Fundamentale Nachricht
14:46 Uhr, 02.05.2022

Indien und China: Nutznießer des Ukraine-Krieges?

Nach beträchtlichen Rabatten seit dem Angriff auf die Ukraine hat Indien jetzt mindestens 13 Mio. Barrel russisches Öl aufgekauft. Zum Vergleich: Im gesamten letzten Jahr waren es nur drei Mio. Barrel mehr.

Peking (Godmode-Trader.de) - Russland bemüht sich, den Schaden westlicher Sanktionen über Handelsbeziehungen in Asien auszugleichen. Nach Angaben seines Außenministeriums Sergej Lawrow will Moskau den Handel mit China stark ausweiten. Die Rohstoff- und Warenlieferungen sollen demnach markant wachsen. Bis 2024 solle das Handelsvolumen 200 Milliarden Dollar erreichen. Chinas Firmen seien trotz möglicher US-Folgesanktionen bereit, die Kooperation mit Moskau deutlich auszubauen.

Auch Indien, nach China das bevölkerungsreichste Land der Erde, ist für Russland von besonderer Bedeutung. Neu Delhi hat sich den westlichen Sanktionen wegen der russischen Invasion in die Ukraine nicht angeschlossen, sondern fährt einen weitgehend neutralen Kurs. Nach seiner Visite in China hat Lawrow mit Indien ein Land besucht, das bereits zu den größten Abnehmern russischer Rohstoffe gehört.

Noch ist der jährliche Gesamthandel beider Länder überschaubar. Er betrug in den vergangenen Jahren durchschnittlich rund 9 Mrd. US-Dollar, hauptsächlich Düngemittel und Rohöl. Indiens Handel mit China beläuft sich mit mehr als 100 Mrd. Dollar pro Jahr da schon auf einem ganz anderen Niveau.

Doch Indien könnte der Nutznießer der kriegsbedingten Krise Russlands mit dem Westen werden und die Regierung in Moskau damit auch stützen. Nach beträchtlichen Rabatten Moskaus auf sein Öl seit dem Angriff auf die Ukraine hat Indien jetzt mindestens 13 Mio. Barrel aufgekauft. Zum Vergleich: Im gesamten letzten Jahr importierte der Subkontinent nur drei Mio. Barrel mehr.

Kritik aus dem Westen weist Neu-Delhi zurück: „Ich setze die nationalen Interessen meines Landes an die erste Stelle, und auch meine Energiesicherheit“, sagte Finanzministerin Nirmala Sitharaman dem Sender CNBC. „Warum sollte ich es nicht kaufen? Ich brauche es für mein Volk“, sagte sie mit Blick auf das russische Öl.

Keine Kommentare

Du willst kommentieren?

Die Kommentarfunktion auf stock3 ist Nutzerinnen und Nutzern mit einem unserer Abonnements vorbehalten.

  • für freie Beiträge: beliebiges Abonnement von stock3
  • für stock3 Plus-Beiträge: stock3 Plus-Abonnement
Zum Store Jetzt einloggen

Das könnte Dich auch interessieren

Über den Experten

Bernd Lammert
Bernd Lammert
Finanzredakteur

Bernd Lammert arbeitet als Redakteur seit 2010 bei der BörseGo AG. Er ist studierter Wirtschafts- und Medienjurist sowie ausgebildeter Journalist. Das Volontariat absolvierte er noch beim Radio, beruflich fand er dann aber schnell den Weg in andere Medien und arbeitete u. a. beim Börsen-TV in Kulmbach und Frankfurt sowie als Printredakteur bei der Financial Times Deutschland in Berlin. In seinen täglichen Online-Berichten bietet er Nachrichten und Informationen rund um die Finanzmärkte. Darüber hinaus analysiert er wirtschaftsrelevante Entscheidungen der obersten deutschen Gerichte für eine Finanzagentur. Grundsätzlich ist Bernd Lammert der Ansicht, dass aktuelle Kenntnisse über die Märkte sowie deren immanente Risiken einem keine Erfolge schlechthin garantieren, aber die Erfolgschancen deutlich erhöhen können.

Mehr Experten