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10:31 Uhr, 24.03.2017

Indiens Demonetarisierung zahlt sich aus

Goldman-Sachs-Experte Prashant Khemka rechnet mit einer Eindämmung der Schattenwirtschaft, höherer Steuerehrlichkeit, einem höheren Verhältnis von Steuern zum BIP, einer geringeren Haushaltsverschuldung sowie niedrigerer Inflation und niedrigeren Zinsen.

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  • Dow Jones
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New York (GodmodeTrader.de) - Am 8. November 2016 erklärte Indiens Premierminister Narendra Modi die 500-Rupien- und 1.000-Rupien-Scheine für ungültig. Durch diese Maßnahme sollte der Korruption Einhalt geboten und die Zirkulation von nicht erfasstem Vermögen und Schwarzgeld eingedämmt werden. Die beiden Banknoten machten zu dem Zeitpunkt 86 Prozent des sich im Umlauf befindlichen Geldes aus, wie Prashant Khemka, Manager des GS Emerging Markets Equity Portfolios und Chief Investment Officer für Schwellenländer-Aktien bei Goldman Sachs Asset Management, in einem aktuellen Marktkommentar schreibt.

Als Reaktion auf diesen Schritt und angesichts der allgemein negativen Stimmung gegenüber Schwellenländern im Nachgang der US-Präsidentschaftswahlen hätten Aktien indischer Emittenten bis zum Jahresende zehn Prozent verloren. Nachdem sie am 26. Dezember ihren Tiefpunkt erreicht hätten, haben sie seitdem wieder um 16 Prozent zulegen können. Sie würden jetzt wieder zu Preisen wie vor der Demonetarisierung gehandelt, da die Daten auf eine moderatere Abkühlung der Wirtschaft hindeuteten, als zunächst befürchtet worden sei, heißt es weiter.

„Die Demonetarisierung fand im Rahmen einer allgemeinen Initiative zur Bekämpfung von Korruption und Schattenwirtschaft statt. Ziel der Regierung war, Internet-Banking und finanzielle Inklusion zu fördern. Unserer Meinung nach hatte die Initiative im Wesentlichen zwei Intentionen – die Reduzierung des vorhandenen Schwarzgelds und eine Verbesserung der Steuerehrlichkeit. Doch wurden diese Ziele erreicht?“, fragt Khemka.

Insgesamt habe die Geldentwertung Banknoten im Wert von 15 Billionen Rupien betroffen. Zunächst war davon ausgegangen worden, dass von dieser Summe vorrausichtlich 2,5 bis 3 Billionen Rupien nicht eingezahlt würden, da es den Besitzern der Scheine nicht möglich sein würde, die Herkunft dieser nicht erfassten Einkünfte zu erklären. Tatsächlich dürfte Medienberichten zufolge jedoch beinahe die gesamte Summe in das Bankensystem eingezahlt worden sein. Daher scheine das Ziel, den Schwarzgeldbestand zu dezimieren, nicht erreicht worden zu sein, heißt es weiter.

„Positiv ist jedoch zu werten, dass die Steuerbehörden umfangreiche Daten zu den Einkünften von Privatpersonen und Unternehmen erhalten haben. Infolgedessen wurden 1,8 Millionen Kontobesitzer aufgefordert, Erklärungen zu Fällen abzugeben, in denen Einzahlungen in großer Höhe stattgefunden haben. Für sich genommen gewährleistet dies noch nicht, dass Einkünfte auch in Zukunft vollständig offengelegt werden. Nichtsdestotrotz wird es diesen Privatpersonen oder Unternehmen erschwert werden, Einkünfte im selben Umfang wie bisher zu verschleiern. Daher sind wir zuversichtlich, dass sich das Niveau der Steuerehrlichkeit im Vergleich zu vor der Initiative verbessern wird. Die Maßnahme dieser Geldentwertung verbunden mit der Einführung der einheitlichen Steuer auf Güter und Dienstleistungen (Goods and Services Tax, GST) besitzt jedoch Potenzial. Dank der den Steuerbehörden zur Verfügung stehenden umfangreichen Datensätze sowie der modernen IT-Infrastruktur der GST, welche einen Abgleich von Rechnungen erlaubt, wird eine effektivere Bekämpfung der Steuerhinterziehung möglich sein“, so Khemka.

Die Ausgabe von neuen Banknoten gehe schneller voran als eingangs erwartet und es seien bereits Scheine im Wert von zwölf Billionen Rupien in Umlauf gebracht worden. Die indische Zentralbank habe die Beschränkung für Barabhebungen aufgehoben und es bildeten sich vor den Geldautomaten keine Schlangen mehr, was auf eine Rückkehr zur Normalität hindeute. Hinzu komme, dass die BIP-Wachstumsrate in Höhe von sieben Prozent für das im Dezember zu Ende gegangene Quartal Anleger positiv überrascht habe. Bei der Bemessungsmethode werde das Wachstum formeller Sektoren hochgerechnet, um einen Näherungswert für informelle Sektoren anzugeben, die von der Geldentwertung härter getroffen worden seien. Daher sei nicht damit zu rechnen, dass die Zahl in den kommenden Monaten nach unten korrigiert würde, sobald genauere Daten vorlägen.

Doch obwohl sich das Wirtschaftswachstum zweifellos etwas abgeschwächt habe, hätten sich ursprüngliche Befürchtungen eines massiven Wirtschaftsrückgangs nicht bestätigt, was zu einem starken Anstieg der Gewinnerwartungen und Aktienkurse in diesem Jahr geführt habe, heißt es weiter.

„Um einen bessere Einschätzung zu bekommen, welche Auswirkung die Geldentwertung auf die indischen Unternehmen hatte, hier zwei Beispiele: Das Geschäft eines Gebäckherstellers wuchs vor der Demonetarisierung im städtischen Bereich im einstelligen, auf dem Land im hohen zweistelligen Bereich. Mitte November letzten Jahres äußerte die Geschäftsleitung Befürchtungen über einen massiven Umsatzrückgang um 40 bis 70 Prozent. Das Unternehmen schloss das vierte Quartal 2016 mit einem Volumenwachstum von zwei Prozent, während es im Vorquartal bei sieben Prozent gelegen hatte. Im Februar dieses Jahres prognostizierte das Unternehmen eine Verbesserung der Nachfrage, wobei sich das Wachstum dann in den nächsten drei bis sechs Monaten wieder normalisieren würde“, so Khemka.

Ein großer Fahrzeughersteller habe angegeben, dass Bestellungen und Umsatz, nach einem massiven Einbruch im November, im Dezember letzten Jahres wieder zugelegt hätten. Zwar sei im November verglichen mit dem Vorjahr ein Rückgang von 20 Prozent verzeichnet worden, im Dezember sei das Volumen jedoch bereits wieder um sieben Prozent gestiegen – eine Erholung, die im laufenden Jahr andauere, heißt es weiter.

„Wir sind insofern weiterhin optimistisch, was den langfristigen Effekt der Demonetarisierung betrifft. So rechnen wir mit einer Eindämmung der Schattenwirtschaft, höherer Steuerehrlichkeit, einem höheren Verhältnis von Steuern zum BIP sowie einer geringeren Haushaltsverschuldung, einer niedrigeren Inflation und potenziell niedrigeren Zinsen. Nach unserer Einschätzung könnte die ab dem 1. Juli 2017 geplante Einführung der Steuer auf Güter und Dienstleistungen ein starker struktureller Treiber für die Wirtschaft sein, dessen Nutzen nach und nach zum Tragen kommen wird.

Wir verfolgen weiterhin einen Bottom-up-Aktienauswahlprozess und sehen ein Vielzahl an Investmentchancen, insbesondere in den inländisch orientierten Sektoren wie Industrie, Konsumgüter, Finanzwerte und Baustoffe. Diese dürften im Zuge der anhaltenden Wirtschaftserholung von einem gestiegenen operativen Leverage profitieren. Darüber hinaus ergeben sich für uns interessante Möglichkeiten in Branchen, in denen Unternehmen aus dem formellen Sektor durch verbesserte Wettbewerbsfähigkeit im Vergleich zu informellen Konkurrenten Marktanteile hinzugewinnen. Da das Kurs-Gewinn-Verhältnis (Projektion auf zwölf Monate) des Gesamtmarktes mit 16,9 etwa bei seinem historischen Durchschnitt steht, gehen wir weiter davon aus, dass sich nun ein vielversprechender Einstiegspunkt in die Frühphase eines Renditezyklus bietet“, so Khemka.

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3 Kommentare

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  • dschungelgold
    dschungelgold

    Zusatz: Die Reichen hatten keinerlei Probleme ihr Schwarzgeld gegen Brosamen auf neu eroeffnete Konten von Armen zu waschen. Gegen "geringe Gebuehr" hatte prakisch jede Bank willige Helfer. Das wird alles ausgeblendet, wie auch der praktische Bankrott zigtausender Hochzeitsausstatter, Musiker, Kleinjuweliere und Zulieferer. Ohne cash konnten zigtausende Inder nicht heiraten.

    11:19 Uhr, 27.03.2017
  • dschungelgold
    dschungelgold

    Bitte selbst recherchieren, Frau Hansmann. Das ist fake news. In Indien weiss das JEDER!

    11:15 Uhr, 27.03.2017
  • dschungelgold
    dschungelgold

    Interessant. Meine news aus Indien sind gerade das glatte Gegenteil. Die Korruption wurde teurer und wer kann haelt sein Konto auf fast null. Es gibt immer noch massive Abhebebeschraenkungen und extremen Bargeldmangel. Zudem wissen ca. 300 Mio. Inder nicht mal was ein smartphone ist. Wie derweil Ueberall wird die Masse der Armen einfach ausgeblendet als wuerden sie gar nicht existieren. Auf dem Land geht ALLES cash. Da kann Modi luegen wie er will. Zigtausende hat dieser Schwachsinn ihre Existenz gekostet. Die werden einfach ausgeblendet, waehrend die Oberklasse ihr Geld lange zuvor in der Schweiz und den Steuerparadisen lagert. Beschaemend unrecherchiert die Luegen Modis hier einfach als Realitaet zu servieren. Fakt ist , der Normalinder hat voellig das Vertrauen in die Banken verlohren (zu Recht!) und meidet sie nach Moeglichkeit wie die Pest. Vorher erzwungene elektronische Zahlungen sind laengst wieder ruecklaeufig. Indien ist und bleibt Cash Land. Da koennt ihr noch so luegen.

    11:12 Uhr, 27.03.2017

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Über den Experten

Tomke Hansmann
Tomke Hansmann
Redakteurin

Nach ihrem Studium und einer anschließenden journalistischen Ausbildung arbeitet Tomke Hansmann seit dem Jahr 2000 im Umfeld Börse, zunächst als Online-Wirtschaftsredakteurin. Nach einem kurzen Abstecher in den Printjournalismus bei einer Medien-/PR-Agentur war sie von 2004 bis 2010 als Devisenanalystin im Research bei einer Wertpapierhandelsbank beschäftigt. Seitdem ist Tomke Hansmann freiberuflich als Wirtschafts- und Börsenjournalistin für Online-Medien tätig. Ihre Schwerpunkte sind Marktberichte und -kommentare sowie News und Analysen (fundamental und charttechnisch) zu Devisen, Rohstoffen und US-Aktien.

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