicht annähern. Weitere Zölle sind daher absehbar. Gerade für die USA, die Zölle austeilen, kann es zu einem Inflationsanstieg kommen.

Es liegt auf der Hand, dass die Inflation wegen Zöllen ansteigen wird. Produkte werden durch Zölle verteuert. Würde die Inflation in der Folge sinken, wäre das nahezu absurd. Man kann fast nicht zu einem anderen Schluss kommen, als dass die Inflation in den USA wegen des Handelskonfliktes ansteigen wird.

In einzelnen Güterkategorien macht sich das bereits bemerkbar. Seit Januar erheben die USA bereits auf ausgewählte Güter Zusatzzölle. So verteuerten sich etwa Waschmaschinen auf Jahressicht im zweistelligen Prozentbereich. Das kommt einer Preisexplosion nahe.

Alles spricht für höhere Preise und eine insgesamt höhere Inflation. Die Geschichte sagt aber etwas anderes. Grafik 1 zeigt die durchschnittlich erhobenen Zölle und die Inflationsrate. Erhöhen Zölle die Inflation, dann sollten beide Zeitreihen parallel verlaufen. Das tun sie allerdings nicht. Vielmehr verlaufen sie teils ganz klar gegenläufig.

Besonders offensichtlich wird dies etwa Anfang der 1920er und 1930er Jahre. Die Zölle wurden schnell und stark erhöht. Die Inflationsrate bracht daraufhin ein. In den 1860er Jahren gab es ein ähnliches Phänomen. Erst wurden die Zölle gesenkt. Die Inflation sprang nach oben. Als die Zölle dann verdoppelt wurden, kam es zur Deflation.

Das hat mehrere Gründe. Der Theorie nach werden höhere Zölle bis zu einem gewissen Grad durch den Wechselkurs ausgeglichen. Erheben die USA Zölle, dann sollte der Dollar steigen. Das gleicht die Zölle aus und der Einfluss auf die Inflation bleibt gering. Historisch lässt sich das so nicht belegen. Das liegt allerdings vor allem daran, dass die Wechselkurse erst in der jüngeren Geschichte wirklich frei sind (Grafik 2).


Die Theorie muss sich an dieser Stelle sicherlich noch beweisen. Dafür gibt es andere Ansätze, die das Ausbleiben eines Inflationsanstiegs erklären. Ein Beispiel ist die Große Depression. Wegen wirtschaftlicher Probleme begann ein Wettrennen um die höchsten Zölle. Man dachte, man könnte die Wirtschaft so stützen. In Wahrheit verschlimmerte es die Lage.

Werden Zölle erhoben, um einer schwachen wirtschaftlichen Entwicklung zu begegnen, geht das praktisch immer schief. Es würgt die Wirtschaft ab. Die Inflation sinkt. Das gilt auch für normale Zeiten. Zölle sorgen für Unsicherheit. Investitionen werden aufgeschoben, der Handel sinkt. Die Wirtschaftsaktivität wird durch Zollanhebungen tendenziell gedämpft. Das wirkt der Inflation entgegen.

Die USA müssen daher keinen Inflationsschock befürchten – zumindest nicht wegen der Zölle. Die derzeitige Dollaraufwertung ist sicherlich nicht gänzlich auf die Zölle zurückzuführen, aber sie wirkt der Inflation entgegen. Ebenso lässt sich Zurückhaltung bei Investitionen erkennen.

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11 Kommentare

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  • Chronos
    Chronos

    kostet keine 10 sec Recherche! Das Leserkonsumverhalten hier ist elfenhaft grausig und dabei ist die Ausführung min. 8 Jahre her (Dirk Müller´s Buch)

    https://www.sueddeutsche.de/ge...

    Hedonistische Berechnungen wurden mit Greenspan eingeführt, der ist wie lange nicht mehr aktiv? Sicher mehr als 10 Jahre, es sollte also einer "breiten" Masse lange bekannt sein...

    Offizielle Daten werden ergo einfach "gezimmert" wie man sie gerade braucht.

    11:42 Uhr, 28.08. 2018
  • Dr. Kurt Weinknecht
    Dr. Kurt Weinknecht

    Wenn ich Amerikaner wäre, und mir einen VW Golf aus Deutschland kaufen wollte, und es kommt zu einer Verteuerung durch Importzölle, würde ich warten mit dem Kauf, bis die Zölle wieder abgeschafft würden. Ich würde mit meinem Auto weiterfahren und einfach warten. Dies wäre ein deflationäres Verhalten. Als Alternative könnte ich ein rein amerikanisches Modell kaufen. Die würde ich aber auch nicht machen, da mein Ziel ja ein VW Golf ist. Dh. auch die amerikanische Wirtschaft würde von meinem Verhalten nicht profitieren. Ich bleibe auf meinen Geld sitzen. Das ist für alle ein Verlust.

    23:27 Uhr, 27.08. 2018
  • Chronos
    Chronos

    de jure ist nicht de facto, daher könnte man fast den Eindruck bekommen, die Zutaten werden beliebig vermischt nur um text zu generieren. (Schmale´s Artikel werden auch immer substanzloser, wollte nicht dünner, gar schmaler schreiben). Denke, keine Vermutung, er wird je Zeile bezahlt.

    Es geht um eine Ausgliederung der Haftung und eine Verlagerung der Kosten auf eine breite Basis, die sich kaum wehren kann. Das einzige was helfen würde, wäre Konsumverzicht was nur bedingt funktioniert.

    @Jimmy17: Wozu künstlich, wenn man die echte Inflation des USD kennt, vor allem die Stillhalter?

    Venezuela zahlt pünktlich! Exakt das macht imho die USA. Zinserhöhung korrigiert allein das statistische publizierte Zahlenwerk. Die Minderung der Geldmenge macht es und die Kolonien müssen zahlen, ob sie wollen oder nicht.

    @Unbedingt: Wundert mich auch...Agrar ist ein militärisches strategisches Grundprinzip. Nur in der BRD verfremdet (Kolonie). Was wollen wir mit dem ganzen Soja? Derzeit füttern wir nicht nur Kälber, Schweine damit, sondern (neu als Absatzmarkt entdeckt), Veganer. Gab´s auch schon, Chicken Bones als Import&Export-Story...

    Trump hat damit eigentlich wenig zu tun, bis auf die texanische Flagge;-)

    12:57 Uhr, 27.08. 2018
    1 Antwort anzeigen
  • Unbedingt
    Unbedingt

    Zölle auf Waren, die im eigenen Land gar nicht mehr produziert werden, sind Unsinn. In anderen Fällen halte ich sie für vernünftig. Die größte Inflationsgefahr in den USA geht meiner Meinung nach von der Landwirtschaft aus, wenn die Vorgänge, wie sie jetzt von Monsanto (Bayer) bekannt geworden sind, größere Kreise ziehen. Und das werden sie, wenn Trump das nicht unterbindet.

    11:02 Uhr, 26.08. 2018
  • CharlieMunger
    CharlieMunger

    ich denke genau das ist auch das Ziel der US Politik.

    Künstliche Inflation schaffen um eine Zinserhöhung zu ermöglichen.

    Frage: Warum nicht einfach dauerhaft mit niedrigen Zinsen fahren?

    20:35 Uhr, 25.08. 2018
    1 Antwort anzeigen

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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