Inflation oder Deflation - das ist hier die Frage!
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Amsterdam (BoerseGo.de) - Kommt die Inflation, oder doch eher eine Deflation? Selten war die Fachwelt in einer so wichtigen Frage so uneins wie heute. Auch Léon Cornelissen, Senior Strategist im Team für Analyse der Wirtschafts- und Finanzmärkte von Robeco Institutional Asset Management, hat sich zu diesem Thema Gedanken gemacht.
Welche Tendenz sich letztlich durchsetzt, hängt Cornelissen zufolge hauptsächlich vom politischen Verhalten der Haushalts- und Finanzverantwortlichen rund um den Globus sowie den von ihnen ergriffenen Maßnahmen ab. Tatsächlich ist der Inflations- bzw. Deflationsausblick eine schwierige Frage, deren Beantwortung in den letzten Jahren insbesondere durch den steigenden Einfluss der Politik dramatisch geschwankt ist. Denn nach Ausbruch der Kreditkrise reagierte die Politik zunächst mit der Einführung von Wirtschaftsanreizen in großem Umfang. Durch dieses Verhalten stieg die Wahrscheinlichkeit einer Inflation.
Jetzt aber scheint „Sparpolitik“ das Gebot der Stunde zu sein. Regierungen treten in „Sparklausur“ zur Beschränkung der ausufernden Staatsschulden. Das erhöht die Wahrscheinlichkeit einer Deflation, zumindest kurzfristig gesehen. Langfristig ist laut Cornelissen trotzdem die Gefahr einer höheren Inflation wahrscheinlicher. Als Begründung nennt der Experte insbesondere zwei Faktoren: Erstens könnten die begrenzten Rohstoffressourcen sowie der absehbare Mangel an Arbeitsmöglichkeiten die Inflationsgefahr steigern. Und zweitens beeinflusst die weiterhin lockere Geldpolitik das Verhältnis der Staatsverschuldung zum erwirtschafteten Bruttosozialprodukt in vielen Staaten der Welt weiter ungünstig. Beide Faktoren tragen zur Inflation bei.
Manche Politiker könnten zudem in Versuchung geraten, zumindest einen Teil der Staatsverschuldung durch höhere Inflation abzubauen. Eine wichtige Erkenntnis von Cornelissen ist, dass Inflation nicht so effektiv bei der Senkung des Schuldenproblems sein dürfte, wie die Allgemein häufig vermutet. Die Folge wäre Cornelissen zufolge Deflation vorrangig zur Inflation. Mit Ausnahme von Großbritannien, wie der Robeco-Experte betont. Das Land stelle angesichts der beharrlich hohen Inflation die Ausnahme von der Regel dar. Allerdings rechnet Cornelissen im Gegensatz zu früheren Prognosen frühestens im Jahr 2012 mit einer hohen Inflation.
Unter der Voraussetzung, dass die Prognose bezüglich der höheren Inflation eintritt, stellt sich die Frage: Welche Assetklassen punkten in solch einem Umfeld mit der besten Rendite? Ganz klar, inflationsindexierte Anleihen und Swaps bieten den Anlegern bereits im Voraus zuverlässigen Schutz. Allerdings erlauben die begrenzten Forschungsdaten zu dieser Anlageklasse laut Cornelissen keinen schlüssigen Beweis in vorherigen Phasen der ansteigenden Inflation. Die neuesten Forschungsergebnisse von Cornelissen zeigen stattdessen, dass Rohstoffe und Rohstoffaktien den besten Inflationsschutz bieten. Währenddessen generieren Aktien, Barmittel und Anleihen während des Zeitraums steigender Inflation meist nur ziemlich schwache Erträge. Zudem kommt Cornelissen zu dem Ergebnis, dass Immobilien in Zeiten schnell steigender Inflation sogar negative Realerträge abliefern.
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